22.09.2025
Bundesliga

Uzuns Rekord und Santos‘ Status

Nach dem 3:4 gegen Union Berlin sind die Analysen ehrlich. Zudem zeigen Krösche und Toppmöller den Plan mit dem brasilianischen Torwart auf und ein Torschütze schreibt Bundesligageschichte.

Wenn sich die Einzelspiele am Sonntag zeitlich so sehr überschneiden, dass sich auf DAZN kurzzeitig eine Konferenzschalte angeboten hätte, kann im 15.30-Uhr-Match nicht alles nach Plan gelaufen sein. Aus Sicht von Eintracht Frankfurt weit weniger als vorgenommen, auch wenn die Hessen gegen 1. FC Union Berlin bis zur letzten Sekunde auf einen Punktgewinn hoffen durften. 0:2, 1:2, 1:4 – schlussendlich 3:4 stand auf dem anlässlich 100 Jahren Stadion historisch gelayouteten Videowürfel im Deutsche Bank Park.

Der Endstand zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Union Berlin in historischem Look.

Die Stimmung während und Aufmunterung nach dem Schlagabtausch von den Rängen ausgeklammert, vermisste Sportvorstand Markus Krösche auf dem Rasen „gewisse Rahmenbedingungen“, Sportdirektor Timmo Hardung erkannte „Einladungen, die wir an Union verteilt haben“, Kapitän Robin Koch bemängelte „zu viele Fehler“ und Dino Toppmöller beschloss seine erste Analyse mit der einfachen Rechnung: „Wenn du drei Tore gegen eine Mannschaft schießt, die nicht einfach zu bespielen ist, muss das für einen Sieg reichen.“

Ehrliche Worte in den Katakomben, die die Beteiligten gleichzeitig mit dem Ansinnen verbanden, nicht alles schwarz zu malen, was drei Tage vorher auf internationaler Ebene vermeintlich glänzte. Anders ausgedrückt: Weder fühlten sich die Frankfurter Fußballer nach dem 5:1 gegen Galatasaray wie die Könige von Europa, noch 66 Stunden und 78 Prozent Ballbesitz später als die Bauern der Bundesliga. Auch das gerne reflexartig angebrachte Thema Frische moderierten die Adler ab, selbst wenn die Eisernen mit über 124 Kilometern die stärkste Laufleistung des vierten Spieltags nachwiesen.

Gegenbeispiel gefällig: Can Uzun, im sechsten von sechs Pflichtspielen in der Startelf, marschierte als Offensivmann 12,37 Kilometer, die sechstmeisten aller Bundesligaakteure am Wochenende.

Der Aktionsradius von Can Uzun gegen den 1. FC Union Berlin.

Der 19-Jährige stellte mit seinem Treffer zum 2:4 sogleich eine historische Bestmarke auf. Nie zuvor netzte ein Teenager an jedem der ersten vier Spieltage in der Bundesliga.

Lange ist es auch her, dass die SGE so viele Pässe spielte: 674 an der Zahl. Vereinshöchstwert seit Beginn der Vorsaison. Eine Benchmark, wovon sich die Hessen freilich nichts kaufen konnten, wenn der Gegner vier von fünf Torschüssen versenkt. Dass die Vorentscheidung in Form des möglichen 1:5 ausblieb, war nicht zuletzt Kaua Santos zu verdanken, der im Eins-gegen-eins-Duell mit dem allein auf ihn zustürmenden Dreierpacker Oliver Burke die Oberhand behielt.

Santos: Erstes Pflichtspiel nach über fünf Monaten

Für Santos war es das Pflichtspiel-Comeback fünf Monate und vier Tage nach seinem gegen Tottenham Hotspur erlittenen Kreuzbandriss. „Kaua hat die vergangenen Wochen immer mittrainiert, war 100-prozentig fit und stand die vorangegangenen zwei Spiele im Kader. Letztendlich hat der Trainer entschieden, jetzt den Wechsel vorzunehmen. Kaua ist unsere Nummer eins, darum hat er auch gespielt“, erklärte Markus Krösche in der Mixed Zone.

Auf die Einordnung angesprochen, bestätigte Dino Toppmöller auf der Pressekonferenz: „Wir wissen um Kauas enormes Potential und um seine Verletzungsgeschichte. Es war im Vorfeld klar kommuniziert, auch im Vorfeld des Transfers von Zetti [Michael Zetterer; Anm. d. Red.], dass wir mit Kaua als Nummer eins planen. Es ging darum, den richtigen Zeitpunkt zu wählen und wir haben uns für dieses Spiel entschieden. Er hat in den vergangenen Wochen im Training sensationell gut gehalten, Fortschritte gemacht. Das Knie hält, die Gesundheit spielt mit. Daher haben wir die Entscheidung so getroffen.“

Jung wie lange nicht

Uzun und Santos waren und sind am Main beileibe nicht die einzigen Youngster im Fokus. Dafür steht schon das Durchschnittsalter der Startelfspieler gegen die Köpenicker: 23 Jahre und 72 Tage.

In der Bundesliga waren die Adler letztmals im Dezember 1984 gegen den Hamburger SV jünger: 23 Jahre, 59 Tage. Ein Umstand, den die Profis selbst wahrnehmen, aber nicht als Alibi, sondern Ansporn. „Wir haben viele junge Spieler mit enormer Qualität, aber jeder muss lernen. Dieses Jahr wird die Herausforderung darin liegen, diese Qualität kontinuierlich auf den Platz zu bringen. Wir müssen wachsen und erwachsen spielen“, ordnete Robin Koch ein.

Ausblick: „Besser machen“ in Mönchengladbach

Auch Krösche sprach von einem „Lernprozess für unsere junge Mannschaft. Aus diesen Spielen kann man sich viel rausziehen. Das Trainerteam wird mit der Mannschaft über die Themen sprechen, um es beim nächsten Mal besser zu machen“.

Das nächste Mal ist am Samstagabend gegen Borussia Mönchengladbach. Davor „ruhen wir uns mal zwei Tage aus, schütteln uns kurz und bereiten uns auf ein gutes Spiel in Gladbach vor. Alles, was danach kommt, ist noch relativ weit weg. Egal, ob du gewonnen oder verloren hast – es geht immer ausschließlich um das nächste Spiel. Das wird schwer genug. Aber wir haben Bock drauf: ein guter Gegner und eine gute Mannschaft, die vielleicht ein bisschen mehr mitspielen will“, skizziert Toppmöller die Marschroute, bis um 18.30 Uhr im BORUSSIA-PARK der Ball rollt. Wie lange auch immer, immerhin ist nach dem Flutlichtsamstag auf Sky in der ersten Liga Sendeschluss.