Im Sommer 1991 kam der gebürtige Mazedonier als A-Jugendlicher vom SV Darmstadt 98 zu Eintracht Frankfurt. Sein Entdecker, der damalige A-Jugendtrainer der Eintracht, Charly Körbel, erinnert sich: „Damals kam ich mit Karsten Kusch, immerhin einem Jugendnationaltorwart im Eintracht-Tor, nicht zurecht und habe ihn weggeschickt. Das kam einer Revolution gleich, denn wir standen plötzlich ohne Torwart da. Da erhielt ich einen Anruf, dass es beim SV Darmstadt einen gibt, der gut sei. Im strömenden Regen stand ich dann zusammen mit Rainer Knobloch, meinem damaligen Torwarttrainer, am Trainingsplatz und „Knobi“ meinte zu mir: „Schau mal, der ist gut, aber ich glaube, er hat ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen. Den bekomme ich aber hin.“
Gesagt, getan, der Kontakt zu Oka´s Opa, seinem ständigen Begleiter, wurde geknüpft und für 100 DM im Monat wurde der Wechsel perfekt gemacht. Fortan wurde mit Bleiweste trainiert um die überschüssigen Pfunde los zu werden. „Die Bleiweste bringt der Knobi heute immer noch mit in die Fußballschule und erzählt den Kindern die Geschichte vom Oka“ sagt Charly. Seine erste Bewährungsprobe im Eintracht-Tor bestand Oka bei einem Jugendturnier des FC Sunderland, bei dem die Eintracht für den FC Bayern München eingesprungen war.
Im Herbst 2011 – genauer gesagt im Heimspiel gegen den MSV Duisburg am 23. Oktober 2011 - stand der „ewige Oka“ zum 350igsten Mal in einem Ligaspiel im Tor der Eintracht. Damit wird Oka in der Eintracht „Hall of Fame“ fast in einem Atemzug mit Charly Körbel (602), Willi Neuberger (520) Jürgen Grabowski (441), Bernd Nickel (426) und Bernd Hölzenbein (420) genannt und natürlich steht der 5-fache Nationalspieler Mazedoniens aktuell im Frankfurter Tor und wer weiß, welche Zahl am Ende seiner Karriere zu Buche stehen wird. Charly Körbel zumindest, sieht noch kein Ende kommen: „Oka wird von Jahr zu Jahr besser und ich weiß nicht, wie er es anstellt, aber er sieht auch immer besser aus. Oka scheint eher jünger als älter zu werden und wenn er gesund bleibt, was ich ihm natürlich wünsche, dann brauchen wir keinen neuen Torwart“.
Die Fans feiern ihn wie zuletzt im Heimspiel gegen Duisburg, die Trainer vertrauen auf seine schier unerschütterliche Gelassenheit, die Mitspieler respektieren ihn wie kaum einen anderen und die Medien staunen nicht schlecht darüber, dass Oka immer wieder da ist. Oft genug ist er als Nummer 2 in die Saison gegangen und oft genug hat er sich den Stammplatz zurückgekämpft. Er weiß, dass es manchmal sehr schnell gehen kann und das er für diesen Moment immer vorbereitet sein muss. Dafür trainiert er und hält sich topfit. „Ich schätze seine Disziplin und seine Ehrlichkeit zu sich selbst“, lobt der Rekord-Bundesligaspieler, „Oka wollte immer weiterkommen und sich ständig verbessern. Das ist bis heute so geblieben“, sagt Charly Körbel und fühlt sich bei der Karriere des Eintracht-Torwarts an seine eigene Vita im Eintracht-Trikot erinnert.
Oka Nikolov ist in seinem 21. Jahr bei der Eintracht und diese Zahl spricht für seine Loyalität. Nur einmal, im Winter 2010, liebäugelte der heute 37 Jährige mit einem Wechsel zu Red Bull New York um seine Lebenserfahrung zu erweitern. Doch der damalige Trainer, Michael Skibbe überredete ihn in Frankfurt zu bleiben. Dort fühlt sich der gebürtige Odenwälder mit seiner Familie wohl. Seine Tochter Elena hat ihn, wie er selbst sagt, geerdet. Verantwortung für ein Kind zu tragen ist für Oka sehr wichtig und lässt so manche Dinge, über die sich andere Kollegen aufregen, völlig unwichtig erscheinen. Aus seiner Familie bezieht er die Kraft und die Ruhe, die ihn seit Jahren auszeichnen. Ruhe musste er auch zu Beginn seiner Zeit bei der Eintracht beweisen.
1994 rückte Oka nach dem Abschied von Uli Stein und Thomas Ernst als neue Nr. 2 hinter Andreas Köpke, dem heutigen Torwarttrainer der Fußball-Nationalmannschaft, in den Profikader auf. Sechsmal durfte er Köpke im Tor vertreten und nach dem Abstieg 1996 begann die Ära von Oka im Eintracht-Tor. Es kamen noch Dirk Heinen, Markus Pröll, Ralf Fährmann und aktuell Thomas Kessler und stets galt es in einem fairen Konkurrenzkampf die Nummer 1 zu erobern oder sie zu verteidigen. Oka hat sich dabei immer als „Sportsmann“ gezeigt, hat keine faulen Tricks angewandt, die Tipps von älteren Kollegen angenommen und seine Erfahrung an die Jüngeren weitergegeben. Als Torwart von Eintracht Frankfurt hat er viele Trainer kommen und gehen gesehen und es gibt wohl keinen, der Oka nicht ein gutes Zeugnis ausstellen würde. Ex-Trainer Friedhelm Funkel über Oka Nikolov: „Viele Torhüter haben eine Macke und heben schnell mal ab. Aber bei Oka war das nie der Fall. Er ist immer auf dem Boden geblieben. Das hat ihn stark gemacht.“
Michael Skibbe sagte über seinen ehemaligen Torwart: Der Oka hat durch seine einnehmende Art keine Feinde in der Mannschaft, die Politik gegen ihn machen. Er ist äußerst anerkannt und bietet so keine Angriffsfläche.“ Und der aktuelle Eintracht-Trainer Armin Veh fasst es kurz und prägnant zusammen: „Oka ist ein super Typ und zu schade für die Bank.“
Quelle: Stadionmagazin vom Heimspiel gegen Alemannia Aachen, 20.11.2011