28.04.2024
Bundesliga

Unterm Strich: Die Chance bleibt bestehen

Die Eintracht verliert gegen Bayern, gewinnt trotzdem an Zutrauen und hat den schnellsten Mann des Spieltags in ihren Reihen. Klar ist aber auch: Gegen Leverkusen wird es nicht leichter.

Wer allein die Offensivstatistiken zu Grunde legt, kommt an dem Verdienst des FC Bayern, die drei Punkte in München behalten zu haben, nicht vorbei. Doppelt so viele Abschlüsse (20:10), dreimal so viele Schüsse auf das Tor (9:3) und ein Expected-Goal-Verhältnis von 3,36 zu 0,49. Dass Letzteres keine Aussagekraft über den wahren Spielverlauf haben muss, hat Eintracht Frankfurt selbst eindrucksvoll im Hinrundenvergleich bewiesen (5:1). Nun stand am frühen Frühlingsabend schließlich dennoch eine 1:2-Niederlage beim jüngst entthronten Rekordmeister, der gleichzeitig seinen 22. Saisonsieg feierte – einem mehr als in der gesamten Vorsaison. Insofern klang die Feststellung von Dino Toppmöller auf der Pressekonferenz plausibel: „Wenn Bayern München an das Leistungslimit kommt, wird es für viele Mannschaften sehr, sehr schwer, hier etwas mitzunehmen.“

Wer begreifen will, wie schwer dieses Ergebnis einzuordnen ist, musste nach dem Schlusspfiff nur mal schnell durch den digitalen Blätterwald klicken. Ein Auszug:

  1. Welt: „Eintracht Frankfurt verliert in München – und gewinnt am 31. Bundesliga-Spieltag doch.“
  2. Wiesbadener Kurier: „Bis zum Schluss halten tapfere Frankfurter in München die Partie gegen letztlich aber zu souveräne Gastgeber offen.“
  3. Frankfurter Rundschau: „Ein umstrittener Elfmeter führte zur 1:2-Niederlage von Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern.“

Drei Meinungen, drei Wahrnehmungen, im Grunde drei Wahrheiten. Was also tun damit. Am besten jede einzelne beleuchten.

1. Tabelle: Nix passiert

Die Medienschaffenden waren sich einig. Weil neben der Eintracht auch die drei direkten Verfolger verloren haben, dürften sich die Hessen trotz Niederlage als Gewinner fühlen, weil der Fünf-Punkte-Vorsprung geblieben ist, die Spieltage aber weniger werden.

Davon wollten sie im Herzen von Europa allerdings gar nicht so viel wissen. „Die anderen Ergebnisse sind nicht relevant, wir müssen auf uns schauen und unseren Job machen“, erklärte Sportvorstand Markus Krösche knapp und eindringlich. Ellyes Skhiri meinte: „Die Resultate sind gut für uns, aber wir selbst wollten mehr erreichen.“ Chefcoach Toppmöller erkannte zwar, sich „faktisch gesehen verbessert“ zu haben. Er habe „erst nach dem Spiel mitbekommen, dass die Ergebnisse ein Stück weit für uns gelaufen sind. Das ist auch gut, darüber freuen wir uns.“ Aber! „Für mich ist viel wichtiger, dass wir aus diesem Spiel viele positive Dinge mitnehmen können und das Spiel lange offengehalten haben.“

2. Leistung: „Sehr guter Spirit“

Und damit zum zweiten Punkt, dem Auftreten, das Toppmöller folgendermaßen beschreibt: „Wir wussten, dass wir viel leiden und laufen müssen. Das haben die Jungs bravourös getan und einen sehr guten Spirit gehabt.“ Über 118 Kilometer, die bisher drittmeisten am 31. Spieltag, lassen keine gegenteilige Einschätzung zu. Auch Krösche sah „ein ordentliches Auswärtsspiel“, hätte sich aber nach dem Seitenwechsel etwas „mehr Mut“ von den Adlerträgern gewünscht.

Über welche Waffen das einträchtige Arsenal verfügt, kam ein ums andere Mal, wenn auch nicht in Gänze, zum Vorschein. Zum einen stellt die SGE mit Ansgar Knauff, der in der Spitze 35,1 Kilometer pro Stunde sprintete, den bislang schnellsten Spieler des Wochenendes.

Zum anderen machte Hugo Ekitiké nicht nur durch den Ausgleichstreffer an sich auf sich aufmerksam, sondern nicht zuletzt mit der Art und Weise des 1:1. Der 1,89 Meter große und zugleich bewegliche Angreifer, den Frankfurt erst am Freitag fest bis 2029 unter Vertrag genommen hatte, schüttelte erst Konrad Laimer und Thomas Müller ab und überwand dann Manuel Neuer mit einem platzierten Distanzschuss, dem die Statistiker eine Erfolgswahrscheinlichkeit von acht Prozent gaben.

Krösche zeigte sich weit weniger überrascht: „Diese Aktion war so gewollt. Da siehst du die Qualität von Hugo. Er ist mittlerweile in einem guten Fitnesszustand und fußballerisch ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Es war wieder ein Schritt in die richtige Richtung, ich freue mich für ihn. Auch Toppmöller lobte das „schöne Tor durch Heki, eine tolle Leistung von ihm.“ In der 69. Minute musste der 21-Jährige vorzeitig runter, nicht aus Taktik- oder Leistungsgründen, sondern wegen eines Schlags auf den Oberschenkel, wie Toppmöller hinterher aufschlüsselte.

3. Szene des Spiels

Ein Schlag oder Ähnliches war unmittelbar nach dem Schlusspfiff auch das bestimmende Thema in den Katakomben. Die Gemüter wären vermutlich besänftigter gewesen, hätte es sich nicht um die Szene gehandelt, die zumindest auf dem Papier über Punktgewinn oder -verlust entschieden hätte, als Schiedsrichter Daniel Schlager auf Hinweis des Video Assistant Referee Robin Koch nachträglich Gelb zeigte und dem Gastgeber einen Elfmeter zusprach, der den 2:1-Endstand besiegelte.

„Ich kenne den Kochi, der würde so etwas nie mit Absicht machen. Es ist trotzdem eine komische Bewegung, ich habe auf jeden Fall gleich gemerkt, dass der Ellbogen direkt in meinem Mund gelandet ist. Es ist keine Absicht und trotzdem im Fußball nicht erlaubt“, wiegelte FCB-Stürmer Thomas Müller ab, auch Kevin Trapp vertrat den Standpunkt: „Man sieht, dass es ein Schlag ins Gesicht ist, aber in der Bewegung, als er anfängt loszulaufen. Ich kenne Robin lange genug, das ist niemals Absicht.“ Ellyes Skhiri, der seinen Unmut noch auf dem Rasen Luft machte und dafür ebenfalls eine Verwarnung erhielt, meinte: „Die Entscheidung ist schwer zu akzeptieren, aber der Schiri hat so entschieden.“ Toppmöller dazu: „Muss man vielleicht nicht geben. Aber es bringt nichts, sich darüber großartig aufzuregen. Die Entscheidung ist, wie sie ist.“ Markus Krösche wiederum befand: „Es ist vielleicht ein Elfmeter. Trotzdem muss man ehrlicherweise sagen: Alle 50:50-Entscheidungen werden in dieser Saison gegen uns getroffen. Das ist ärgerlich.“

Ausblick: Leverkusen hoch drei

Grund zur Freude lieferte derweil die U17, die nach der Staffelmeisterschaft im Halbfinale um die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft auf Bayer 04 Leverkusen trifft. Das Hinspiel steigt am 1. Mai in der Fremde, das Rückspiel findet am 5. Mai in Dreieich statt. Anpfiff ist um 11 Uhr. Im Grunde die Doublette der Männer, die am selben Tag um 17.30 Uhr den neuen Deutschen Meister aus Leverkusen empfangen.

Toppmöller fordert, „am Sonntag mit diesem Spirit in das Spiel zu Hause gegen Leverkusen“, zu gehen, „wo wir unbedingt einen weiteren großen Schritt machen möchten für unser großes Ziel, diesen Platz zu verteidigen.“ Rang sechs hat Frankfurt nun seit kurz vor Weihnachten inne. Die Garantie möchten sich die Adler selbst nicht geben und sich auch nicht darauf verlassen, dass die Konkurrenz nochmal Federn lässt, wie Skhiri betont: „Leverkusen spielt eine geile Saison, hat eine geile Mannschaft. Wir werden bereit und fokussiert sein. Denn wir wollen und wir benötigen diese Punkte!“