29.10.2018
Bundesliga

Um keine Antwort verlegen

Ausreden suchte nach dem für aktuelle Verhältnisse durchschnittlichen Auftritt in Nürnberg keiner der Beteiligten, die vielmehr Erklärungs- und Besserungsansätze parat hatte.

Am Ende war alles eine Frage der Perspektive. Manch einer wird angesichts der jüngsten Höhenflüge den torlosen Halbzeitstand mit einem Grummeln aufgenommen habe. Eine Stunde später war ein jeder Frankfurter Anhänger und Akteur glücklich, einen Punkt aus dem Max-Morlock-Stadion entführt zu haben – obwohl sich nach dem Last-Minute-Ausgleich durch den eingewechselten Sébastien Haller an der Ausbeute rein gar nichts geändert hatte.

„Heute hatten wir Glück, dass wir so spät noch ein Tor erzielen. Wir haben insgesamt kein gutes Spiel gemacht, zumal die Nürnberger auch einen richtig guten Tag hatten und uns vor einige Probleme gestellt haben“, räumte hinterher etwa Makoto Hasebe ein und machte mit letzterer Einschätzung gleichzeitig auf eine Stammtischweisheit aufmerksam, die viel Wahres beinhaltet. Denn zu all den furiosen Darbietungen der Adlerträger in den vergangenen Wochen gehört auch immer ein Gegner, der eben mal mehr und mal weniger Freiräume gestattet – ohne dass dies die einträchtigen Umschalt- und Abschlussstärken schmälern würde.

Das neue Selbstverständnis

Gerade im Wissen um das eigene Leistungsvermögen nahm Kevin Trapp, vor dem Seitenwechsel beschäftigter als erwartet und bei einer Szene mit dem Pfosten im Bunde, in erster Linie sich und seine Kollegen in die Pflicht: „Wir haben unsere Qualität und das, was uns in den vergangenen Wochen ausgezeichnet hat, heute nicht auf den Platz gebracht. Von daher sind wir mit dem Punkt gut bedient.“

Selbst von der Tatsache, dass zwischen der Europapokalnacht und dem Bundesligamittag kaum mehr als zweieinhalb Tage Regenerationszeit gelegen hatten, ließen sich die selbst betroffenen Sportler nicht zu Ausflüchten hinreißen. „Die Partie am Donnerstag spielt vielleicht ein bisschen mit rein, ebenso wie die frühe Anstoßzeit. Aber das soll nicht als Ausrede herhalten“, bezog Sportdirektor Bruno Hübner das straffe Programm zwar in die Analyse mit ein, als ausschlaggebende Ursache reichte dieser Aspekt gleichwohl zu kurz, wie selbst Routinier und Vielspieler Hasebe meinte: „Müdigkeit ist für mich keine Ausrede, denn wir haben einen großen Kader und genug Qualität, um das aufzufangen.“

Hütter ungewollt bestätigt

Als wollte Haller die Worte des Abwehrdirigenten schon vorgreifend symbolisieren, war es ausgerechnet der von der Bank gekommene Sturmtank, der eine messerscharfe Hereingabe Danny Da Costas, ebenfalls in dieser Saison nicht unbedingt körperlich unterfordert, in der Nachspielzeit in die Maschen wuchtete und die sportliche Antwort auf manches während der 90 Minuten aufgekommene Fragezeichen gab. Ob es am Ende 0:1 oder 1:1 steht, hätte an der Einschätzung von Cheftrainer Adi Hütter, nur mit 100 Prozent wettbewerbsfähig zu sein, wahrscheinlich nichts geändert. Somit waren die Adlerträger am Ende des Tages gefühlt um einen Punkt und einige Erkenntnisse reicher.