15.01.2024
Bundesliga

Vorschau: Auf dem Gaspedal nach Darmstadt

Die Eintracht startet mit Rückenwind in Richtung Rückrunde. In Darmstadt ist die Rollenverteilung anders als in Leipzig. Die geforderten Kernelemente aber bleiben davon unberührt.

Ausgangslage: Den Kampf zur Kunst erhoben

Ganz oberflächlich betrachtet endete die Hinrunde für Eintracht Frankfurt wie sie begonnen hatte: Mit einem 1:0-Sieg. So viel, so wenig zu den Gemeinsamkeiten, was nichtdestotrotz für Kevin Trapp, der in Leipzig 31 Torschüsse auf sich zu oder an seinem Kasten vorbei rauschen sah, mehr als eine Erwähnung wert war. „Ein schöner Sieg! Ich glaube, das letzte Mal, als wir 1:0 gewonnen haben, war gegen Darmstadt“, bewies der Torwart nach dem Auslaufen am Sonntag ausgeprägtes Erinnerungsvermögen. „In der Bundesliga war es das fünfte zu Null. Als Torhüter bin ich schon aufmerksam, was das angeht“, schob der 33-Jährige im Gespräch mit EintrachtTV schmunzelnd nach.

Am späten Nachmittag zuvor bestätigte Trapp nicht nur seinen Status als Säule der Hessen zwischen den Pfosten, sondern auch seine eigenen Weisungen vor Jahresfrist: „Ich habe nach der Niederlage gegen Leverkusen gesagt: Wenn wir gegen Gladbach und Leipzig gewinnen, haben wir 27 Punkte. Die beste Hinrunde, seit ich hier bin, war mit 31 Punkten.“ Entsprechend lasse sich nun von „einer sehr guten Hinrunde“ sprechen. Zwischenfazit Ende, wohlwissend, was es für Platz sechs nach der ersten Halbserie bedurfte und unverändert Basis bleiben soll: „Wir haben im Kopf, dass wir jedes Spiel gewinnen wollen. Das werden wir wahrscheinlich nicht können. Aber du musst es wollen und dafür auch investieren. Wenn wir das machen, sind wir schwer zu schlagen.“

Rückblick: Eng und meist erfolgreich

Ob nun von den Champions-League-Vertretern – gegen Dortmund, Union, Bayern und Leipzig heimste die SGE zehn von zwölf möglichen Zählern ein – oder von Aufsteigern, wie der kommende Gegner SV Darmstadt 98 am Samstag, 15.30 Uhr, einer ist. Saisonübergreifend hat die Eintracht von den vergangenen neun Vergleichen mit Liganeulingen sieben Siege und zwei Remis eingefahren. 2023/24 zu Hause neben Heidenheim 2:0 eben die Lilien zum Saisonstart 1:0 bezwungen.

Schöne Erinnerungen weckt beispielsweise auch das vorletzte Duell im DFB-Pokalviertelfinale vor knapp einem Jahr am 7. Februar, als die SGE im Deutsche Bank Park mit 4:2 die Oberhand behielt. Davor mussten die Anhänger beider Lager aufgrund des Ligenunterschieds über fünf Jahre ohne Hessenduell auskommen. Das letzte Gastspiel am Böllenfalltor datiert vom 10. Septembr 2016. Sandro Sirigu sicherte den Hausherren in der 90. Minute den Dreier, Timothy Chandler verteidigte kurz innen statt außen, ehe Jesús Vallejo in der siebten Minute wegen einer Verletzung von Guillermo Varela für die alte Ordnung in der Verteidigung um David Abraham sorgte.

Zwei super linke Füße

Lange Gesichter nach dem zweiten Spieltag und eine lange Zeit, in der sich bekanntlich viel getan hat. Doch selbst, wer die Aufstellungen der laufenden Spielzeit näher betrachtet, kann vom ersten Spieltag nur bedingt Schlüsse ziehen. Von den Akteuren, die am 20. August die Startelf bildeten, standen am Samstag in Sachsen fünf nicht auf dem Platz: Randal Kolo Muani und Jesper Lindström verkauft, Sebastian Rode nach mehrmonatiger Verletzung teilweise im Mannschaftstraining, Ellyes Skhiri beim Africa Cup und Philipp Max auf der Bank.

Gerade letztere Personalie, die Frage nach der Besetzung der linken Außenbahn, ist für den Coach der eigenen Mannschaft Luxus und für den Gegner in Person von Torsten Lieberknecht schwer vorherzusehen. Denn wie Max im Hinspiel gab der kurz vor Transferschluss verpflichtete Niels Nkounkou nun die Vorlage zum Tor des Tages. „Die Flanke war wirklich unfassbar. Niels hat einen super linken Fuß, genau wie Philipp. Wir haben zwei Spieler auf der linken Seite, die uns jeder auf seine Weise helfen können. Das macht uns ein bisschen flexibler und variabler“, ist Hintermann Trapp überzeugt.

Rechts ging mehr

Und Cheftrainer Dino Toppmöller gefiel nicht nur „die Vorlage. Er hat auch deutlich besser verteidigt. Wir haben uns ein paar Szenen mit ihm angeschaut und individuelle Analyse betrieben. Bei Niels geht es wie bei Aurélio auf der anderen Seite um Fokus und Aufmerksamkeit. Die brauchen wir – als Mannschaft – über 90 Minuten!“ Überhaupt greift der scheinbare Schwerpunkt auf den linken Flügel zu kurz. In Leipzig erfolgten 47,6 Prozent aller Angriffe über den rechten Flügel und 28,6 Prozent durch die Mitte.

Die drittjüngste Startelf der Bundesliga

Unabhängig der jeweiligen Zonen war Toppmöller zuletzt zwar voll des Lobes für das Verteidigungsgebaren der mit im Schnitt 25 Jahren und 190 Tagen jüngste Startelf der Liga, merkte aber auch an: „Wir mussten für meinen Geschmack zu viel verteidigen.“ Weshalb etwa die Offensivqualitäten der Winterneuzugänge Sasa Kalajdzic und Donny van de Beek noch im Verborgenen blieben. Vielmehr griff Feingeist van de Beek zu vier Fouls, die meisten in seinem Team. Das Trio perfekt machen der vom halben Zehner zum klaren Sechser verwandelte Mario Götze mit einem Topwert von 80 Intensiven Läufen und Hugo Larsson, der mehr Kilometer abriss als alle anderen Akteure: 12,65.

Die Rückrunde kann kommen

Weshalb Toppmöller auch hinsichtlich der Winterneuzugänge gespannt auf die nächsten Wochen blickt: „Ich glaube, dass uns beide sehr helfen werden. Gerade in Spielen, in denen wir mehr den Ball haben, und Sasa in der Box in Positionen bringen, in denen er selbst torgefährlich werden kann. Dafür hatten wir zu wenig Entlastung. Doch beide haben sich nahtlos in eine funktionierende Mannschaft eingefügt.“

Wenn dann noch der Torschütze am liebsten übers Verteidigen spricht, muss es fürs Samstag keine Rolle spielen, dass Darmstadt mit zehn Zählern auf Platz 18 liegt und seit zehn Ligaspielen auf einen Sieg wartet: „Kampf über 90 Minuten und Intensität sind das, was wir brauchen. Das haben wir auf den Platz gebracht. Es gibt uns Rückenwind für die nächsten Aufgaben. Es geht direkt weiter mit dem Derby.“ Die Rückrunde kann kommen.