Nach 90 intensiven Minuten in der Voith-Arena waren sich alle Beteiligten von Eintracht Frankfurt einig, dass „wir gut genug waren, um drei Punkte zu holen“, wie es Rasmus Kristensen ausdrückte. Der Rechtsverteidiger hatte mit seinem Tor für den 1:1 (0:1)-Endstand im Gastspiel beim 1. FC Heidenheim gesorgt. Zu wenig für die Ansprüche der Frankfurter, das machten auch Sportvorstand Markus Krösche und Cheftrainer Dino Toppmöller in ihren Analysen deutlich.
Als hauptursächlich für den Punktverlust beim leidenschaftlich kämpfenden und durchaus gefällig konternden Gastgeber machten die Frankfurter die Leistung in der ersten Halbzeit. „Wir haben zu langsam Fußball gespielt“, meinte Krösche, Toppmöller fehlte „der letzte Punch, die Entschlossenheit“. Über das ganze Spiel gesehen verdeutlichen einige Fakten, dass die Adlerträger zwar durchaus dominant aufgetreten und bis teilweise in den Strafraum gefällig gespielt hatten, aber letztlich viel zu wenig aus ihrer Überlegenheit machten.
Fakten zur Überlegenheit
- 697 gespielte Pässe, Höchstwert in dieser Saison (Heidenheim 266).
- 16 Schüsse, davon zehn innerhalb des Strafraums.
- 72 Prozent Ballbesitz, mehr waren es in einem Bundesligaauswärtsspiel seit detaillierter Datenerfassung 2004 nur einmal.
- 25 Flanken.
- 36 Ballaktionen im gegnerischen Strafraum.
Der berühmte Knoten
Demgegenüber stehen zunächst einmal trotz dieser Präsenz im Strafraum drei Schüsse auf den Kasten von Diant Ramaj, eine im Vergleich zur Zahl der Schüsse und Ballaktionen relativ niedrige Quote. Der von seinem Cheftrainer Frank Schmidt in der Pressekonferenz nach dem Spiel gelobte Ex-Adlerträger musste das Leder letztlich nur ein Mal passieren lassen.
Zumindest regulär. Denn als Elye Wahi das Spielgerät an Ramaj vorbeibugsiert hatte und sich bereits über seinen Premierentreffer freute, hatte Schiedsrichter Dingert („fälschlicherweise“/kicker) die Szene bereits abgepfiffen und somit auch keine Möglichkeit mehr, die Szene am Monitor zu checken. Gerade für den Franzosen hätte also der berühmte Knoten platzen können – stattdessen tat Toppmöller etwas, „was ich normalerweise nicht mache“. Nämlich nach einem Spiel über den Unparteiischen zu sprechen. Ruhig und sachlich, ohne dabei Dingert in irgendeiner Form für den aus Sicht der Frankfurter nicht befriedigenden Spielausgang verantwortlich zu machen.
So wartet der Franzose nach seinem zweiten Startelfeinsatz in dieser Saison und seinem 21. Einsatz insgesamt weiter auf seinen zweiten Pflichtspieltreffer für die Eintracht. Krösche sagte nach dem Spiel über den Stürmer: „Ihm fehlt Selbstvertrauen und das Quäntchen Glück, das er durch harte Arbeit zurückgewinnen muss. Wenn du keinen Lauf hast, gehen die Dinger nicht rein. Ein Tor wäre der Knotenlöser. Stürmer müssen treffen, dann kommen sie in den Flow.“
Per Kopf erfolgreich und mit Pech
In den Flow kam die Eintracht auf der Ostalb nach der Pause, spätestens jedoch in der letzten Viertelstunde, als die Dominanz durch die Leistungssteigerung und müde werdende Heidenheimer noch größer wurde. Es reichte jedoch nur zu Kristensens Treffer, dem bereits vierten Kopfballtor der Eintracht in dieser Bundesligasaison. Das bedeutet Ligahöchstwert zusammen mit Borussia Mönchengladbach. Es hätten durchaus noch mehr sein können, denn viele gute Möglichkeiten wurden ebenso per Kopf verzeichnet, beispielsweise Koch und Skhiri jeweils nach Eckbällen.
Rasmus Kristensen hätte aber statt eines eigenen Treffers – bereits seinem achten für die Eintracht, bei keiner Karrierestation hatte er eine bessere Torquote – freilich lieber drei Punkte aus der Voith-Arena mitgenommen. So kam Sportvorstand Krösche zwangsläufig zu der Erkenntnis, dass „wir mit dieser Woche insgesamt nicht zufrieden sein können“. Durch das 1:1 an der Brenz bleibt das 2:0 gegen St. Pauli sieben Tage zuvor der einzige Sieg aus den vergangenen sieben Pflichtspielen.
Ausblick: Nächste Englische Woche
Vor der nächsten und letzten Länderspielpause in diesem Jahr geht es mit der nächsten Englischen Woche weiter, bereits am Dienstag sind die Adlerträger in Neapel gefordert. „Das wird ein ganz anderes Spiel“, sagt Krösche. 72 Prozent Ballbesitz sind gegen den Italienischen Meister nicht zu erwarten – was nicht ausschließt, dass am Ende ein besseres Ergebnis zu Buche steht als in Heidenheim.




