14.01.2022
Team

Vom Kämpfer zum Knipser

Der Wert von Rafael Borré fürs Kollektiv steht seit dem ersten Tag außer Frage. Spätestens seit dem Doppelpack gegen Dortmund auch dessen Torjägerqualitäten. EintrachtTV war auf Stimmenfang.

Erster Eintracht-Doppelpacker in der laufenden Saison, erstmals zwei eigene Treffer für Frankfurt in einem Spiel und schließlich das Debüt in der kicker-Elf des 18. Spieltags. Rafael Santos Borré müsste nach dem vergangenen Wochenende auf Wolke sieben schweben. Hätte am Ende nicht die 2:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund gestanden.

Wo Borré schon Geschichte geschrieben hat

Doch so kurz die Eintracht an dem verlorenen Rückrundenstart zu knabbern hatte, so zweifelsfrei sind die Siegesetappen seit Herbst mit den Auftritten der Nummer 19 verbunden, dem in den vergangen fünf Bundesligabegegnungen bei vier Treffern und drei Vorlagen mindestens eine direkte Torbeteiligung gelang – nebenbei ein Unikum unter allen Kolumbianern der Bundesligageschichte.

Mit wettbewerbsübergreifend sieben Treffern ist Rafael Santos Borré mittlerweile der gefährlichste Frankfurter Spieler.

Nachdem der Mann aus Barranquilla nach seinem Sommertransfer von River Plate naturgemäß Eingewöhnungszeit in seiner neuen Heimat am Main benötigte, ist er belegbar in der Bundesliga angekommen. Bemerkenswert: Während der 26-Jährige in der Hinrunde noch 8,75 Schüsse für einen Treffer benötigte, landeten seine ersten beiden Versuche gegen den BVB prompt im Netz.

Was Borré seit seiner Ankunft nie abzusprechen waren, sind Einsatzbereitschaft und Kampfgeist. Gegen die Westfalen spulte der 1,74 Meter große Stürmer 12,53 Kilometer ab. Über die gesamte bisherige Saison betrachtet lief einzig Djibril Sow mehr (193,3) als der aktuelle Frankfurter Toptorschütze (184,3). 1290 intensive Läufe sind unter allen Adlern unerreicht, auf 509 Sprints kommt überhaupt kein Angreifer im deutschen Oberhaus. Weshalb Borré bei seinen Kollegen nicht allein wegen seiner Kernkompetenz einen hohen Stellenwert genießt.

Timothy Chandler etwa lobt im aktuellen Spieltagsmagazin „Im Herzen von Europa“: „Er arbeitet jedes Spiel wirklich sehr hart gegen jeden Innenverteidiger. Ich glaube, es ist nicht wirklich schön, gegen ihn zu spielen.“ Beispielhaft: 198 Pressingaktionen im letzten Drittel sind ligaweit die meisten aller Akteure. Die 783 der Hessen insgesamt übrigens ebenso. Borré ist eine Symbolfigur der einträchtigen Vorwärtsverteidigung.

In vorderster Front gewissermaßen der erste Verteidiger: Rafael Santos Borré.

Angesichts der Tatsache, dass Borré bereits als zentrale Spitze, auf Rechtsaußen und als Halbstürmer fungierte, hebt Cheftrainer Oliver Glasner gegenüber EintrachtTV exklusiv hervor: „Er ist in der Offensive sehr variabel, weil er Fußball einfach versteht. Deswegen ist es toll, dass er sich in den vergangenen Monaten so bei uns präsentiert und entwickelt hat.“

Wichtig ist aber, dass wir als Kollektiv funktionieren. Das tun wir.

Rafael Santos Borré

Borré selbst bleibt mit derlei Lobeshymnen konfrontiert bescheiden und stellt wie auf dem Rasen das große Ganze heraus: „Ich versuche, die Anforderungen auf den verschiedenen Positionen zu erfüllen. Dadurch möchte ich der gesamten Mannschaft und unserem Spiel eine Variante mehr geben. Wichtig ist aber, dass wir als Kollektiv funktionieren. Das tun wir.“

Das Herz am rechten Fleck: Rafael Santos Borré stellt den Erfolg der Eintracht über persönliche Huldigungen.

Zufrieden gibt sich die knipsende Kämpfernatur ohnehin nicht: „Streckenweise konnte man das im Spiel gegen Dortmund wieder sehen. Man konnte aber auch sehen, dass nicht immer alles gepasst hat. Im Hinblick auf die nächsten Aufgaben sind das Dinge, die wir besprechen und korrigieren müssen. Dafür müssen wir hart arbeiten.“ Für Rafael Santos Borré das Mindeste, um am Sonntagnachmittag in Augsburg wieder das Maximum zu erreichen.