28.06.2021
Team

Viel hilft viel

Am Dienstag meldet sich Oliver Glasner offiziell zum Dienst. Der neue Cheftrainer im Portrait.

Dass Oliver Glasner ein Mann mit konkreten Vorstellungen ist, konnte, wer wollte, am Abend des 10. April heraushören. Glasner, seinerzeit mit dem VfL Wolfsburg, in einem furiosen Schlagabtausch gerade erst 3:4 in Frankfurt unterlegen, wusste selbst im Moment einer von wenigen Saisonniederlagen, sachlich zu antworten – und zugleich das große Ganze im Blick zu behalten. „Wir haben zu viele Fehler gemacht, es ist alles zusammengekommen. Fußball ist nicht berechenbar, deswegen lieben wir ihn“, sinnierte der Österreicher und dachte im selben Atemzug an diejenigen, die die schönste Nebensache der Welt aus ungewohnter Entfernung verfolgen mussten: „Es war ein tolles Spiel für die Fans und wäre ein noch größeres Highlight gewesen, wenn das Stadion voll gewesen wäre.“ Wie mittlerweile bekannt ist, wird dieses Stadion, der Deutsche Bank Park, ab sofort das neue sportliche Zuhause von Glasner sein, der nach zwei Jahren aus Wolfsburg nach Frankfurt wechselte.

Das Empfehlungsschreiben des 46-Jährigen liest sich beinahe bilderbuchmäßig. Es folgte die erst zweite Verteidigung eines Europapokalplatzes in der VfL-Geschichte. 2019/20 schloss er als Siebter ab, auch wenn anschließend in der Qualifikationsphase für die UEFA Europa League Schluss war. Dass die vergangene Spielzeit dennoch allerseits Anerkennung erfuhr, verdankt der gebürtige Salzburger dem mit dem zur UEFA Champions League berechtigenden vierten Platz. Und selbst, wenn Zahlen allein auch im modernen Fußball nicht alles bedeuten, lassen einzelne Statistiken erahnen, was die Adlerträger in Zukunft von ihrem neuen Coach erwarten dürfen – und dieser von ihnen.

Oliver Glasner führte den VfL Wolfsburg in zwei Jahren zwei Mal in den Europapokal.

Mit 37 Gegentoren und 14 Partien ohne Gegentor lag Glasners Truppe in diesen Rubriken jeweils auf Platz zwei. Über 34 Spieltage betrachtet kaum ein Zufall. Dafür steht auch, dass die Wölfe 2020/21 in die meisten Zweikämpfe aller Bundesligisten verwickelt waren. Von 7586 gewannen sie 3798, also knapp mehr als die Hälfte.

Kompaktheit und Kampfkraft stellen für den mit 568 Einsätzen Rekordspieler der SV Ried folglich ein hohes Gut dar. Doch längst nicht das einzige. Auch wenn Glasner einst als Aktiver als Abwehrspezialist galt, kommen unter seiner Leitung die Angriffsbemühungen nicht zu kurz. Bei Ballgewinnen, am liebsten tief in der gegnerischen Hälfte, geht meist die Post ab, bei Ballverlusten der erste Gedanke in Richtung Rückeroberung. Ruhephasen sind eine Seltenheit. Nicht umsonst zählen Glasners Mannschaften zu denen mit den meisten Sprints und intensiven Läufen. Und somit zwangsläufig zu den fittesten.

Abschied auf dem Höhepunkt: Oliver Glasner 2019 nach vier Jahren beim Linzer ASK.

Dass der Familienvater grundsätzlich den Weg nach vorne sucht, ließ er auf beeindruckende Weise bereits in seinem Heimatland erahnen. Ab 2015 führte er den Linzer ASK als Trainer und Sportdirektor in Personalunion nach zwei Jahren in die österreichische Bundesliga. In insgesamt vier Jahren kommt er nach eigenen Treffern wie Punkten auf einen Schnitt von annähernd zwei pro Partie. Als Höhepunkt sprang 2019 Rang zwei und die Berechtigung für die Qualifikationsphase für die Königsklasse heraus.

Seit jeher an seiner Seite ist mit Michael Angerschmid ein Co-Trainer seines engsten Vertrauens. Gemeinsam coachten sie rund 250 Spiele, in Frankfurt werden weitere hinzukommen. Auch der zweite Assistent Ronald Brunmayr gilt als enge Bezugsperson. Das neue Trainertrio spielte von 1998 bis 2000 sowie 2005/06 gemeinsam in Ried. Als Glasner noch als Kapitän die Knochen hinhielt, fungierte Angerschmid nach seiner Karriere als Interims- und Co-Trainer. 2014 übernahm der studierte Diplom-Kaufmann Glasner dort seinen ersten Cheftrainerposten. Die Reise begann – und erfährt nun im Herzen von Europa ein neues Kapitel.

Angefangen am Dienstag, 11 Uhr, im Rahmen der ersten offiziellen Pressekonferenz, live zu sehen auf EintrachtTV, mainaqila, YouTube und Facebook.

Gude, Oliver Glasner!