Bei leichten Minusgraden im Stadtwald am Dienstagabend wurde jedem Eintrachtler warm ums Herz. „Es glüht“, sagte eine Adlerträgerin am EintrachtTV-Mikrofon. Die 90 Minuten zum Hinrundenabschluss gegen den SC Freiburg im Deutsche Bank Park, vor allem aber die zweiten 45 Minuten ließen die Fußballseelen im Herzen von Europa freudig strahlen. Es sei „ein nahezu perfektes Spiel“ gewesen, bilanzierte im Nachgang Robin Koch, der gegen den Klub, für den er einst im Breisgau drei Jahre spielte, mit seinem Ausgleich zum 1:1 kurz vor der Pause die Wende einleitete. Diese mündete, so die Kollegen im Guten-Morgen-Podcast „Aufstehen mit der Eintracht“, in der „besten Halbzeit der Saison“. Keine Widerrede, zweifelsohne – dominant, chancen- und torreich, reif, erwachsen, begeisternd.
„Wir sind mehr ins Risiko gegangen, noch etwas höher angelaufen und waren noch schärfer im Gegenpressing. Wir sind häufiger ins letzte Drittel gekommen. Der Dosenöffner war das 2:1, weil Freiburg die Räume dann etwas öffnen musste, weil sie auf den Ausgleich gegangen sind. So boten sich Räume zum Kontern, und offensiv haben wir einfach wahnsinnig viel Qualität“, analysierte Dennis Schmitt, Trainer der Eintracht U21 und am Dienstag als Experte bei EintrachtFM zu Gast, Durchgang zwei in der EintrachtTV-Sendung „Drüber gebabbelt – die Spieltagsanalyse aus dem Deutsche Bank Park“. Dessen Nachnamensvetter Daniel Schmitt vom Hessischen Rundfunk bilanzierte kurz und bündig: „Es ist schön, wenn die Mannschaft ein Spiel gewinnt, die auch gewinnen wollte. Ein absolut verdienter Sieg.“ Punkt.
„Drüber gebabbelt – die Analyse aus dem Deutsche Bank Park“
Zahlen zum Heimsieg, durch den die Hessen die Punkte 31, 32 und 33 sammelten und somit die beste Hinrunde seit Einführung der Drei-Punkte-Regel eintüteten:
- Expected Goals: 2,47 | 0,52
- Torschüsse: 23 | 7
- Schüsse innerhalb des Strafraums: 17 | 2
- Ballbesitz: 64,7 Prozent | 35,3 Prozent
- Angekommene Pässe: 532 (von 591) | 249 (von 327)
- Ecken: 8 | 1
Zu Zeiten der Zwei-Punkte-Regel toppte die Saison 1993/94, umgerechnet auf heutige Werte, die aktuelle Ausbeute um ein Mü.
Vier Torschützen im Fokus
„Ich habe schon immer gesagt, dass wir gute Standards brauchen, um erfolgreich zu sein“, sagte Cheftrainer Dino Toppmöller über das 1:1 vom Reißbrett. Ecke Omar Marmoush, vorgegebener Laufweg Koch, Kopfball, drin – die schnelle, passende und verdiente Antwort sechs Minuten nach dem Rückstand. „Es war genauso einstudiert. Das sah einfacher aus als es war. Wir arbeiten mit Blocks und machen uns Gedanken. Es ist schön, wenn es so klappt“, so der Torschütze, der damit zum zweiten Mal gegen Freiburg und damit so häufig wie gegen keinen anderen Bundesligaklub traf.
So klangen die Tore bei EintrachtFM
Mit seinem 15. Bundesligator in der laufenden Saison – nie zuvor erzielte ein Adlerträger mehr Treffer in der Hinrunde – drehte Marmoush Spiel und Spielstand zugunsten der Hausherren. „Omar ist ein herausragender Spieler und herausragender Mensch – charakterlich über jeden Zweifel erhaben. Das Spiel hat gezeigt, wie professionell er ist und wie gerne er für Eintracht Frankfurt spielt“, sagte Sportvorstand Markus Krösche über den Ägypter. Zweites SGE-Tor an diesem Abend, zum zweiten Mal direkt beteiligt – später sollte er auch das 4:1 vorbereiten.
Highlights: Der Heimsieg im Video
An Marmoushs Seite gegen Freiburg: Hugo Ekitiké. Der Franzose rackerte und ackerte, setzte gegen den Sport-Club neun Torschüsse ab – Höchstwert aller SGE-Spieler in der laufenden Saison in einem Ligaspiel – und verbuchte schließlich sein wettbewerbsübergreifend zwölftes Saisontor. Nach „Uwe-Bein-Gedächtnispass von Mario Götze“, wie es Stadionsprecher Daniel Wolf treffend umschrieb.
„Gegen St. Pauli hatte er eine Situation, in der er das Tor machen muss, aber unterm Strich ist er mir in diesem Spiel zu schlecht weggekommen. Er macht es sehr gut, und wenn man seine Statistiken sieht, dann ist es herausragend. Dass nicht immer alles funktionieren kann, ist klar, und heute hat er sich belohnt“, fasste Krösche zusammen. Mit acht Buden in der Liga hat der 22-Jährige in bislang 16 Bundesligaspielen 2024/25 doppelt so viele Tore wie in 14 Partien vergangene Saison.
Den Schlusspunkt setzte ein Debütant. Und Nnamdi Collins kam aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus, als er über sein erstes Tor in der Beletage und zugleich erstes Pflichtspieltor als Adlerträger überhaupt sprach: „Ich bin glücklich – nicht nur über mein Tor, sondern über den Sieg. Mein erstes Bundesligator, ein besonderer Tag für mich. Viele haben mir im Nachgang gesagt, dass ich schon früher hätte schießen können; das habe ich so gar nicht wahrgenommen. Ich wollte mir einfach einen guten Winkel verschaffen und das Ding reinhauen.“ Reingehauen. „Ein hat eine sehr gute Entwicklung genommen und einen großen Schritt gemacht“, lobte Krösche Collins, Bundesligatorschütze Nummer 290 in der Eintracht-Historie.
Ausblick: Dortmund kommt
Vier Torschützen, eine Teamleistung – und diese führte zum zehnten Saisonsieg. „Das Herz geht mir auf, wenn ich unseren tollen Spirit sehe […]. Dieser Spirit kann uns sehr weit tragen. Es ist etwas Besonderes, Teil dieser Gruppe zu sein. Jeder muss alles dafür tun, dass wir erfolgreich sind. Auch die Jungs, die nicht im Kader sind, geben uns eine gute Energie im Training. Das ist total wichtig für uns und da können wir stolz drauf sein“, so Cheftrainer Toppmöller, der bereits am Freitag, 17. Januar, mit seiner Mannschaft das nächste Heimspiel vor der Brust hat: Borussia Dortmund kommt in den Deutsche Bank Park, Anpfiff ist um 20.30 Uhr – EintrachtFM und DAZN übertragen live.
Die Schwarz-Gelben starteten zwar mit Niederlagen gegen Leverkusen und Kiel ins neue Jahr, doch Sportvorstand Krösche hebt vor dem Duell mit dem derzeit Tabellenneunten den mahnenden Finger: „Borussia Dortmund hat eine richtig gute Mannschaft mit richtig guten Spielern, das wird für uns eine große Aufgabe. Wir müssen sehen, dass wir die Leistung gegen Freiburg bestätigen und vielleicht noch was draufpacken.“