09.11.2022
Bundesliga

Unterhaltsamer Heimausklang

Frankfurt besiegt Hoffenheim in einem kurzweiligen Flutlichtspiel 4:2 (3:1). Sow (6.), Kolo Muani (8.), Dina Ebimbe (29.) und Lindström (56.) treffen für die Eintracht.

Die festabendliche Stimmung im Deutsche Bank Park hatte neben mehreren Rahmenprogrammpunkten schon vor dem Anpfiff emotionale Wellen geschlagen. Mit Martin Hinteregger durfte sich einer der Leistungsträger der vergangenen Jahre im Vorfeld persönlich von den Fans verabschieden und sich nochmal feiern lassen.

Während der Publikumsliebling seit Sommer seine Profikarriere beendet hat, tauchten mit Daichi Kamada und Ansgar Knauff zwei weitere Europa-League-Helden neu in der Startformation auf. Der gesundete Japaner ersetzte den wegen Wadenproblemen geschonten Sebastian Rode im defensiven Mittelfeld. Knauff, zuletzt mit zwei Scorerpunkten nach zwei Einwechslungen, erhielt den Vorzug vor Luca Pellegrini auf der linken Außenbahn.

Die Hausherren zeigten sich von der ersten Sekunde an gewillt, das letzte Heimspiel in diesem Kalenderjahr zu einem besonderen werden zu lassen und präsentierten sich vor allem: griffig, geradlinig und gnadenlos. Oder in Zahlen ausgedrückt: In der ersten Halbzeit verbuchten die Hessen rund 60 Prozent gewonnene Zweikämpfe, drei Tore aus drei Großchancen und nicht zuletzt fast 73 Prozent angekommene Pässe im letzten Drittel. Zum Vergleich: Die Gäste brachten auf der Zielgeraden 39,5 Prozent ihrer Bälle an den Mann.

Jesper Lindström ist sofort voll bei der Sache – und an den ersten beiden Treffern indirekt beteiligt.

Schon die Anfangsphase war von großer Entschlossenheit geprägt. Auch wenn er keine direkte Torbeteiligung erhielt, hatte Jesper Lindström am blitzartigen Doppelschlag wesentlichen Anteil. Nach fünf Minuten provozierte der 22-Jährige einen gegnerischen Ballverlust an der Außenlinie, Kamada vertändelte danach fast das Leder, doch der nachgerückte Djibril Sow behauptete die Kugel mit einer Mischung aus Pressing und Pressschlag und schob mit links ins lange Eck ein (6.).

Der erste Streich: Djibril Sow setzt energisch nach und belohnt sich mit dem 1:0.

Keine zwei Zeigerumdrehungen darauf war es nach einem Einwurf auf der rechten Seite wieder Lindström, der sich ein Herz fasste und so ansatzlos abzog, dass Oliver Baumann das Spielgerät vor die Füße von Randal Kolo Muani tropfen ließ, der per Direktabnahme zum 2:0 einschoss (8.).

Der zweite Streich: Randal Kolo Muani fackelt nicht lange – 2:0.

In der Folge blieben die Adler auf dem Gaspedal, ohne sich dabei am eigenen Spielfluss zu ergötzen. Ohne Riesengelegenheit, aber mit konstanter Kontrolle diktierte Frankfurt das Geschehen. Nachdem der mitgelaufene Tuta aus dem Hinterhalt verzog (19.) und Kristijan Jakic nach einer kurzen Behandlungspause zunächst weitermachen konnte (21.), ließen die Fußballer vom Main eine Passstafette wie an der PlayStation folgen.

Der dritte Streich: Éric Junior Dina Ebimbe steht goldrichtig und darf nach Vorlage von Randal Kolo Muani (hinten) sein zweites Saisontor bejubeln.

Mario Götze leitete am Mittelkreis den Ball mit der Hacke auf Hüfthöhe auf Kamada weiter. Der behielt die Ruhe, auf Kolo Muani gab, welcher einmal quer durch den Strafraum passte, den über-übernächsten Mitspieler fand und Éric Junior Dina Ebimbe zum 3:0 vollendete (29.).

Die Eintracht ließ nicht locker, blieb vertikal und Knauff schoss in die Arme von Baumann (35.). Im Gegenzug fand ein langer Schlag von Angeliño den nach einer Ecke vorne gebliebenen Ozan Kabak, der auf Christoph Baumgartner verlängerte, welcher aus nächster Nähe zum 3:1 einköpfte (37.). Kurz vor der Pause versuchte nochmal Lindström sein Glück, sein Versuch von der Strafraumkante führte abgefälscht aber zur Ecke (45.).

Zwei, die sich gefunden haben: Jesper Lindström strahlt nach dem 4:2 Assist-König Randal Kolo Muani entgegen.

Das Stimmungshoch im Stadtwald erhielt unmittelbar nach dem Seitenwechsel einen kleinen Dämpfer, als Kabak nach 28 Sekunden auf 3:2 verkürzte (46.). Die Kraichgauer witterten ihre Chance auf das Comeback aus dem Nichts, Georginio Rutter hatte halblinks etwas zu viel Raum, doch mehr als eine Ecke kam nicht dabei heraus (53.). Anders auf der Gegenseite. Einmal wachgerüttelt, setzten die Adlerträger zum nächsten Bilderbuchkonter über Balleroberer Sow, Götze, Kolo Muani und Vollstrecker Lindström (56.).

Endlich zurück auf dem Platz: Almamy Toure feiert im letzten Heimspiel des Jahres sein Comeback.

Danach lief‘s wieder wesentlich mehr im Sinne des Champions-League-Achtelfinalisten. Von der Chancenverwertung einmal abgesehen. Kamada küsste das Alu (58.), Lindström verfehlte freistehend ebenso um Zentimeter (61.) wie Dina Ebimbe aus dem Hinterhalt (67.) und nochmal die zum Bundesligaspierl des Monats nominierte Nummer 29 fand in Baumann ihren Meister (71.).

Der Vorwärtsgang erzielte bis zum Ende vor allem Wirkung, weil hinten außer einer Abwehraktion von Kevin Trapp gegen Andrej Kramaric (84.) kaum etwas ins Wanken geriet. Weshalb die 49.000 Zuschauerinnen und Zuschauer schließlich einen unterhaltsamen Fußballabend, 4:2 Tore, das Comeback des seit August verletzungsbedingt nicht eingesetzten Almamy Toure (90.) und Eintracht Frankfurt auf Tabellenplatz vier zu Gesicht bekamen.