Eintracht-Trainer Niko Kovac nahm an seinem 45. Geburtstag zwei Änderungen in seiner Startformation vor: Makoto Hasebe nach seiner strapaziösen Länderspielreise und Haris Seferovic rotierten aus der ersten Elf, dafür spielten Michael Hector und Ante Rebic von Beginn an. Taktisch setzte Kovac auf ein 5-3-2-System mit den drei Innenverteidigern David Abraham, Jesus Vallejo und Hector, die von Timothy Chandler (rechts) und Bastian Oczipka (links) auf den Außenverteidigerpositionen unterstützt wurden. Im Mittelfeld bildeten Szabolcs Huszti und Omar Mascarell die Doppelsechs, die von den offensiven Außen Marco Fabián und Ante Rebic immer wieder in der Defensivarbeit unterstützt wurden.
Vor den 49 500 Zuschauern in der Commerzbank Arena präsentierte sich die SGE gleich zu Beginn frech, attackierte die Bayern im Spielaufbau forsch und holte schon nach zwei Minuten den ersten Eckball heraus. Und auch die erste Chance hatten die Hausherren: Chandler flankte gut getimt von rechts in den Strafraum, wo Rebic höher stieg als Philipp Lahm und Welttorhüter Manuel Neuer zu einer ersten Parade zwang (7.).
Die Eintracht beginnt frech – aber Robben trifft
Doch es waren die Bayern, die mit ihrer ersten Gelegenheit gleich zuschlugen: Über David Alaba kam der Ball im Strafraum zu Arjen Robben, der mit einer schnellen Bewegung Abraham aussteigen ließ und aus spitzem Winkel zur Führung für die Gäste traf (10.).
Aber die SGE zeigte sich keinesfalls geschockt von dem schnellen Nackenschlag: Nach einer schönen Kombination flankte Rebic scharf von links in die Mitte, wo Chandler den Ball aus zwölf Metern volley nahm und den linken Torpfosten traf; den Abpraller köpfte Fabián aufs Tor, doch die Kugel wurde im letzten Moment von Mats Hummels geblockt – Neuer hätte bei dieser Riesenchance keine Abwehrmöglichkeit gehabt (15.). Nach 22 Minuten fasste sich der sehr agile Rebic ein Herz und zog aus über 20 Metern wuchtig ab, doch der Ball strich übers Tor.
Auf der Gegenseite kamen die Bayern nach einem Eckball zur nächsten Gelegenheit: Xabi Alonso trat den ruhenden Ball nach innen, Hummels stieg am höchsten, köpfte das Spielgerät aber deutlich am Kasten von SGE-Keeper Lukas Hradecky vorbei (27.).
SGE spielfreudig, Bayern-Abwehr offenbart Schwächen
Es waren jedoch die Adlerträger, die am Drücker blieben und, das musste man in der ersten Halbzeit so konstatieren, das bessere und zielstrebigere Team waren. Nach 33 Minuten brachte Oczipka eine gute Flanke von links in den Sechzehner, wo die Münchner Deckung wieder Chandler aus den Augen ließ. Der Rechtsverteidiger suchte mit seinem Kopfball Alex Meier am langen Pfosten und fand ihn auch, doch der Eintracht-Kapitän konnte Neuer aus spitzem Winkel nicht überwinden. Sekunden später flankte Chandler diesmal von rechts, Meier kam in der Mitte völlig blank zum Kopfball, verfehlte das Tor aber knapp (35.). Nach 40 Minuten schossen dann auch mal wieder die Gäste in Person von David Alaba aus 25 Metern aufs Tor, der Österreicher verfehlte den Kasten aber deutlich.
Kurz vor dem Pausenpfiff kam die spielfreudige SGE dann zum hochverdienten Ausgleich: Oczipka spielte einen scharfen Pass in Richtung Strafraum, den Huszti mit etwas Glück perfekt mitnahm und freie Bahn in Richtung Tor hatte; der Ungar ließ sich aus 14 Metern nicht lange bitten und drosch das Leder humorlos mit links ins lange Eck – Neuer im Tor der Bayern war ohne Abwehrchance (43.). Wenige Minuten später pfiff Schiedsrichter Bastian Dankert zur Pause.
Huszti mit Fortune zum hochverdienten 1:1-Pausenstand
Im zweiten Durchgang dauerte es ganz 48 Sekunden, ehe die Bayern ihren ersten wütenden Torschuss abgaben: Kimmich zog aus der Distanz ab und verfehlte das Gehäuse nur knapp (46.). Aber auch die Eintracht war gleich wieder voll drin im Spiel: Huszti klaute Thiago an der Sechzehnergrenze den Ball und zog postwendend ab, doch der Ball ging über das Tor (49.).
In der 54. Minute hatten die Bayern ihre bis dato beste Szene: Ein erstes echtes Mal spielte der Meister einen Angriff mit Köpfchen aus, Müller bediente Kimmich und der sah den völlig freistehenden Coman im Strafraum – doch allein vor Hradecky traf der französische Nationalspieler nur den Pfosten, Vallejo konnte den Abpraller aus der Gefahrenzone schießen.
Bayern finden besser ins Spiel – Kimmich mit dem 2:1
Die Münchner waren nach der Pause sichtlich besser drin im Spiel und drängten die Adlerträger phasenweise auch mal weit in deren Spielhälfte. Den nächsten Abschluss hatten Robben, der mit einem Fernschuss aus 22 Metern an Hradecky scheiterte (59.)
Nach 62 Minuten war es dann passiert: Nachdem zunächst wieder Coman am herausragend reagierenden Hradecky scheiterte, führten die Bayern eine Ecke auf Müller kurz aus und über Hummels landete der Ball vor den Füßen von Joshua Kimmich, der aus dem Gewühl zum 2:1 ins Netz traf.
Huszti sieht Gelb-Rot
Und es kam noch dicker für die SGE, die bis dahin so stark im Spiel war: Bei einer undurchsichtigen Rudelbildung soll der bereits verwarnte Huszti einen Kopfstoß gegen Renato Sanches angedeutet haben. Für Schiedsrichter Dankert reichte das, um den Ungar mit Gelb-Rot des Feldes zu verweisen – eine sehr harte Entscheidung (65.).
In Überzahl kontrollierten die Gäste in der Folgezeit dann auf einmal das Geschehen auf dem Rasen, das dem aus der ersten Halbzeit natürlich nicht mehr gleich war. Die nächste Chance hatte der eingewechselte Robert Lewandowski, der nach einer Hereingabe von Müller die Kugel im Strafraum nicht kontrollieren konnte (73.).
Fabián trifft in Unterzahl zum viel umjubelten 2:2
Eigentlich sah eine Viertelstunde vor Schluss alles danach aus, als würden die favorisierten Münchner den Sieg mit einem Mann mehr sicher nach Hause fahren – doch weit gefehlt: Die Adlerträger bewiesen große Moral und steckten auch in Unterzahl nie auf. Die Belohnung gab es nach 78 Minuten: Wieder hatte der starke Chandler auf der rechten Seite viel Platz, zog im Sechzehner von rechts nach innen und zog mit links ab. Sein eigentlich verunglückter Schuss landete am langen Pfosten bei Fabián, der schnell reagierte, die Brust in den Ball hielt und die Kugel so aus kurzer Distanz über die Linie drückte – der nicht für möglich gehaltene neuerliche Ausgleich für die SGE!
Danach brach die spannungsgeladene Schlussphase an: Die Bayern wollten mit Macht das dritte Tor, aber viele Chancen ließ die starke Eintracht-Hintermannschaft nicht zu: Lewandowski verfehlte mit einem Kopfball wieder nur um Zentimeter den Kasten (87.). Und in der Schlussminute traf Müller nach einer Flanke von Alaba den Ball nicht richtig (90.).
Nachdem auch die drei Minuten Nachspielzeit überstanden waren, war das Unfassbare geschafft: Die Eintracht erkämpft gegen lange Zeit seltsam uninspirierte Bayern in Unterzahl ein völlig verdientes 2:2-Unentschieden, nachdem man zwei Mal zurücklag. Gegen den deutschen Meister hatten die Adlerträger sogar ein kleines Chancenplus.
Am nächsten Freitag (20:30 Uhr) ist die Eintracht dann beim Hamburger SV zu Gast.