23.10.2023
Europapokal

Vorschau: Zwischen den Welten

Helsinki zittert, feiert und steht unter Zugzwang. Finnland als Neuland, Frankfurt „im Flow“ und die 33 als gemeinsamer Nenner. Die Eintracht empfängt am Donnerstag HJK.

Nummer 37, bitte! Wo Wegbegleiter von Eintracht Frankfurt in der Europapokalgeschichte des Traditionsvereins zwischen Aserbaidschan und Zypern so ziemlich alle Nationen des Kontinents empfangen oder bereisen durften, stellt der dritte Gegner in der UEFA Europa Conference League sprichwörtliches Neuland dar. Nicht nur, dass sich mit dem am Donnerstag um 21 Uhr (live auf EintrachtFM und RTL+) im Stadtwald gastierenden HJK Helsinki keinerlei sportlichen Berührungspunkte finden, auch Finnland als Ganzes ist mit Ausnahme des UEFA Super Cup 2022 bislang ein schwarzer Fleck auf der Eintracht-Landkarte.

Situation: Meisterfeier in Helsinki

Ein kleiner Schritt Geschichte für die Hessen, ein großer für die Skandinavier, die in den seltensten Fällen eine fünfstellige Zahl Besucher in die heimische Bolt Arena locken. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, wie am vergangenen Samstag, als HJK am fünften und letzten Spieltag der Meisterrunde mit 10.121 Zuschauern volles Haus vermeldete. Die Gäste von Kuopion Palloseura gewannen zwar 2:1 und zogen nach Punkten gleich, hatten aber das um drei Tore schlechtere Torverhältnis – und Helsinki den vierten Meistertitel in Serie in der Tasche.

Es gehört zu den natürlichen Begleiterscheinungen des kalendarischen Saisonrhythmus, die Liga- und Meisterrunde läuft von April bis Oktober, dass mit Toni Koskela zwar Finnlands Trainer des Jahres 2022 den Rekordchampion an die Spitze der Veikkausliiga führte, wegen eines Formtiefs im Sommer aber seinen Posten für den bisherigen Co-Trainer Toni Korkeakunnas räumen musste, der schlussendlich die Lorbeeren einheimste. Netter Nebeneffekt: Die Blau-Weißen nehmen schon jetzt sicher an der ersten Qualifikationsrunde um die reformierte Champions League 2024/25 teil.

Rückblick: HJK mit Quali-Triple

Eben wie in diesem Jahr, als erst gegen Molde FK Schluss war, in der Europa-League-Quali Quarabag FK die Oberhand behielt und die Finnen auf dritthöchster Ebene durch ein 1:2 und 2:0 gegen FCV Farul das Ticket für die UEFA Europa Conference League lösten. Macht acht Duelle auf dem Weg in die Gruppenphase.

Dort angelangt mischt der amtierende Liigacup-Sieger bisher munter mit, ging sowohl in Thessaloniki als auch zu Hause gegen den Aberdeen FC in Führung. Für drei Punkte reichte es jeweils nicht, PAOK FC gewann 3:2, die Schotten glichen zum 1:1-Endstand aus.

Ausgangslage: Zwischen Freude und Taumel

Bei strenger Betrachtung zeigt der Ergebnistrend also nach unten. Zwei Siegen auf nationaler Ebene und dem Remis auf internationalem Parkett folgten zwei Pleiten im geglückten Ligaendspurt. Und vor Halbzeit der UECL-Vorrunde liegen zwischen den kommenden Kontrahenten, die zwei Wochen später das Rückspiel ausfechten, zwei Zähler. Ein Status gewissermaßen zwischen Freude und Taumel.

„Dass Grahl nochmal international spielt...“

Wobei ersteres naturgemäß überwiegt. Immerhin holten neben dem Coach auch 16 Akteure zum ersten Mal diese Trophäe. Knapp die Hälfte, wie HJK auf der eigenen Website vorrechnet. Exakt 33 Spieler kamen auf dem Weg zum 33. Triumph zum Einsatz. Genau 33 Spiele hat Helsinki denn bisher auf europäischer Ebene auswärts bestritten, davon zwei gewonnen.

Wie passend, dass am Donnerstag die Nummer 33 der SGE vor ihrem Europapokaldebüt steht: Jens Grahl, der am Samstag wenige Minuten vor dem Anpfiff gegen Hoffenheim den am Rücken geplagten Kevin Trapp ersetzte und dies auch in der Europa Conference League soll, weil der Nationaltorhüter für ein Spiel gesperrt fehlt.

„Dass Grahl nochmal international spielt, hätte ich auch nicht gedacht. Ich freue mich natürlich, es wird ein geiler Abend. Wir haben Selbstvertrauen geholt, auch ich persönlich. Wir werden ein gutes Spiel machen, da bin ich ganz sicher“, tat der 35-Jährige nach dem Auslaufen am Sonntag bei EintrachtTV kund. Auch Markus Krösche zeigte sich im Kraichgau optimistisch. „Wir haben wieder einen Schritt in die richtige Richtung gemacht“, meinte der Sportvorstand.

Dino Toppmöller schlug in dieselbe Kerbe und darf sich drei Wochen nach dem Last-Minute-1:2 in Thessaloniki in seiner Einschätzung bestätigt sehen, als er das Ergebnis, nicht aber die Entwicklung bemängelte. Am Samstag bezog er den Auftritt in Nordgriechenland indirekt mit ein, als er feststellte: „Der Sieg gegen Heidenheim und auch das gute Spiel gegen Saloniki haben uns extrem gut getan – auch für das Selbstvertrauen. Jetzt wollen wir weiter im Flow bleiben!“