26.12.2020
Eintracht

Was ein Jahr – Silberstreife am Horizont

2020 steht zweifelsohne im Zeichen des einen großen Themas: Corona. Doch fast jeder Monat hatte auch seine Lichtblicke.

Januar

Ergebnistechnisch betrachtet endet das Jahr, wie es begonnen hatte. Mit einem Auswärtserfolg in der Bundesliga für Eintracht Frankfurt. Am 18. Januar mit getankten Sonnenstrahlen und neuer Taktik aus dem Trainingslager in Florida zurück, gelingt nach zuvor sieben Ligaspielen ohne Sieg ein 2:1 bei der TSG Hoffenheim.

Februar

Gefolgt von zwei Siegen innerhalb von zehn Tagen in Liga und Pokal gegen Leipzig, einem 1:1 in Düsseldorf und schließlich am 7. Februar dem fulminanten 5:0 zu Hause gegen den FC Augsburg. Es war rückblickend das deutlichste Ergebnis in den vergangenen zwölf Monaten.

März bis Mai

Ergebnisirrungen, Pandemiewirrungen, sportlicher wie gesellschaftlicher Ausnahmezustand. Vom ersten Heimspiel ohne Zuschauer gegen den FC Basel (0:3) über die Unterbrechung der Rückrunde, eines organisatorischen Kraftakts, Hygienekonzepte und dem ersten Schritt zurück in die Normalität – begonnen mit dem 1:3 gegen Borussia Mönchengladbach. Klammer drum.

Juni

Nachholspiel bei Werder Bremen am 3. Juni. Stefan Ilsanker kommt in der 81. Minute beim Stand von 1:0 ins Spiel, läuft quasi von der Seitenauslinie in den Strafraum und erzielt nach 20 Sekunden seinen ersten Bundesligatreffer. Kurz darauf schnürt der Winterzugang gar den Doppelpack zum 3:0-Endstand für die Hessen. Bogen zum Dezember, als der Österreicher ebenfalls als Einwechselspieler die letzte Bude des Jahres zum 2:0 beim FC Augsburg verbuchte. Damit hat der Defensivspezialist nebenbei als Joker genauso viele Kisten auf dem Konto wie beispielsweise Jörn Andersen, Anthony Yeboah oder Bernd Hölzenbein.

Derweil hatte eine weitere SGE-Legende das Nachsehen. Ebenso am 3. Juni absolvierte Makoto Hasebe sein 308. Bundesligaspiel und damit so viele wie vor ihm nur Cha Bum-kun. Am 30. Spieltag erklomm der Japaner dann die alleinige hessiatische Spitze. „Den Status als asiatischen Rekordspieler hat er sich seit 2009 dank größter Disziplin, Konstanz, Führungs- und Leistungsstärke redlich verdient – wer, wenn nicht er!“ zeigte sich Cha generös.

Juli

Gibt es auch nicht alle Tage. Zwei Adlerträger auf einmal erhalten die Auszeichnung zum „Tor des Monats“ Juni. Am 13. Juni bei Hertha BSC hatte Daichi Kamada nach einem Sahnesolo André Silva bedient, der per Hacke zum 2:1-Zwischenstand im Olympiastadion veredelt hatte. Cheftrainer Adi Hütter war nicht als einziger verzückt und verglich die Szene anschließend mit einem „Slalomlauf, wie ein Skifahrer aus Japan“.

September

Tampa Bay Lightning gewinnt Ende September sensationell zum zweiten Mal den wichtigsten Eishockey-Titel der Welt, den Stanley Cup. Thema verfehlt? Mitnichten: Anfang des Jahres war der Eintracht-Tross beim Heimspiel der Bolts gegen Vancouver zu Gast, anschließendes Treffen und Trikottausch mit Abwehrass Victor Hedman inbegriffen. Falls es geholfen hat – gern geschehen! Spieler des Jahres in der NHL sowie deren Topscorer ist der Deutsche Leon Draisaitl, erst im August 2019 im Frankfurter Stadtwald zu Gast.

Dass die Heimat der Profis seit Juli Deutsche Bank Park heißt, ist hinlänglich bekannt. Am 6. September erfüllte sie erstmals ihren Zweck als Heimspielstätte, als Eintrachts Frauen den SV Werder Bremen 5:1 aus dem Stadion fegten.

Drei Tage zuvor übrigens eine weiter frohe Kunde: Das Trainerteam Adi Hütter, Christian Peintinger und Armin Reutershahn verlängerte seine Arbeitspapiere vorzeitig bis 2023. In den Folgewochen zogen Daichi Kamada und der nun fest verpflichtete André Silva mit der gleichen Laufzeit nach.

Oktober

Apropos Heimspiele und Hütter. Auch wenn der erste Dreier im umgestalteten Zuhause der bislang letzte blieb, gehen zuletzt vier Heimremis in Folge mit saisonübergreifend acht Partien daheim ohne Niederlage einher. Es ist zugleich die längste derartige Serie unter Leitung des Fußballlehrers. Besagter erster Sieg geschah übrigens am Tag der Deutschen Einheit. Wieder 2:1 gegen die TSG Hoffenheim, die damals der erste – und überhaupt der einzige in diesem Kalenderjahr – Klub war, der den frischgebackenen Quintuple-Gewinner FC Bayern München schlagen konnte.

Anderweitig an der Spitze steht spätestens seit Schließung des Transferfensters am 6. Oktober Makoto Hasebe, seines Zeichens in dieser Spielzeit ältester Akteur der deutschen Beletage. Am heutigen Samstag etwa ist der Musterprofi 36 Jahre und 49 Wochen alt.

Eher am Anfang seiner Laufbahn steht unterdessen Aymen Barkok, der 2020 auf doppelte Weise einen zweiten Anlauf nimmt. Nämlich nicht nur auf Vereins-, sondern auch auf Nationalmannschaftsebene. Am 9. Oktober stieg das Debüt für Marokko, 87 Minuten beim 3:1 gegen Senegal, garniert mit der Vorlage zum zwischenzeitlichen 2:0.

November

Überhaupt die Frankfurter Internationalen. Am 11. November gewinnt Kevin Trapp erstmals als Torhüter der deutschen Nationalmannschaft. Das Tor des Tages zum 1:0 über Tschechien erzielt mit Luca Waldschmidt ein Frankfurter Eigengewächs. Dass es am Ende zum Maximalerfolg reicht, ist auch Trapps erster weißer Weste mit dem Bundesadler auf der Brust zu verdanken.

Mit dem Vereinsadler war das in letzter Zeit so eine Sache. 14 Pflichtspiele hatte es 2020/21 gedauert, 17 saisonübergreifend in der Bundesliga, ehe die Eintracht ohne Gegentreffer blieb. Das 2:0 beim FCA sorgte entsprechend auch in dieser Hinsicht für entspannte Gemüter.

Dabei war den Hessen seltenst mangelnder Einsatzwillen vorzuwerfen, Trapp am allerwenigsten. Mit elf vereitelten Großchancen findet sich der Keeper ebenso auf Rang zwei unter seinen Ligakollegen wieder wie in puncto Paraden (48). Ergibt am Ende eine Abwehrquote von 68,6 Prozent. Immer noch Top Fünf.

Dezember

Wo schon von individuellen Glanzlichtern die Rede ist, fällt es natürlich schwer, an André Silva vorbeizukommen. Bereits vor dem 13. Spieltag war der Stürmer nach 36 Bundesligaspielen mit 21 Toren nach Hugo Almeida der erfolgreichste Portugiese der Bundesligahistorie. Mehr als neun Treffer an den ersten zwölf Spieltagen gelangen bei der Eintracht einzig Theofanis Gekas 2010/11 (elf).

Sein bisheriger Stürmerkollege Bas Dost kommt vor dem Jahreswechsel übrigens auf 74 gewonnene Kopfballduelle – Ligaspitze! Zumal beide Angreifer zuletzt mit ihren verwandelten Elfmetern dazu beitrugen, dass die Eintracht nun ihren vergangenen 13 Strafstöße in der Bundesliga allesamt verwandelt hat! Letzter Fehlschütze war übrigens Marco Fabián am 1. April 2017 gegen Gladbachs Yann Sommer, gegen den Silva kürzlich verwandelte. Ein Elfmeter war das letzte Tor von Dost für die Eintracht, an Heiligabend steht sein Wechsel nach Brügge fest.

Der Mexikaner Fabián ist mittlerweile weg, viele andere hingegen kamen oder kehrten zurück. Wie Ragnar Ache, Steven Zuber, Tuta, Amin Younes und Ajdin Hrustic. Alle eint, dass sie in der laufenden Hinrunde in jener Reihenfolge ihr Debüt für Eintracht Frankfurt gegeben haben – und damit den Rekord für die meisten eingesetzten Bundesligaspieler aller Zeiten weiter in die Höhe schrauben. Nach Hrustics Einwechslung in Augsburg stehen derer nun 443 zu Buche.

Fortsetzung irgendwann sicher. Ob das bereits am 2. Januar 2021 gegen Bayer 04 Leverkusen der Fall sein wird, bleibe mal dahingestellt. Sicher ist auf jeden Fall, dass Frankfurt (oder andere deutsche Klubs) noch nie früher ins neue Jahr gestartet sind. Geht ja auch kaum. In diesem Sinne: Guten Rutsch!

Stefan Ilsanker bejubelt das letzte Tor des Jahres, den 2:0-Endstand in Augsburg.