Ausgangslage: Konkurrent PAOK, Fokus HJK
In einem Monat kann viel passieren. Wenn Eintracht Frankfurt am Donnerstag zum vierten Gruppenspiel der UEFA Europa Conference League beim HJK Helsinki gastiert, wird der Bundesligist seit über einem Monat ungeschlagen sein. Letztmals ohne Zählbares standen die Hessen am 5. Oktober in Thessaloniki da, als PAOK in letzter Minute das 2:1 gelang. Weil den Griechen das gleiche Kunststück nach 0:2-Rückstand in der Nachspielzeit auch gegen den Aberdeen FC gelang, führen sie die Gruppe G mit maximalen neun Zählern an. Erster Verfolger ist die SGE mit sechs Punkten vor Aberdeen und Helsinki mit jeweils einem Remis und zwei Pleiten.
Rückblick: Geschichte geschrieben
Insofern ist das Aufeinandertreffen ab 19.45 Uhr Ortszeit (18.45 Uhr MEZ) für die Gäste eine von drei Chancen, das Rennen um die Spitze offenzuhalten, während sich der finnische Rekordmeister kaum eine weitere Niederlage erlauben darf, soll die europäische Reise im nächsten Jahr weitergehen. Denn in vier Wochen kann auch wenig passieren. Zwar standen die Finnen am Ende der Meisterrunde mit drei Toren Vorsprung ganz oben, der letzte Dreier datiert aber vom 27. September, einem 3:0 gegen den Ligarivalen FC Honka.
Seit dem 21. Oktober ist die nationale Pflicht erfüllt und die Saison beendet, weswegen die Verantwortlichen zwischen den beiden Duellen mit der Eintracht erste Nägel mit Köpfen machten und neben der Vertragsverlängerung von Torwart Jesse Öst am Sonntag schon zwei Tage nach dem 0:6 im Stadtwald bekanntgaben, mit Ferran Sibila als Cheftrainer ins neue Spieljahr zu gehen. Der 35-jährige Spanier löst zum Jahreswechsel Meistertrainer Toni Korkeakunnas ab.
Die höchsten Siege in der UEFA Europa Conference League
- 5. Oktober 2023: Nordsjælland – Ludogorets 7:1
- 26. Oktober 2023: Fiorentina – Čukarički 6:0
- 26. Oktober 2023: Eintracht Frankfurt – HJK Helsinki 6:0
Das 6:0 der Eintracht vor zwei Wochen war nicht nur einer der drei höchsten Siege der Europa-Conference-League-Geschichte, sondern rückblickend auch der Ausgangspunkte eines wiederkehrenden Rotationsschemas. Während zwischen den Bundesligaspieltagen sieben, acht, neun und zehn selten mehr als eine Änderung in der Startelf fand, vertraute das Trainerteam für die Aufgaben unter der Woche regelmäßig vier bis sechs neuen Akteuren in der Startformation. Rhythmus für die einen, Schonung für die anderen. Das Resultat war außer beim 3:3 gegen Dortmund identisch: Sieg.
Weshalb sich für die dritte Englische Woche in Folge weniger die Frage der Wahrscheinlichkeit, sondern die nach Namen stellt. Denn an Empfehlungsschreiben hat es zuletzt nicht gemangelt, ob als Starter oder Joker.
Erfolgsrezept Rotation
Ansgar Knauff
Mitte September zweimal hintereinander erst gesperrt und dann nicht berücksichtigt, durfte seit dem Brustlöser gegen Heidenheim in der Liga immer von Beginn an ran, erzielte zwei Tore und ein weiteres im DFB-Pokal bei Viktoria Köln.
Paxten Aaronson
Wie Knauff im Pokal eingewechselt; Vorlagengeber zum 2:0-Endstand.
Hrvoje Smolcic
Erste Wechseloption in der Abwehr, am Samstag beim 3:0 gegen Union Berlin eine ganze Halbzeit gefordert. „Wir mussten Tuta verletzungsbedingt auswechseln, weil er Probleme an der Schulter hatte. Dann kam Smola rein und hat sich gut eingefügt hat. Vor allem im Defensivspiel extrem stabil, ein robuster Kerl, der uns dieselbe Stabilität geben konnte, die wir im ersten Durchgang auch hatten“, war die Leistung des Kroaten Dino Toppmöller eine extra Erwähnung wert.
Éric Junior Dina Ebimbe
Liefert sich ein enges Rennen mit Aurélio Buta auf der rechten Bahn. Vergangene Woche begann zwei Mal der Portugiese, in Köpenick der Franzose. Im Hinspiel gegen HJK zwei Tore, eine Vorlage – und daraufhin bei der offiziellen UEFA-Abstimmung zum Spieler der Woche dieses Wettbewerbs gewählt.
Jens Grahl
Als Kevin Trapp gesperrt oder verletzt oder beides war, fehlerlos. Ein Gegentor in drei Spielen und ein Assist zum Ausgleich gegen Hoffenheim.
Mario Götze
Auch einmal gesperrt, danach zwischen Vaterfreuden und leichten Rückenproblemen nicht immer erste Wahl. Dafür gegen Helsinki mit der höchsten Passquote und in Berlin mit dem sehenswerten Assist zum 3:0-Endstand. „Mario ist für uns ein unfassbar wichtiger Spieler. Es geht darum, dass er in Spielrhythmus reinkommt, weil er in den vergangenen Wochen wenig trainiert hat. Dann werden wir an ihm sehr viel Freude haben“, ist Chefcoach Toppmöller sicher.
Grundlagenarbeit für Spitzenleistungen
Die Reihe ließe sich sicher noch weiterführen, unterm Strich bleibt die eine Erkenntnis. „Wir haben uns speziell in den vergangenen Wochen gut entwickelt. Jeder einzelne Spieler hat sich entwickelt. Die Automatismen haben sich entwickelt. Und wir gewinnen die Spiele, haben die Konsequenz vor dem Tor“, beschreibt Markus Krösche seine Bestandsaufnahme. „Es ist wichtig, dass sich das Trainerteam in Verbindung mit der Mannschaft findet. Das ist das, was wir forcieren“, erklärt der Sportvorstand die Marschroute.
Die Grundvoraussetzung bleibt, immer extrem viel zu investieren.
Cheftrainer Dino Toppmöller
Dass diese Automatismen kein Automatismus sind, predigt Dino Toppmöller gerne und erfolgreich: „Man kann sagen, dass wir auf einem richtig guten Weg sind. Es gilt, den Flow fortzuführen. Die Grundvoraussetzung bleibt, immer extrem viel zu investieren. Alle sind super Jungs, die bereit sind, die Spiele anzunehmen, wie sie sind.“
Kunstrasen in Helsinki
Dahingehend wartet schon in Skandinavien die nächste Umstellung. In der Bolt Arena liegt kein Natur-, sondern Kunstrasen. „Ich kenne das aus der Jugend, hatte es aber schon länger nicht mehr. Von daher wird es ein besonderes Spiel. Wir fahren hin, um zu gewinnen“, blickte Robin Koch wenige Minuten nach Abpfiff am Samstag in Berlin gen Nordeuropa.
Einer Sache kann sich der im Sommer an den Main gewechselte Abwehrhüne schon nach wenigen Monaten sicher sein. „Das beim Pokalspiel in Köln war schon Wahnsinn. Jetzt in Berlin wieder. Auch wenn es bei der Eintracht normal scheint, auswärts so einen Support zu haben, bleibt es etwas Besonderes, das wir sehr zu schätzen wissen.“
Gut an kommt im Team offenbar auch der Terminkalender. „Es geht Schlag auf Schlag, gefühlt haben wir jeden zweiten Tag ein Spiel. Aber der Mannschaft macht es extrem Spaß. Es heißt, regenerieren, ausruhen und einfach auf jedes Spiel fokussieren“, so Koch, nebenbei mit angekommenen 223 Pässen erfolgreichster Zuspieler der Europa Conference League. Es könnten noch ein paar dazu kommen.