Mit Siegen gegen Borussia Dortmund und den VfL Wolfsburg ist die Eintracht erfolgreich in den April gestartet, der kein leichtes Programm bereithält. Nach dem 4:3 gegen die Niedersachsen, die bis dato geteilt mit Leipzig die beste Defensive der Liga gestellt hatten, zeigte sich auch Adi Hütter höchstzufrieden. „Es war ein absolutes Topspiel, Spektakel pur! Die Leistungen beider Teams waren hervorragend. Beide stehen nicht umsonst dort, wo sie stehen. Insgesamt sieben Tore wären für mich nicht vorstellbar gewesen, weil Wolfsburg zuvor in elf Spielen drei Gegentreffer zugelassen hat“, so der Österreicher.
Neben dem Offensivspektakel lieferten sich der Tabellenvierte und -dritte einen großen Fight, beide Teams schenkten sich nichts. „Es ging auf und ab, es war für uns alle eine sehr anstrengende Partie. Ich kann mich an wenige Spiele erinnern, in denen es in dieser Form hin und her ging. Es war unfassbar physisch, intensiv, zweikampfbetont“, erklärte Erik Durm nach seinem ersten Bundesligatreffer seit 1865 Tagen.
Der Vorsprung auf Borussia Dortmund und Platz fünf beträgt weiterhin sieben Zähler, der Rückstand auf den an dritter Stelle rangierenden VfL Wolfsburg verkleinerte sich gar auf einen Zähler. „Wir schauen nur auf uns, denn wenn wir drei Punkte holen, kann die Konkurrenz machen, was sie will. Wir dürfen von unseren Zielen träumen, müssen zuvor aber die Leistung auf den Platz bringen“, betont Sportvorstand Fredi Bobic. Und weiter: „Ich habe ein sehr gutes Gefühl, da sich die Mannschaft diesen Lauf hart erarbeitet hat und eine überragende Rückrunde spielt.“
Formstark und zielsicher
Mit dem Sieg gegen die Wölfe holte die Eintracht in der Rückrunde bereits 26 Punkte, genauso viele wie Tabellenführer Bayern München. Eine gute Ausgangssituation für die restlichen Spiele haben sich die Hessen schon erspielt, im Saisonendspurt geht es darum, die Erfolgserlebnisse der vergangenen Monate zu vergolden. „Die Spiele werden weniger, wir haben es in der eigenen Hand. Die anderen müssen, wir wollen. Es ist wichtig, dass wir unseren Weg bis zum Ende durchziehen“, so Cheftrainer Hütter.
Wir haben eine historische Chance. Alles, was für mich jetzt zählt, ist der Erfolg der Eintracht.
Cheftrainer Adi Hütter
Die erstmalige Qualifikation der Eintracht für die Königsklasse des europäischen Vereinsfußballs ist das erklärte Ziel. „Wir haben eine historische Chance. Alles, was für mich jetzt zählt, ist der Erfolg der Eintracht. Wir wollen unseren Vorsprung verteidigen und uns für die Champions League qualifizieren. Diesem Ziel ordnen wir alles unter“, erklärte Hütter im Zuge der Verkündung seines Abgangs im Sommer. Zugleich war für den 51-Jährige bereits am Samstagabend klar: „Es läuft noch viel Wasser den Main hinunter, um den Platz an der Sonne zu behaupten.“
Der letzte Fluch
Vom Main geht es für die Hessen zum vorletzten Mal in der laufenden Runde erstmal an den Rhein nach Mönchengladbach. Es ist zugleich der Auftakt der letzten Englischen Woche bis Ende April, an deren Ende auswärts außerdem Bayer 04 Leverkusen wartet. Insgesamt drei Gelegenheiten binnen acht Tagen also, um baldmöglichst sicherzustellen, künftig wieder regelmäßig unter der Woche gefordert zu sein. „Wir haben den Anspruch, oben zu bleiben. Auch wenn wir noch schwere Spiele in Gladbach und Leverkusen absolvieren müssen, haben wir keine Angst, dort nicht gewinnen zu können“, verkörpert Sebastian Rode das einträchtige Selbstbewusstsein.
Kein Wunder, schließlich scheint in dieser Saison fast alles möglich. Nicht nur, dass Frankfurt die mit 53 Punkten nach 28 Partien beste Spielzeit ihrer Vereinsgeschichte bestreitet. Denn mit dem ersten Bundesligasieg überhaupt in Mainz, dem ersten Dreier in Dortmund nach neun Niederlagen in Folge sowie jüngst dem ersten Heimsieg gegen Wolfsburg nach zuvor vier Pleiten hat die Eintracht auch drei Flüche brechen können. Der nächsten Sieglosserie kann die SGE am Samstag in Mönchengladbach ein Ende setzen, die Fohlen sind das einzige Bundesligateam, gegen das Hütter noch nie gewinnen konnte. Zwei Begegnungen mit dem BSC Young Boys einberechnet stehen nach sieben Partien fünf Niederlagen und zwei Remis zu Buche.
Unabhängig davon wird das Aufeinandertreffen am Samstag zugleich zum großen Wiedersehen. Mit Djibril Sow, Amin Younes und Martin Hinteregger haben drei Adlerträger eine Gladbacher Vergangenheit. Letztgenannter fehlte in den vergangenen vier Spielen aufgrund einer Faszienzerrung, was er im Laufe der Wochen gleichwohl immer entspanter wahrnahm: „Die ersten zwei Spiele war es ganz schlimm. Das ist eigentlich gar nichts für mich. Die zwei Spiele darauf waren angenehmer zum Zuschauen, weil ich in den ersten zwei Spielen gemerkt habe, dass es wirklich sehr gut läuft“, lobte der nominelle Abwehrchef damit indirekt seine Kollegen. Gegen seinen Ex-Klub strebt der Österreicher, der seit Dienstag wieder im Mannschaftstraining steht, seine Rückkehr an: „Wenn es so weitergeht, werde ich sicher fürs Wochenende eine Option sein.“
Über eine Option weniger wird voraussichtlich der Gastgeber verfügen. So falle mit Lars Stindl der Toptorjäger aufgrund einer muskulären Verletzung bis auf Weiteres aus, gab BMG am Dienstag bekannt. Entsprechend ist die Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass das direkte Duell der beiden Topscorer Stindl und André Silva ausbleiben wird. Bereits im Hinspiel spielten beide das Zünglein an der Waage. Silva traf doppelt und legte einen Treffer auf, der Gladbacher Kapitän erzielte gar alle drei Tore für die Gäste. Silva markierte gegen Wolfsburg seinen 23. Saisontreffer und jagt mehr denn je den Vereinsrekord von Bernd Hölzenbein, der in der Saison 1976/77 26 Mal netzte. Zudem ist der Portugiese der Mann für die Führungstore. Insgesamt elf Mal knipste Silva die Eintracht in dieser Saison in Front, ganze acht Mal erzielte der 25-Jährige dabei das wichtige 1:0.
Führungs- und Comeback-Qualitäten
Dazu gesellen sich vier Vorlagen. Am vergangenen Samstag legte der 25-Jährige Sturmpartner Luka Jovic den Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 nach einem starken Sprint mustergültig auf. „Seine Leistung hat viel mit Selbstvertrauen zu tun. Dann wirkt so ein Lauf noch leichtfüßiger und dynamischer. Ich kann mich nicht erinnern, ihn schon mal in dieser Form gesehen zu haben“, lobte Hütter seinen Offensivmann, der mit seiner Ligaausbeute aktuell gleichauf mit Lionel Messi auf Platz drei im Rennen um den Golden Shoe für Europas erfolgreichsten Torschützen liegt.
Dabei sind die Frankfurter Fußballer nicht zwangsläufig auf die 1:0-Frequenz ihres Fixpunkts angewiesen. Erst am vergangenen Spieltag lagen sie früh 0:1 zurück, am Ende stand der 20. Punkt nach einem Rückstand. Auf mehr kommt einzig der FC Bayern (22). Direkt dahinter folgen die Fohlen (17), die unlängst ebenfalls Nehmerqualitäten nachwiesen, als sie bei Hertha BSC im Hintertreffen liegend und in Unterzahl ein 2:2 erzielten.
Exemplarisch für die Nehmerqualitäten beider Seiten steht das denkwürdige 3:3 in der Hinrunde. Am 15. Dezember drehten die Hessen ein 0:1 in ein zwischenzeitliches 3:1 und mussten sich trotz mutgigen Auftretens nach zwei Gegentreffern in den Schlussminuten (90. und 90. + 5) doch mit einem Unentschieden begnügen. Es war das neunte Spiel in Serie ohne Sieg, im Anschluss startete der bis heute anhaltende Höhenflug der Adler. „Mir macht es Spaß zu sehen, wie alle kämpfen, eine kompakte Einheit bilden und Mentalität zeigen“, äußerte Hütter damals nach Abpfiff. Die Eintracht-Bilanz seitdem: zwölf Siege, drei Remis, eine Niederlage. „Jetzt geht es darum, den Schwung aus den jüngsten Siegen für die nächsten Partien mitzunehmen“, weiß Durm.
Oder wie es der nach seinem Trainingscomeback sichtlich motivierte Hinteregger formulierte: „Für unsere Ziele ist das ein brutal wichtiges Spiel. Alle haben gesagt, es ist der Monat der Wahrheit. Wir sind die beste Mannschaft der Liga 2021. Das ist schon überragend.“ 36 Punkte nach dem Jahreswechsel geben ihm in statistischer Hinsicht recht. „Genau da müssen wir weitermachen. Gladbach ist gut, Gladbach ist stark. Aber in der ganzen Saison haben wir gesehen, dass wir immer wieder einen draufsetzen können.“ Keine Einwände.
Die Adlerträger
Eine Radio-Mini-Hörspiel-Serie von Henni Nachtsheim, der sich dem jeweils nächsten Gegner der Eintracht von der humoristischen Seite nähert. Die neue Folge: „Fohlenzwinger“ – unbedingt reinhören!
Zum Spiel
Anstoß: Samstag, 17. April, 15.30 Uhr, 29. Spieltag, Bundesliga, 2020/21.
Stadion: BORUSSIA-PARK, Mönchengladbach.
Hörtipp: EintrachtFM sendet ab 15.20 Uhr live.
TV-Hinweis: Sky Sport Bundesliga 3 HD überträgt ab 15.15 Uhr live.
Die Pressekonferenz vor dem Spiel – präsentiert von Krombacher
Die letzten Informationen vor dem Bundesligaspiel erhaltet ihr auf der Pressekonferenz am Donnerstag, 13 Uhr, mit Cheftrainer Adi Hütter. Live zu sehen auf EintrachtTV, Facebook und mainaqila – präsentiert von Krombacher.