Am Montag hatten die Fußballprofis von Eintracht Frankfurt wie üblich nach einem Samstagsspiel frei, der Dienstag wich hingegen etwas vom gewohnten Ablauf ab. Laktattests standen am Vor- und Nachmittag auf dem Programm, um mit Blick auf den Ligaendspurt Aufschluss über die Belastbarkeit der Adlerträger zu erhalten. Zwischen Ergometer, Laufband und Blutabnahme nahm sich Timothy Chandler in der Mittagspause Zeit für eine lockere virtuelle Fragerunde.
Timothy Chandler über...
…die Gefühlslage im Team: Wir fühlen uns alle ziemlich gut. Natürlich haben wir gerade gegen zwei starke Gegner auswärts verloren und die Enttäuschung nach den Niederlagen war groß. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass es sich dabei um große Mannschaften gehandelt hat und wir drei Spieltage vor Schluss auf Platz vier stehen. Wir sind schon wieder voll fokussiert, jeder hat einen klaren Kopf und ist motiviert.
…Lehren aus der Englischen Woche: Wir müssen im Vergleich zu den vergangenen Spielen wieder mehr Aggressivität auf den Rasen bringen und dabei auch unsere fußballerische Qualität besser ausnutzen. Das haben wir in den vergangenen drei Partien etwas vermissen lassen. Aber wir werden die Fehler aufarbeiten und unsere eigenen Möglichkeiten hoffentlich wieder besser ausschöpfen.
…die taktischen Möglichkeiten: Wir können sowohl mit zwei Zehnern als auch mit zwei Stürmern spielen, das kommt immer auf das jeweilige Spiel an. Mit zwei Zehnern gibt es mehr Spieler, die den Ball im Mittelfeld abholen können, wodurch sich mehr Möglichkeiten ergeben, den Ball über eine längere Zeit vorne zu halten. Auf der anderen Seite ist es immer die die Frage, welche Variante gerade nötig ist. Darüber entscheidet schlussendlich der Trainer.
Gerade, wenn ich mich mit den jüngeren Spielern unterhalte, ist es mir wichtig, ihnen klarzumachen, was sie in dieser Saison schon alles geleistet haben und wie dankbar der Verein dafür ist.
Timothy Chandler
…seine Rolle in der Mannschaft: Mir ist es wichtig, dass immer gute Laune herrscht. Deshalb baue ich gerne den einen oder anderen auf, wenn es ihm nicht so gut geht. Ich bin bereits sehr lange hier und werde von allen als Mensch akzeptiert. Deshalb kann ich neben meinen Scherzen auch mal ein ernstes Wort mit den Jungs reden. Gerade, wenn ich mich mit den jüngeren Spielern unterhalte, ist es mir wichtig, ihnen klarzumachen, was sie in dieser Saison schon alles geleistet haben und wie dankbar der Verein dafür ist. Die Fans können das leider gerade nicht im Stadion zum Ausdruck bringen, weshalb es wichtig ist, dass ich dies den Kollegen vor Augen führe.
…Druck auf der Zielgeraden: Jeder Spieler empfindet den Druck wahrscheinlich etwas anders. Wenn ich von mir selbst ausgehe, kommt der Druck tatsächlich eher von außen. Aber selbst das ist positiver Druck, weil es darum geht, etwas wirklich Großes zu erreichen. Wir haben in dieser Saison erst fünf Spiele verloren. Das sind wirklich wenige für uns und wir wissen, dass wir eine tolle Mannschaft haben. Man kann nicht 34 Spiele auf Topniveau spielen, das ist sehr schwer. Deswegen machen wir uns nicht allzu viel Druck, wenn wir einmal nicht an unsere Leistungsgrenze kommen. Wir wissen, was wir können und werden versuchen, das in den verbleibenden drei Spielen sichtbar zu machen.
…den Blick auf die Konkurrenz: Natürlich geht es nicht spurlos an einem vorbei, was die anderen Mannschaften gerade machen. Man beobachtet deren Spiele vielleicht noch aufmerksamer. Aber ich habe mit den Jungs gesprochen und deutlich gemacht, dass wir weiterhin selbst entscheiden, wo es langgeht. Wir stehen auf Platz vier und müssen deshalb nicht auf die anderen schauen. Was zählt, sind unsere Taten.
…das nächste Heimspiel gegen Mainz: Wir haben genug Zeit, die Mainzer Spielweise genauer zu analysieren und gleichzeitig zu überlegen, wie wir wieder bessere Torchancen kreieren können. In dieser Saison hat ungefähr jeder jeden mal geschlagen. Die Mainzer haben einen richtig guten Lauf und bringen eine hohe Qualität auf den Platz. Das wird uns dennoch nicht davon abhalten, alles dafür zu tun, drei Punkte zu holen.
…seinen an den FC Schalke 04 verliehenen Freund Goncalo Paciencia: Wir telefonieren sehr viel und ich weiß, dass es im Verein gerade ein sehr starkes Auf und Ab gibt. Deshalb ist Goncalo auch glücklich, dass er einen Vertrag bei der Eintracht hat. Er hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Erst mit seiner Verletzung und nun dem Abstieg. Aber ich versuche, ihn immer wieder aufzubauen und denke, dass ihm das guttut.
…einen Umbruch im Sommer: Es ist schon ein Umbruch, wenn wichtige Personen den Verein verlassen. Aber ich habe hier schon so viel erlebt und bislang hat die Führungsetage immer super Arbeit geleistet, sodass es nach einem Wechsel nie große Probleme gab. Für uns Spieler spielt das ohnehin keine große Rolle. Wir möchten einfach guten Fußball spielen. Gedanken über den Trainer werden für uns erst nach dieser Saison interessant.
…ein Karriereende bei der Eintracht: Für mich zählt nichts anderes als Eintracht Frankfurt. Ich bin hier seit so vielen Jahren und habe unglaublich viel erlebt. Frankfurt ist mein Zuhause. Für mich gab es seit Jahren immer nur das Abenteuer Eintracht Frankfurt. Deshalb bin ich mir sicher, dass ich meine Karriere hier beenden werde. Am Ende entscheiden natürlich auch andere Personen darüber, wie es in Zukunft für mich weitergeht. Grundsätzlich kann ich mir sehr gut vorstellen, auch über meine aktive Karriere hinaus hier zu arbeiten.