08.07.2022
Team

Wie einst Dias und Ronaldo

Im ganz großen Rampenlicht stand der Portugiese Aurélio Buta bisher selten. Mit zwei Weltstars seines Landes hat er dennoch auf den zweiten Blick etwas gemein.

Die U19-Europameisterschaft 2016 in Deutschland liegt zwar schon fast sechs Jahre zurück, Aurélio Buta wird sich aber auch heute sicherlich noch gerne an sie erinnern. Aus mehreren Gründen. Zum einen schrieb er sich als damals noch meist auf der offensiven Außenbahn eingesetzter Flügelspieler gleich zwei Mal in der Torschützenliste ein, unter anderem beim turbulenten 4:3-Sieg gegen das Gastgeberland am zweiten Gruppenspieltag. Zum anderen wurde der 1,72 Meter große Rechtsfuß trotz des Ausscheidens seines Landes im Halbfinale nach einem 1:3 gegen Frankreich in die Mannschaft des Turniers gewählt. Wie auch sein Landsmann und damaliger Teamkollege Rúben Dias, der seit zwei Jahren mit Manchester City auf Titeljagd geht.

Nach sechs Jahren folgt nun also die Rückkehr nach Deutschland. Dieses Mal aber deutlich länger ein paar Tage. Die Eintracht hat den ablösefreien, mittlerweile als Außenverteidiger agierenden Dampfmacher bis 2026 unter Vertrag genommen und kann sich laut Markus Krösche auf einen Spieler freuen, den die Verantwortlichen „schon länger auf dem Schirm“ hatten. „Aurélio vereint Schnelligkeit und Körperlichkeit sowie defensive Zuverlässigkeit und Offensivgefahr, bringt also ein gutes Gesamtpaket mit. Wir trauen ihm zu, mit seinen Fähigkeiten und seiner Erfahrung zur festen Größe unseres Teams zu werden und unserem Spiel noch mehr Durchschlagskraft zu verleihen.“

Arbeitsprobe im direkten Aufeinandertreffen: Aurélio Buta stellt mit Antwerpen Filip Kostic vor ungeahnte Herausforderungen.

Über die Spielweise des 25-Jährigen konnten sich die Verantwortlichen bereits live ein Bild machen. In der Gruppenphase der vergangenen Europa-League-Saison verteidigte er beim 1:0-Sieg der Hessen beim Royal Antwerp FC über die kompletten 90 Minuten gegen Filip Kostic. Der Serbe bekam zu spüren, wie sich das Spiel seines Gegenübers auszeichnet: physisch stark, defensiv stabil, mit hohem Tempo in beide Richtungen und noch dazu zielgerichtete Vorstöße in die gegnerische Hälfte. „Wenn du gegen ihn im direkten Duell spielst, siehst du natürlich auch nochmal im Detail, wie er sich gegen eine gute Bundesligamannschaft verhält. Deswegen sind wir froh, ihn verpflichtet zu haben“, verdeutlicht Krösche. In gewisser Weise zeichnen sich dabei Parallelen zu den Anfängen eines der größten Fußballer aller Zeiten ab. Auch Cristiano Ronaldo machte 2003, damals noch im Jersey von Sporting Lissabon, in einem Freundschaftsspiel gegen Manchester United auf sich aufmerksam und wechselte sechs Tage später auf die Insel.

Ausgebildet wurde der in Luanda in Angola geborene Flügelflitzer beim Sporting-Rivalen SL Benfica. Für die Reserve gab er am 6. August 2016 sein Debüt in einem Spiel der zweitklassigen LigaPro gegen den CD Cova da Piedade. Nachdem ihm der Sprung zu den Profis verwehrt blieb, wechselte er im darauffolgenden Jahr auf Leihbasis zum belgischen Erstligisten aus Antwerpen. Dort kam er in seiner ersten Saison auf 15 Einsätze und wusste so sehr zu überzeugen, dass sich die Belgier entschlossen, Buta für drei Jahre unter Vertrag zu nehmen. Der Portugiese entwickelte sich zur festen Größe in der Verteidigung und gewann mit dem Klub 2020 den belgischen Pokal.

Nun beginnt für den Außenverteidiger ein neues Kapitel: „Ich habe mich dafür entschieden, weil ich denke, dass es der richtige Schritt für mich ist, in die Bundesliga zu wechseln. Ich denke, es ist der perfekte Klub für mich, da sie in den vergangenen Jahren tolle Dinge bewegt haben. Seit Beginn unserer Gespräche habe ich mich wie zu Hause gefühlt. Es war eine einfache Entscheidung“, begründet er seinen Wechsel gegenüber EintrachtTV.

Aurélio Buta (2.v.r.) ist trotz individuellen Aufbauprogramms wie alle Neuzugänge fest in den Integrationsprozess eingebunden.

Buta selbst beschreibt sich als „schneller Außenverteidiger, der es mag, sich vorne einzuschalten“ und noch dazu Qualitäten „bei Flanken und Torvorlagen“ mitbringe. Ins derzeitige System der Hessen könne er sich nahtlos einfügen, weil er es aus seiner Zeit aus Antwerpen bereits kenne. Das ganz große Rampenlicht erfuhr er in der Hafenstadt mangels Bühne nicht. In Frankfurt ändert sich das mit der Teilnahme an der UEFA Champions League zwangsläufig.

Möglicherweise kommt die Anfang September beginnende Vorrunde dann genau zur rechten Zeit. Denn aktuell laboriert Buta noch an den Folgen einer Außenmeniskusoperation, das Mannschaftstraining könnte er just im September wieder aufnehmen. So oder so ist es Krösche „wichtig, dass er bei uns ist, um die Mannschaft und die Abläufe kennenzulernen. Wir führen ihn ganz normal heran, alles läuft nach Plan.“ Entsprechend wird die neue Nummer 24 auch mit ins Trainingslager nach Oberösterreich reisen. Um danach, so die Hoffnung, endgültig seine Spuren in Deutschland zu hinterlassen.