13.02.2024
Eintracht

„Weniger Klassik, mehr Heavy Metal“

Sportvorstand Markus Krösche ordnet die Transferperiode ein, analysiert die Kaderstruktur, äußert sich zu Kritik und benennt, was er häufiger auf dem Rasen sehen möchte.

Markus Krösche über ...

… das Transferfenster: Es war ein sehr aktives Transferfenster. Das ist ungewöhnlich im Winter, da man eigentlich nur punktuell nachjustiert. Doch auch durch Randal Kolo Muani, der im Sommer nach Schließen des Fensters [in Deutschland; Anm. d. Red.] noch nach Paris gegangen ist, hatten wir etwas Nachholbedarf im Offensivbereich und wollten auch ein Stück weit perspektivisch etwas machen. Donny van de Beek und Sasa Kalajdzic sind zu Anfang der Periode gekommen, Jean-Mattéo Bahoya und Hugo Ekitiké zum Schluss und brauchen noch Zeit. Sie werden uns helfen, künftig variabler zu sein. Wir haben in puncto Geschwindigkeit, Variabilität in der Offensive und Stabilität in der Defensive einen Schritt nach vorne gemacht. Wir haben im Sommer wie Winter viel gemacht. Diesen Umbruch vom Umbruch wollen wir aber nicht jedes Jahr haben, sondern eine gewisse Kontinuität reinbekommen und nicht mehr so viele Abgänge haben – den Kader längerfristig zusammenhalten. Ich spreche von einem Umbruch, wenn uns vier, fünf Leistungsträger verlassen – das wollen wir künftig vermeiden. Um sportlich unsere Ziele zu erreichen, muss Kontinuität im Kader herrschen.

… den Weg zu Transfers: Wenn man nach Transfers der Größenordnung wie Kolo Muani als Eintracht Frankfurt wo anruft, dann packen die erst einmal 20 bis 30 Prozent drauf (lacht). Wir dürfen uns nie in die Situation bringen lassen, dass man unter Druck gerät. Wir haben überlegt, welche Profile wir brauchen. Was fehlt uns, welche Fähigkeiten müssen wir noch hinzufügen. Dabei hatten wir immer drei, vier, fünf Kandidaten im Kopf. Es wurden viele Namen gespielt. Wir mussten uns nicht in die Karten schauen lassen und konnten im Hintergrund alles in Ruhe vorbereiten. Im Großen und Ganzen hat das, was wir uns vorgenommen haben, gut geklappt – wir konnten dieses Transferfenster aber auch länger vorbereiten.

Die gesamte Pressekonferenz zum Nachhören

… Kontinuität in Kader: Grundsätzlich kommt es bei Angeboten immer darauf an, um welchen Spieler es sich handelt und wie die Angebote aussehen. Kein Spieler ist unverkäuflich und wir sind auf Transfererlöse angewiesen – das wird sich auch in Zukunft erst einmal nicht ändern. Das hat auch mit der Entwicklung und Weiterentwicklung von einzelnen Spielern zu tun. Wenn ein Spieler sich schneller entwickelt als wir als Klub, dann werden wir ihn ziehen lassen, wenn wir für ihn das erhalten, was wir uns vorstellen. Ich kann nicht ausschließen, dass uns jemand verlässt, aber im Großen und Ganzen wollen wir den Kader zusammenhalten und keine großen Umbrüche mehr haben.

… die aktuelle Mannschaft: Es gibt in jeder Mannschaft unterschiedliche Gruppierungen, das ist in anderen Berufen aber genauso. Die Stimmung in der Kabine ist gut. Unsere erfahrenen Spieler sind dabei wichtig, um den neuen und jungen Spielern Eintracht Frankfurt zu erklären. Die Jungs, die schon lange bei uns sind, sollen zeigen, was die Eintracht ausmacht. Unsere verschiedenen Typen passen sehr gut zusammen, so unterschiedlich sie auch sind. Es passt gut von der Mischung. Es geht nicht um Nationalität, sondern um Charakter. Die Jungs wollen unbedingt, wir haben absolut kein Mentalitätsproblem.

… die Kaderstruktur im Sommer: Es geht immer um eine gute Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen Spielern mit Potential. Aktuell haben wir eine Achse, zu der auch Makoto Hasebe und Seppl Rode gehören. Seppl hört im Sommer auf, und sollte sich Makoto dazu entscheiden, seine Karriere zu beenden, dann haben wir immer noch mit Kevin, Robin, Ellyes und Mario eine Achse. Wen wir im Sommer dazuholen, müssen wir schauen.

Ergebnistechnisch ist es über die gesamte Saison in Ordnung, aber die Leistungen sind noch zu schwankend.

Sportvorstand Markus Krösche

… Stimmung rund um den Klub: Wir müssen ehrlich mit uns sein: Die Art und Weise, wie wir momentan Fußball spielen, ist nicht das, was wir haben wollen. Dass dann Unzufriedenheit kundgetan wird, ist legitim. Damit müssen wir leben. Ich möchte auf dem Platz von unserer Seite weniger Klassik und mehr Heavy Metal sehen. Daran müssen wir schnell arbeiten. Wir sehen das, sind unzufrieden und haben einen anderen Anspruch an uns selbst. Ergebnistechnisch ist es über die gesamte Saison in Ordnung, aber die Leistungen sind noch zu schwankend. Da haben wir Luft nach oben. Das hat Gründe, es hat mit einer gewissen Entwicklung und auch mit Fluktuation zu tun. Die Jungs vom Africa Cup sind zurück- und Neuzugänge dazugekommen. Es ist schön, dass wir Sechster sind, aber wir müssen stabiler spielen – Spielkontrolle und Dominanz kommen dann. Wir müssen im Spiel nach vorne mutiger, konsequenter und zielstrebiger sein. Dann schießen wir mehr Tore, gewinnen mehr Spiele und es sieht attraktiver aus.

… Cheftrainer Dino Toppmöller: Er ist ein sehr ambitionierter Trainer und will in vielen Dingen ein perfektes Spiel hinbekommen. Das dauert aber. Er hat einen hohen Anspruch an sich selbst und an die Mannschaft. Dass Kritik aufkommt, wenn wir so spielen wie momentan, nimmt er nicht persönlich. Mit der Kritik müssen wir alle leben. Wenn wir nicht das auf den Platz bringen, was uns auszeichnen soll, dann müssen wir uns kritisieren lassen. Das nimmt er sehr professionell auf und sucht nach Lösungen.

… Hugo Ekitiké: Wir wussten, dass er wenig Spielpraxis hat und Zeit brauchen wird, aber es ist nicht so extrem. Über das Training wird er als junger Spieler recht schnell auf das Level zurückkommen, um 90 Minuten Bundesliga spielen zu können. Er hatte in Paris eine Phase, als er nicht mehr mit der Mannschaft trainiert hat, aber das ist auch nicht unüblich in Transferphasen. Weshalb es dazu gekommen ist, kann und will ich nicht bewerten, es ist für mich aber auch nicht wirklich relevant. Er hat mit einem Personal Trainer an seiner Fitness gearbeitet. Nun geht es um Spielfitness und spielspezifische Themen – das kommt aber über das Training relativ schnell.

… Donny van de Beek: Es war nicht einfach für Donny, nicht für die Europa Conference League nominiert zu werden, aber der Trainer hat es sehr schlüssig erklärt. Allgemein hat er bei uns seine Anlaufzeit gebraucht, doch gegen Bochum ist er gut reingekommen. Auch gegen Leipzig hat er ein gutes Spiel gemacht. Auch bei ihm geht es um fußballspezifische Themen. Er hat fußballerisch richtig gute Fähigkeiten und wird uns in den kommenden Wochen und Monaten helfen.

… Igor Matanovic: Er macht es in Karlsruhe gut und es war der richtige Schritt, noch einmal ausgeliehen zu werden und regelmäßig Spielzeit zu bekommen. Wir sind mit ihm im Austausch und wollen seinen Vertrag verlängern.

… den nächsten Gegner Royale Union Saint-Gilloise: Es sind extrem wichtige Spiele. Wir wollen in der Europa Conference League so weit kommen wie möglich. Jetzt kommt die Crunchtime, man spielt alle drei Tage. Saint-Gilloise hat eine gute Mannschaft, wir müssen auf Toplevel sein. Es ist immer schwierig, gegen eine Mannschaft zu spielen, die hoch presst, Lösungen im Spielaufbau zu finden. Das haben wir auch gegen Bochum gesehen. Wir müssen eine gute Mischung finden: kontrollierter Spielaufbau, aber auch zielstrebig nach vorne spielen und die Räume nutzen – das Pressing überspielen.

… seine Zukunft in Frankfurt: Jeder weiß, wie wohl ich mich hier fühle und wie gerne ich hier arbeite. Mir macht es hier sehr viel Spaß, wir haben eine spannende Mannschaft und haben mit der Eintracht viel vor.