08.11.2019
UEFA Europa League

Von allen guten Geistern

Nach der denkwürdigen 1:2-Niederlage in Lüttich zählt in den verbleibenden 180 Minuten jedes Tor. Der Ritt auf der Rasierklinge beginnt.

Nun steht es also fest. Anstatt im Dreisatz von Guimaraes über Frankfurt und Lüttich direkt die Ziellinie zur Zwischenrunde zu überschreiten, steht der Eintracht im Rahmen der verbleibenden zwei Vergleiche mit dem Arsenal FC und Vitória SC ein Fernduell mit R. Standard de Liège um die K.-o.-Phase bevor. Die Aufgabe: ein Tor wettzumachen. Oder um es mit Sebastian Rode zu halten: „Wir müssen vier Punkte holen, um weiterzukommen.“ Zugegeben, dass beim Zwischenstand von 0:1 aus Frankfurter Sicht die Lage aufgrund des verlorenen direkten Vergleichs gar schlechter ausgesehen hatte, ist angesichts der Entstehungsgeschichte nur ein schwacher Trost. Erst recht kein Mitleid wegen des entscheidenden Gegentreffers mit der letzten Aktion des Spiels mochte Gelson Fernandes aufkommen lassen: „Das Gegentor ist unnötig. Das war nicht gut von uns. Wir wollen nach vorne spielen, müssen aber auch lernen zu verteidigen.“

Farbfehler

Dabei gelang dies den Hessen nicht unbedingt weniger als den Hausherren. Bei 55 Prozent Ballbesitz ließen die Adler einen Abschluss weniger zu (13:12) und vollbrachten laut UEFA mehr gefährliche Angriffe (46:40). Was allerdings nicht darüber hinwegtäuschte, dass die Belgier nach dem Pfostenkopfball von André Silva die größeren Möglichkeiten besaßen, wenn auch nicht in allzu großer Zahl. Am Ende standen 6:5 Schüsse aufs Tor zugunsten Standards zu Buche – wovon bekanntlich der allerletzte von Maxime Lestienne saß. „Das war nicht verdient“, befand im Anschluss Adi Hütter, bekanntlich kein Analytiker der unsachlichen Art, weshalb der Cheftrainer seine Bewertung auch gleich mit Argumenten unterfütterte: „Es ist ärgerlich, dass wir zwei Minuten vor Schluss nicht das 2:1 machen und dann noch das Gegentor mit der letzten Aktion bekommen. Mit einem Spieler mehr hätten wir uns leichter getan“, nahm der Coach zugleich Bezug auf die Szene in der 69. Minute, als Konstantinos Laifis als letzter Mann Rode am Durchbruch in den Strafraum hinderte. „Für mich ist es eine Rote Karte“, urteilte der Gefoulte kurz nach Spielschluss selbst. Dass nach intensiver Rücksprache mit dem Linienrichter der an der Szene unbeteiligte Gojko Cimirot Gelb sah, machte das Kuriosum perfekt.„Das ist sehr bitter, aber es hilft alles nichts“, ließ Rode denn aber auch im schwersten Moment sein Kämpferherz durchblitzen und forderte, „bis Freiburg nochmal alle Kräfte zu mobilisieren. Ich bin guter Dinge.“ Zumal sich mit Filip Kostics Freistoßtreffer – dem bereits dritten des Serben 2019, keinem Bundesligaakteur gelangen mehr –  eine neue Qualität in den Frankfurter Reihen manifestierte: Kein Team kommt im laufenden Wettbewerb auf mehr Standardtreffer als die vier der Eintracht. Und Tore sind nun mehr denn je das höchste Gut – egal wie. Egal wann.