Situation
So hatten sie sich das in Köln sicher nicht vorgestellt. Nach dem direkten Wiederaufstieg in die höchste deutsche Spielklasse steht der 1. FC Köln wieder fast ganz unten auf dem vorletzten Platz. Nur der Aufsteiger aus Paderborn steht noch schlechter da. Nach einer verkorksten Saison 2017/18 und dem daraus resultierenden Abstieg, wollten die Kölner sich nun wieder in der Bundesliga etablieren. Danach sieht es momentan aber ganz und gar nicht aus. Im Sommer holten die Domstädter vielversprechende Zugänge, wie Ellyes Skhiri (Montpellier), Sebastiaan Bornauw (Anderlecht), Birger Verstraete (KAA Gent) oder Kingsley Ehizibue (PEC Zwolle). Und auch mit Achim Beierlorzer kam ein Trainer mit vielen Vorschusslorbeeren von Jahn Regensburg. Die Weichen für eine solide Saison und den Verbleib in Liga eins schienen gestellt zu sein. Doch ganz so einfach sollte es nicht werden.
Formkurve
Mit zwei Niederlagen gegen Wolfsburg (1:2) und Dortmund (1:3) starteten die Geißböcke in die Saison. Dann das erste Erfolgserlebnis: Ein 2:1-Sieg in Freiburg. Doch das sollte es zunächst gewesen sein. Es folgten drei Niederlagen ohne eigenen Treffer. Dann punkteten die Rheinländer: Gegen Schalke gab es ein 1:1, gegen den SC Paderborn konnte der Effzeh sogar mit 3:0 gewinnen. Die Freude war jedoch wieder nicht von langer Dauer. Es setzte weitere drei Niederlagen, bevor sich die Verantwortlichen zunächst vom Geschäftsführer Sport Armin Veh und wenig später auch von Beierlorzer trennten. Nachfolger wurden Horst Heldt für den Posten als Sportchef und Markus Gisdol auf der Trainerbank. Das erste Spiel für das neue Duo verlief noch nicht nach Plan (1:4), allerdings kam der Gegner auch aus Leipzig, seines Zeichens aktueller Tabellenführer. Gegen den FC Augsburg konnte Gisdol den ersten Punkt einfahren (1:1). Zuletzt sprang für die Geißböcke gar ein überraschender 2:0-Erfolg gegen Bayer Leverkusen raus. Das größte Problem der Kölner ist die Offensive. Mit 14 Toren stellen sie die schwächste der Liga. Nur sieben Großchancen erspielten sich die Domstädter und konnten derer nur 29 Prozent verwerten. Auch das ist Ligatiefstwert.
Trainer
Markus Gisdols Trainerkarriere begann 1997 im Amateurbereich, ehe er ab 2005 die U17 des VfB Stuttgart trainierte. 2007 übernahm der gebürtige Geislinger die SG Sonnenhof Großaspach. Schon wenig später ging es für Gisdol weiter zum SSV Ulm und ein Jahr später zur TSG Hoffenheim, bei der er die zweite Mannschaft trainierte. 2011 erhielt er die Fußballlehrerlizenz und wurde Co-Trainer von Ralf Rangnick und später auch von Huub Stevens beim FC Schalke. Mit diesen Erfahrungswerten startete im April 2013 seine Laufbahn als Feuerwehrmann der Bundesliga. Zunächst bat die kurz vor dem Abstieg stehende TSG Hoffenheim um seine Hilfe. Gisdol führte die Kraichgauer durch zwei Siege in den Relegationsspielen gegen den 1. FC Kaiserslautern zum Klassenerhalt. 2015/16 musste der heute 50-Jährige die TSG auf dem 17. Platz stehend wieder verlassen, Nachfolger wurde ausgerechnet Huub Stevens. Im September 2016 waren Gisdols Retterqualitäten einmal mehr gefragt. Der Hamburger SV befand sich auf dem 16. Platz und hatte sich kurz zuvor von Bruno Labbadia getrennt. Gisdol konnte auch mit dem HSV die Klasse halten, in der darauffolgenden Saison ereilte ihn aber das gleiche Schicksal wie zuvor Labbadia, auch er wurde nach vier Niederlagen in Folge entlassen. Nun kann er sich wieder als Retter in der Not beweisen und dem FC den Ligaverbleib sichern.
Taktiktafel
Um das zu schaffen, sucht Gisdol noch nach dem geeigneten Spielsystem. In seinen bisherigen vier Partien ließ er seine Jungs immer in einer anderen Formation auflaufen. Gegen Leipzig setzte er auf ein 4-3-3, gegen Augsburg auf ein 4-4-2. Bei der 0:2-Niederlage gegen Union Berlin stellte Markus Gisdol ein 4-4-1-1 auf und am letzten Spieltag gegen Leverkusen ein 4-1-4-1. Auch das Personal wechselte er kräftig durch. Im Vergleich zum Spiel gegen die Eisernen durften gegen die Werkself sechs Neue ran. Draußen blieben Rechtsverteidiger Benno Schmitz, Innenverteidiger Lasse Sobiech, die beiden Sechser Birger Verstraete und Marco Höger und die beiden Stürmer Simon Terodde und Jhon Cordoba. Neu ins Team kamen als Rechtsverteidiger Kingsley Ehizibue und in der Innenverteidigung Rafael Czichos, der neben Sebastiaan Bornauw spielte. Linksverteidiger war wieder der 18-jährige Noah Katterbach. Einziger Sechser und ebenfalls neu in der Mannschaft war Ellyes Skhiri, vor ihm Nationalspieler Jonas Hector und Dominick Drexler. Die Außenbahnen besetzten mit Jan Thielmann über rechts und Ismail Jakobs auf links zwei Jungspunde aus der eigenen Jugend. Ersterer kam so zu seinem Bundesligadebüt und ist mit 17 Jahren, sechs Monaten und 18 Tagen nach Yann Aurel Bisseck (16 Jahre 11 Monate 28 Tage bei Debüt 2017) der zweitjüngste Debütant der Kölner Vereinsgeschichte. Die Spitze bildete Anthony Modeste.Auf welche Taktik und auf welches Personal Gisdol gegen die Eintracht setzen wird, ist folglich kaum vorauszusehen. Allerdings ist davon auszugehen, dass er nicht wieder alles über den Haufen werfen wird, nach dem Erfolg gegen Leverkusen.
Spieler im Fokus: Dominick Drexler
Der offensive Mittelfeldspieler steht seit dem Sommer 2018 bei den Domstädtern unter Vertrag. In der Aufstiegssaison war er mit wettbewerbsübergreifend 20 Assists der beste Kölner Vorlagengeber aller Zeiten. Zudem steuerte er auch noch elf eigene Treffer zum Aufstieg bei. Der gebürtige Bonner spielte in der Jugend beim Bonner SC, dann bei Alemannia Aachen und schließlich bei Bayer Leverkusen. Den Sprung in die Profimannschaft schaffte er aber nicht, weshalb er 2010 zu Rot-Weiß Erfurt wechselte. Dort blieb er drei Spielzeiten und ging anschließend zu Greuther Fürth. Nach einem Jahr zog es ihn weiter zum VfR Aalen. Drei Jahre später wechselte Drexler in den hohen Norden zu Holstein Kiel. Mit den Störchen schaffte er 2016/17 den Aufstieg in die zweite Bundesliga. Ein weiteres Jahr blieb er bei den Kielern, bevor es nach Dänemark zum FC Midtjylland ging. Allerdings nur kurz. Nur wenige Wochen später wechselte der heute 29-Jährige zum FC. In dieser Saison kommt Drexler auf elf Einsätze und einen Treffer.
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