01.03.2019
Bundesliga

Unschlagbare Argumente – Gegnercheck TSG Hoffenheim

In der Liga konnten nach dem sechsten Spieltag nur die Eintracht und die Bayern der TSG Herr werden. Trotzdem stehen die Gäste aktuell im Tabellenmittelfeld.

Situation

Man stelle sich einmal vor, es existiere wieder die Zweipunkteregel: die TSG Hoffenheim würde wesentlich höher als auf Platz acht gelistet sein. Denn nach der Heimniederlage gegen die Eintracht am siebten Spieltag verloren die Kraichgauer einzig zum Rückrundenauftakt gegen Bayern München. Aber: Die TSG gilt mit zehn Unentschieden eben auch als der Remiskönig der Liga, acht Siege weisen ebenso die unmittelbaren vier Verfolger auf.

Zudem waren die Blau-Weißen in den übrigen Wettbewerben weit weniger unantastbar. Die Premiere in der UEFA Champions League endete in der Vorrunde auf dem vierten Platz, im DFB-Pokal war in der zweiten Runde beim 0:2 in Leipzig Endstation.

Weil nach dem Jahreswechsel zwei Hochzeiten wegfallen, haben die Verantwortlichen den Kader im Winter merklich verkleinert und gleich sieben Akteure verliehen. Dem gegenüber stehen aktuell aber auch acht verletzte oder gesperrte Akteure.

Formkurve

Die Punkteteilungen häuften sich ausgerechnet nach Julian Nagelsmanns Aussage im Herbst, er hasse Unentschieden. Das 1:1 in Leipzig am Montag war allein das neunte in den vergangenen zwölf Bundesligaspielen. Von Ende November bis Ende Dezember gab es gar sechs Punkteteilungen am Stück. Gleichwohl sind die Nagelsmänner auswärts schier unschlagbar, verloren noch keinen Auftritt in der Fremde. Dabei finden die Badener meist blendend in die Partien, gaben aber in dieser Spielzeit bereits acht Führungen aus der Hand. Die dadurch addierten Zähler ergäben aktuell Rang drei – das Abschneiden von 2017/18. Neben den vielen Ausfällen haben die Gäste auch mit dem Aluminium zu kämpfen. 16 Latten- oder Pfostentreffer sind einsame Spitze.

Trainer

15, 4 und 3 – der Aufschwung Hoffenheims in den vergangenen drei Spielzeiten ist unweigerlich mit dem Namen Julian Nagelsmann verbunden. Der TSG ist unter der Leitung des jüngsten Cheftrainers der Bundesligageschichte 2016 der Klassenerhalt, 2017 die Teilnahme an der UEFA Europa League und 2018 erstmals der direkte Einzug in die Königsklasse gelungen. Der 31-Jährige verkörpert jenen jugendlichen, innovativen Stil, den sich Mäzen Dietmar Hopp seit jeher auf die Fahne schreibt. Deutschlands Trainer des Jahres 2017 scheut sich nicht, vereinseigene Talente ins kalte Wasser zu werfen, wobei ihm gerade zu Beginn eigene Vorkenntnisse halfen, immerhin empfahl sich der Querdenker selbst als Trainer der U17 und U19, die er 2014 zur Deutschen Meisterschaft geführt hat, für Höheres. Auch ist es für den gebürtigen Landsberger nicht ungewöhnlich, vergleichsweise früh sein Wechselkontingent auszuschöpfen, um gegebenenfalls rechtzeitig Einfluss auf das Spielgeschehen nehmen zu können. Die bisweilen unorthodoxe und detailversessene Arbeitsweise hat rasch andernorts Interesse geweckt. Der Wechsel nach Leipzig nach dieser Saison ist beschlossene Sache.

Taktiktafel

Zu Nagelsmanns Spielauffassung gehört auch, kein starres System festzulegen, sondern seinen Spielern vielmehr feste Prinzipien an die Hand zu geben, die unabhängig vom Gegner gelten. Dennoch hat sich zumindest im Ligabetrieb das 5-3-2/3-5-2 als gängige Taktik herauskristallisiert. Wobei erst am Montag eine Viererkette Anwendung fand, die der abkippende defensive Mittelfeldspieler Florian Grillitsch situativ ergänzte. Entscheidend für das TSG-Schema ist aber nicht unbedingt die Formation, sondern die Interpretation: So erhöht die TSG durch Sprints ihre Erfolgswahrscheinlichkeit. Acht Mal sprintete Hoffenheim mehr als der Gegner, fünf Mal sprang danach ein Sieg heraus, die anderen drei Partien endeten unentschieden.

Spieler im Fokus: Andrej Kramaric

Kennzeichnend für den TSG-Fußball ist die hohe Abschlussfrequenz. 388 Torschüsse sind die meisten hinter den Bayern. Sinnbildlich dafür steht Andrej Kramaric, der bislang 63 Mal auf den Kasten feuerte, nur zwei Akteure taten das öfter. Heraus sprangen zehn Bundesligatreffer, zudem fünf in der Champions League. Unverkennbare Anzeichen, dass der Kroate, der 2018 mit Ante Rebic Vizeweltmeister wurde, seine im Herbst verlorene Zielstrebigkeit wiedergefunden hat. Der 27-Jährige stieß im Winter 2016 zunächst leihweise in den Kraichgau, ihm steht damit die Englische Meisterschaft seines Stammvereins Leicester City zu. Seitdem hat sich der wendige Angreifer als variable Waffe etabliert, fungiert immer öfter als verkappter Zehner. Seit dem Leipzig-Spiel hat Kramaric nun so viele Bundesligatore für Hoffenheim (43 Bundesligatore) wie Vedad Ibisevic auf dem Konto. Nur Sejad Salihovic war noch öfter erfolgreich (46). Doch der Bestwert wackelt: Kramaric erzielte 31 seiner 43 Bundesliga-Tore in Rückrunden.

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