04.10.2022
Europapokal

Voller Einsatz, keine Treffer

Frankfurt und Tottenham trennen sich an einem höchst intensiven Champions-League-Abend 0:0. Es war eines der attraktiveren Sorte.

Im ersten von zwei aufeinanderfolgenden Duellen innerhalb von acht Tagen verzichteten beide Seiten weitgehend auf Überraschungen beziehungsweise Experimente. Tottenham Hotspur formierte sich wie erwartet im Haus- und Hofsystem 3-4-3, Eintracht Frankfurt setzte dem das zuletzt erfolgreich praktizierte 3-4-2-1 entgegen. Den leicht am Knöchel verletzten Mario Götze ersetzte der beim 2:0 gegen Union Berlin über eine Stunde geschonte Djibril Sow. Daichi Kamada rückte dafür auf die offensive Halbposition. Außerdem erhielt der wiedergenesene Kristijan Jakic das Vertrauen auf der rechten Seite, Ansgar Knauff rotierte auf die linke Schiene, Luca Pellegrini auf die Bank.

Von Beginn an entwickelte sich vor 50.500 Zuschauern im ausverkauften Stadion ein intensiver wie stimmungsvoller Schlagabtausch des amtierenden Europa-League-Gewinners mit dem Champions-League-Finalisten von 2019. Beiden Lagern war anzumerken, dass an diesem Dienstagabend wenig zu verlieren, aber angesichts der Punktgleichheit vor dem Rückspiel eine möglicherweise richtungsweisende Ausgangslage zu gewinnen war.

Die nach der Auslosung als tendenzieller Favorit auf den Gruppensieg ausgemachten Nordlondener sollten im ersten Durchgang etwas mehr vom Spiel haben, doch kaum ein signifikantes Chancenplus erzielen.

Die ersten Annäherungen hatten Emerson (6.) und nach einer Freistoßfinte Heung-Min Son (12.), die aber beide deutlich verzogen. Der in der Anfangsviertelstunde kompakt, doch eher tief verteidigende Gastgeber traute sich nach der ersten überstandenen Drangphase mehr aus der Deckung.

Randal Kolo Muani kommt zum Kopfball, Hugo Lloris ist zur Stelle.

Eine Kombination über Knauff und Jesper Lindström gelangte schlussendlich zu Rode, dessen Abschluss die erste Ecke einbrachte (18.). Diese fand am langen Pfosten Randal Kolo Muani, dessen Kopfball zwar wenig Druck, aber per Aufsetzer genug Gefahr hatte, damit Hugo Lloris auf Kosten des nächsten Eckstoßes fausten musste (19.). Im dritten Anlauf ließ der im Rückraum lauernde Djibril Sow die Kugel auf Lindström passieren, der Siegtorschütze aus Marseille zielte aus verheißungsvoller Lage aber in die Londoner Deckung (20.).

Danach waren beiderseits die Antennen umso empfindlicher, mögliche Nadelstiche vereitelten die konzentrierten Kontrahenten meist im Ansatz. Einzig die individuelle Klasse von Harry Kane (28.) und Son (40.) war nicht komplett einzudämmen, beide verfehlten den Kasten von der Strafraumkante um Haaresbreite. Kurz vor dem Pausentee blockte Jakic gegen den links herangerauschten Landsmann Ivan Perisic (43.).

Riesengelegenheit: Ansgar Knauff freistehend aus der Drehung.

Nach dem Seitenwechsel ließ der Premiere-League-Dritte nicht locker, doch Frankfurt vermochte der physischen britischen Gangart noch mehr entgegenzusetzen – und aus den blitzartigen Gegenstößen beinahe Kapital zu schlagen. Die zweite Halbzeit war keine fünf Minuten jung, als Sow den diagonal in den Sechzehner gestarteten Knauff per Chip bediente, der U21-Nationalspieler freistehend aus der Drehung in Lloris seinen Meister fand (50.). Im Gegenzug retteten die Hessen mit vereinten Kräften gegen Kane (51.), ehe Lindström nach energischer Balleroberung von Rode seinen Schuss einen Tick zu hoch ansetzte (60.). Ähnlich erging es Kamada mit seinem Schlenzer nach feiner Verlagerung von Sow (76.).

Auch die Trainer blieben nicht tatenlos und versuchten, mit Spielerwechseln frische Impulse von draußen zu setzen. Rafael Santos Borré kam für Kolo Muani (57.), Pellegrini für Rode (71.) und Éric Junior Dina Ebime für Jesper Lindström (87.). In der Schlussphase schienen die Hausherren fast etwas mehr Pfeile im Köcher zu haben, entscheidende Durchschlagskraft entwickelte dennoch keines der Teams, sodass am Ende ein 0:0 steht, das keinen wirklichen Verlierer, aber durchaus Tore verdient gehabt hätte.