10.04.2019
Interview

„Wäre ein Fehler, sich jetzt auszuruhen“ - Kevin Trapp im Interview

Kevin Trapp spricht über die verbesserte Defensivleistung des Teams, seinen gehaltenen Elfmeter gegen FC Internazionale Milano und das bevorstehende Europa League-Duell mit SL Benfica.

Die Eintracht attackiert in der Regel gerne, spielt offensiv und erzielt jede Menge Tore. Musst du als Torwart besonders aufmerksam sein, weil die Defensive dadurch etwas offener sein könnte?
Das war teilweise in der Hinrunde der Fall. Wir haben Chancen zugelassen, weil wir sehr offensiv gedacht und manchmal unsere defensiven Pflichten etwas aus den Augen verloren haben. Ich glaube, ich habe nur zweimal zu Null gespielt in der ersten Saisonhälfte. Jetzt machen wir es viel besser. Sieben Zu-Null-Spiele in 14 Europa League-Partien. Allein das zeigt den Fortschritt. Viele Partien haben wir 1:0 gewonnen. Es war also gar nicht immer nötig, zwei oder drei Tore zu schießen. Aktuell haben wir nach Leipzig die wenigsten Gegentore in der Rückrunde zugelassen.

Welchen Einfluss hat die Arbeit Cheftrainer Adi Hütter auf das Team?
Einen großen Einfluss. Klar, habe ich das Team letztes Jahr nicht miterlebt, aber wenn man sieht, wie wir jetzt spielen, wie der Trainer uns spielen sehen will und wie wir das umsetzen, dann hat seine Arbeit einen riesigen Einfluss. Es macht Spaß mit ihm zu arbeiten, weil er sehr ehrgeizig ist. Einen solchen Coach brauchst du. Entscheidend ist, dass er selbst Verbesserungsbedarf sieht, jetzt wo wir erfolgreich sind. Zum Beispiel das Spiel gegen den VfB Stuttgart: Wir haben 3:0 gewonnen, aber einiges weniger gut gemacht. Dass er genau das rauspickt und uns aufzeigt, sagt vieles aus.

Wie denkst du rückblickend über die Spiele gegen FC Internazionale Milano, in denen ihr in 180 Minuten keinen Gegentreffer kassiert habt?
Wir haben bisher gegen sehr große Teams gespielt: Lazio Rom, Olympique Marseille, Apollon Limassol, Shakhtar Donetsk und zweimal gegen Inter Mailand. Und wir haben sie alle geschlagen. Das spricht für sich. Gegen Internazionale Milano war es etwas ganz Besonderes, kein Gegentor zu bekommen. Sie sind nur knapp aus der Champions League ausgeschieden und waren dort ziemlich treffsicher. Das ist es auch, was ich mit Verbesserung in der Defensive meine. Was wir in den beiden Spielen gezeigt haben, war sensationell.

Wie hast du die Elfmeter-Situation im Hinspiel erlebt?
Als Torwart hast du bei einem Elfmeter eigentlich nichts zu verlieren. Der Druck liegt beim Angreifer. Er muss verwandeln. Aber es wäre natürlich fatal gewesen, in einem KO-Duell im Heimspiel in Rückstand zu geraten. Das wollten wir verhindern - koste es was es wolle. Ich hatte Gänsehaut als ich den Strafstoß gehalten habe. Einmal mehr, weil ich unsere Fans im Rücken hatte. Ich habe zuvor gesagt, dass ich niemals eine Atmosphäre, wie die nach dem dritten Tor gegen Donetsk erlebt habe. Der Elfmeter hat das nochmal übertroffen.

Nun ist SL Benfica der nächste große Gegner. Was erwartest du für ein Spiel?
Es wird ein weiteres intensives Duell. Sie haben ein sehr talentiertes Team und sind aktuell in blendender Form. Es wird wieder ein enges Spiel, in dem wir alles geben müssen, vielleicht auch über die 180 Minuten hinaus. Genauso wie gegen Donetsk und Internazionale Milano wird es nicht einfach werden, aber wir glauben an uns. Dazu haben wir nach den vergangenen Spielen auch allen Grund. 2019 noch keine Niederlage - das kann gerne bis zum Ende der Saison so bleiben. Unser Verein hat seit 26 Jahren zum ersten Mal das Viertelfinale erreicht. Da ist es unser gutes Recht, uns auf die nächsten Wochen zu freuen.

Die Eintracht ist das letzte deutsche Team im europäischen Wettbewerb. Macht euch das stolz?
Für den deutschen Fußball ist es sehr schade. Der FC Bayern München ist gegen den FC Liverpool ausgeschieden, die im letzten Jahr das Finale erreicht haben. Borussia Dortmund hatte es mit den Tottenham Hotspurs zu tun gehabt, einem wirklich starken und robusten Gegner. Die Resultate waren am Ende zwar deutlich, aber die Spiele für sich betrachtet doch sehr viel enger. Jetzt sind wir das letzte verbliebene deutsche Team. Natürlich macht es uns stolz, dass nun alle Augen auf Frankfurt gerichtet sind. Sollten wir erfolgreich sein, spricht man über uns, einmal mehr weil wir das letzte deutsche Team sind. Es wäre dennoch ein großer Fehler, sich auf dieser Tatsache auszuruhen und sich mit dem Viertelfinale international und dem vierten Platz in der Liga zufrieden zu geben. Wir müssen genau so weitermachen. Viele merken gerade, wie viel Spaß es macht, erfolgreich zu sein. Es gilt nun, noch mehr tun, denn es wird nicht einfacher.