Ausgangslage
Die Gemengelage im Herzen von Europa gleicht sieben Spieltage vor Schluss wie so oft in dieser Saison einer Mischung aus Gier und Geduld. Mit dem 0:0 am Samstag gegen den 1. FC Union Berlin war niemand vollends zufrieden, der Leistungssteigerung im zweiten Durchgang konnten schon mehr etwas abgewinnen; selbst wenn am Ende nicht der Haupt-, sondern ein einfacher Punktgewinn stand.
Unterlegen waren die Adler den Köpenickern keinesfalls, wirklich überlegen zumindest in den letzten 30 Minuten. Entsprechend kam zu den vergleichsweise wenigen sechs Niederlagen relativ ungefährdet keine weitere dazu, dafür gilt die SGE mit elf Unentschieden nun als die geteilte Remiskönigin der deutschen Beletage. Allein mit weiteren Punktteilungen, dafür bedarf es keiner prophetischen Fähigkeiten, wird Rang sechs bei derzeit fünf Zählern Vorsprung auf Augsburg und Freiburg schwer zu halten sein, weshalb Ansgar Knauff beteuerte, „alles daransetzen“ zu wollen, „Platz sechs zu verteidigen. Es ist unser klares Ziel, nächstes Jahr wieder international dabei zu sein!“
Weshalb es den Adlern mehr als eine Herzensangelegenheit ist, „daran zu arbeiten, dass wir von Anfang an diese Energie auf den Platz bekommen. Denn wenn wir das über 90 Minuten auf den Platz bringen, steigt die Torwahrscheinlichkeit“, so die Rechnung Knauffs. Philipp Max pflichtet dieser These bei: „Wir waren immer dann am besten, wenn wir von Anfang an sehr viel Bereitschaft, Wille und Herz gezeigt haben.“
Am liebsten gleich am Freitagabend, wie es auch Dino Toppmöller mit Blick auf das Auftakt-Match des 28. Spieltags anstrebt: „Es war ein Schritt nach vorne, wie wir gegen einen so tiefstehenden Block wie den Unions viele Situationen kreiert haben mit Spielfreude und Engagement.“ Das „fehlende Quäntchen Glück“ hier, „die Verteidigungsqualität des Gegners“ dort hätten den Dreier verhindert, meinte der Eintracht-Chefcoach und „jetzt versuchen wir es am Freitag wieder gegen Bremen.“ Ab 20.30 Uhr rollt der Ball im Deutsche Bank Park, DAZN und EintrachtFM übertragen live.
Rückblick
Die Kontrahenten von der Weser sind eines von vielen Beispielen in der Bundesliga, die zeigen, dass die Diskussionsgrundlagen am Main zwar nicht unberechtigt, zugleich aber Probleme sind, die andere gerne hätten. Der SVW etwa liegt derzeit auf Platz zehn, zehn Zähler vor den Abstiegsrängen und elf hinter den Europapokalplätzen. Nicht Fisch, nicht Fleisch, das sogenannte Niemandsland nach nun vier Niederlagen am Stück. Am Samstag gewann der VfL Wolfsburg 2:0 im Weserstadion und erstmals überhaupt in 2024.
Werders 50-aus-50-Quote
Einer Pleite entgingen die Adlerträger beim Gastspiel in Norddeutschland am elften Spieltag schließlich eher beeindruckend denn bedrückend, als Ellyes Skhiri und Hrvoje Smolcic aus dem 0:2-Rückstand den 2:2-Endstand herbeiführten. Insgesamt hat die Eintracht 2023/24 bisher 13 Punkte nach einem Rückstand ergattert, umgekehrt auch 13 Zähler nach einem eigenen Vorsprung hergegeben.
Fifty-fifty ist auch das Stichwort mit Bezug auf die Hanseaten, die bisher exakt 50 Großchancen schufen und derer genau 50 Prozent verwerteten – die Quote sucht ligaweit ihresgleichen. Dem gegenüber steht die Eintracht mit 19 Prozent verwandelten Chancen (nicht Großchancen) – der zweitbeste Wert im Oberhaus. On top liest sich obendrein die persönliche Bilanz von Mario Götze gegen Werder Bremen. Sieben Bundesligatore erzielte der 31-Jährige gegen Grün-Weiß, gegen keinen Klub mehr.
Großes Vertrauen in Ekitiké
Fürs Toreschießen Sorge tragen seitens der Frankfurter Fußballer gemäß Positionsprofil vornehmlich Omar Marmoush und Hugo Ekitiké, die am Samstag erstmals seit dem 2:2 gegen Wolfsburg Ende Februar gemeinsam in der Startelf standen. „Es dauert seine Zeit, um in einen Rhythmus zu kommen. Das ist einer der wichtigsten Faktoren im Fußball überhaupt. Dann kommt automatisch auch das Selbstvertrauen. Er macht es immer besser und kann die nächsten Spiele auf jeden Fall noch wichtig für uns werden“, zeigt sich Philipp Max von den Finisher-Qualitäten Ekitikés überzeugt. Knauff stößt ins selbe Horn: „Ein super Spieler, gut im Eins-gegen-eins. Wenn ihm die ersten ein, zwei Tore gelingen, wird er nochmal einen großen Schritt machen. Er kann uns auf jeden Fall extrem weiterhelfen.“ Vielleicht ja schon recht zeitnah.