Es gab Phasen in dieser Saison, da wäre manch einer mit Verschwörungstheorien und dem Glauben an höhere Mächte durchaus auf offene Ohren gestoßen. Allein in den Gastspielen bei Rot-Weiß Frankfurt und Rot-Weiß Walldorf gingen in den Schlusssekunden vier Punkte verloren. Darüber hinaus hatte es das Team von Anouar Ddaou und Patrick Ortlieb in den vergangenen Wochen nicht unbedingt mit wohlwollenden Schiedsrichterentscheidungen zu tun gehabt, wenn es um zu gebende Tore oder Elfmeter ging. Aber für die Abwärtsspirale gibt es auch rationale Ursachen.
Verletzungspech und schwache Leistungen
Die Misere nahm ausgerechnet ihren Lauf, als die Jungadler den vorläufigen Höhepunkt ihrer zu Saisonbeginn verheißungsvollen Entwicklung genommen hatten. Nachdem die ersten beiden Auswärtsspiele zwar verloren gegangen waren, aber zu Hause Kickers Offenbach mit 1:1 und der FSV Frankfurt mit 3:2 in Schach gehalten wurden, brannten die Riederwälder am sechsten Spieltag ein Feuerwerk sondergleichen ab, als der SV Darmstadt 98 schon zur Halbzeit mit 3:0 zurücklag und an diesem Endstand nicht mehr rütteln konnte. Es blieb bis heute die einzige Niederlage für die Junglilien, die unangefochten die B-Junioren-Hessenliga anführen.
Die Mannschaft hatte sich gefunden, vor der immer besser eingespielten Abwehrkette mit Berkan Küpelikilinc, Luca Heckmann, Alex Miller und Abed Noorestani gab Dario Gebuhr einen zuverlässigen Stabilisator und hielt den Offensivgeistern den Rücken frei für ihr pfiffiges Kombinations- und Umschaltspiel, an dessen Ende meist Massil Aimene als Endverwerter zur Stelle war.
Nur vier Tage später dann das besagte Stadtduell bei RW am Brentanobad mit dem 1:2 im allerletzten Augenblick. Was Ende September als Betriebsunfall einer normalen Entwicklung durchging, war im Nachhinein der Vorgeschmack auf das, was folgen sollte. An Spielausrichtung und Einsatzwillen änderte sich eigentlich nichts, bezeichnend, dass bis Ende Oktober keine einzige Partie, außer des Erfolgs gegen Darmstadt, mit mehr als einem Treffer Differenz endete. Bis zur 0:2-Niederlage bei Viktoria Fulda, als Cheftrainer Ddaou eine komplette Mannschaft nicht zur Verfügung stand. Neben fünf in der U17 gesetzten Akteuren fehlten weitere fünf verletzt und Kapitän Heckmann gesperrt.
Auf die Knochen
So viel zu den eigenen Handicaps. Grundsätzlich bekommen es die Jungadler des ausgewiesenen Ausbildungsjahrgangs im Schnitt mit ein Jahr älteren Kontrahenten zu tun. Vielen derer sind sie fußballerisch überlegen, aber gerade einigen Vereinen mit eigenem Leistungszentrum nicht immer restlos. Und taktisch sind ohnehin alle Teams auf der Höhe der Zeit. „Alle leisten gute Arbeit“, sieht Ddaou in jedem Gegner einen ernstzunehmenden Herausforderer. Zu der naturgegebenen körperlichen Unterlegenheit kommt, dass Jahr für Jahr mehr Mannschaften das gezielte Athletiktraining für sich entdeckt haben und ihre physischen Anlagen immer gewinnbringender einsetzen. Nicht zuletzt geht mit dem Altersunterschied auch eine andere Abgezocktheit einher, was sich nicht zuletzt im Verhalten in beiden Strafräumen niederschlägt. Stichwort: Chancenverwertung. Erschwerend kommt seit jeher hinzu, dass für ausnahmslos jeden Gegner in der B-Junioren-Hessenliga das Aufeinandertreffen mit der Eintracht „das Spiel des Jahres“ ist, wie sich Coach Ddaou bewusst ist. „Unsere Gegner gehen gegen uns in jedem Spiel ans Limit, was uns umgekehrt noch nicht immer gelingt.“
Insofern sind die Erfolge der Vorjahre, als Ddaou in seinen ersten vier Amtsjahren dreimal Dritter sowie zweimal Hessenpokalsieger wurde, umso höher einzuordnen. Auch in den glorreichen Zeiten gab es immer mal wieder heikle Phasen, aus denen die Frankfurter Jungs mittelfristig gestärkt hervorgegangen sind. Auch wenn der aktuelle Abstiegskampf für viele Neuland ist. Eine fast vergessene Erfahrung haben unsere B-Junioren just am vergangenen Samstag gemacht, als gegen die TSG Wieseck die vierte Niederlage in Folge besiegelt schien, der Unparteiische schon mehrfach die Pfeife zum Schlusspfiff im Mund hatte und der eingewechselte Daniel Pulice in der allerletzten Sekunde zum 1:1 traf. Das längst verabschiedete Matchglück war zurück.