07.04.2019
Bundesliga

Wenn’s läuft, dann läuft‘s

Die Eintracht hat das Glück auf ihrer Seite und feiert in Gelsenkirchen einen historischen Sieg, denn einen „Sechserpack“ gab es in der Bundesliga noch nie.

Luka Jovics Blick ist entschlossen. Der 21-Jährige steht bereit zum Elfmeter, wartet auf den Pfiff des Schiedsrichters. Über 98 Minuten Spielzeit zeigt die Uhr, offiziell ist es die 90. + 9. Spielminute. Jovics Gegenüber: Alexander Nübel, der Schalker Torhüter, der zuvor mit einigen Glanzparaden seine Mannschaft im Spiel gehalten hatte. 1:1 steht es in der Veltins-Arena. Ein Ergebnis, das sich die Gastgeber aufgrund ihrer Einstellung und Leidenschaft verdient hatten. Doch das zählt jetzt nicht. Jovic hat aus elf Metern die Chance, auf Sieg für die Eintracht zu stellen. Noch nie hatte es seit Beginn der Datenerfassung einen späteren Elfmeter in der Bundesliga gegeben, noch nie hatte die Eintracht so spät ein Tor erzielt. All das wird dem Serben gerade nicht durch den Kopf gehen. Er ist fokussiert, läuft an - und hämmert das Leder mit rechts unter die Latte. Nübel hat keine Abwehrchance beim Geschoss von Jovic, das Leder streift noch den Querbalken. 2:1 für Eintracht Frankfurt!

Dass die Schalker Nerven nach diesem Last-Minute-K.o. ein wenig blank lagen, ist verständlich. Der Revierclub hatte bravourös gekämpft, die Fans hatten kurz zuvor ihre Mannschaft gefeiert, waren mit der Leistung ihrer Mannschaft zufrieden. Auch Huub Stevens, der (Jahrhundert-) Trainer der Gelsenkirchener, sollte später die Einstellung seiner Spieler loben und viel Positives aus der Partie herausziehen.

Gute erste 20 Minuten

Sein Gegenüber Adi Hütter wusste dagegen, dass die Eintracht auch etwas Dusel hatte, um diese drei Punkte einzufahren. "Das Zustandekommen des Sieges war am Ende sicherlich glücklich. Aber wenn man wie wir in Fahrt ist und einen Lauf hat, dann hat man meistens das Glück auf seiner Seite", bilanzierte er, was man auch getreu einer Fußballerweisheit so zusammenfassen kann: Wenn man oben steht, hat man manchmal das Glück, dass man nicht hat, wenn man unten in der Tabelle verortet ist.

Die ersten 20 Minuten hatten die Adlerträger sehr guten Fußball gezeigt, dann aber etwas die Aggressivität in den Zweikämpfen und die Genauigkeit in den Aktionen verloren. Suat Serdar konnte die Führung der Gäste ausgleichen, und die zweite Halbzeit war wahrlich kein Leckerbissen für die Zuschauer in der ausverkauften Veltins-Arena. Aber, und das erkannte Gelson Fernandes richtig: "Man kann nicht jede Woche ein Topspiel abliefern." So war es eine recht zähe Angelegenheit bis in die Schlussphase hinein, es gab kaum nennenswerte Tormöglichkeiten auf beiden Seiten. Bis Suat Serdar Filip Kostic in der vierten Minute der Nachspielzeit foulte, die Eintracht einen Freistoß erhielt, und Kostic den quer gelegten Ball einfach mal auf das Tor drosch. Caligiuri war mit der Hand im Strafraum dazwischen, was erst über den Videobeweis seine 100-prozentige Klärung fand. Und so war es schließlich Luka Jovic, der mit seinem bereits 17. Saisontor den sechsten Dreier in Serie ermöglichte. 52 Zähler nach 28 Spielen - die Eintracht steht punktemäßig so gut da wie noch nie zu diesem Zeitpunkt einer Bundesliga-Saison seit Einführung der Drei-Punkte-Regel. Nie zuvor waren in einer Spielzeit sechs Bundesliga-Siege in Serie gelungen. Und ganz nebenbei war es das 15. Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage (11 Bundesliga, 4 Europa League).

Selbstvertrauen getankt

Welche Aussagekraft hat die Partie und das Ergebnis auf Schalke nun für die UEFA Europa League-Partie am Donnerstag bei SL Benfica, dem Viertelfinal-Hinspiel? "Benfica spielt einen anderen Fußball als Schalke 04", meint Adi Hütter, der seine Mannschaft in den nächsten Tag sicherlich bestmöglich auf den portugiesischen Spitzenklub einstellen wird. Die Gastgeber vom Donnerstag sind in der Liga erst am heutigen Sonntag beim Tabellenletzten in Feirense gefordert und wollen mit einem Sieg wieder zum FC Porto aufschließen. Selbstvertrauen hat die Eintracht auf jeden Fall getankt vor dem Europa League-Kracher, denn drei Punkte helfen dafür immer. Das weiß auch Luka Jovic, der den Elfmeter in Gelsenkirchen eiskalt verwandelte und nun bereit ist für das Duell mit dem Klub, von dem er nach Frankfurt (mit Kaufoption, versteht sich) verliehen ist.