29.11.2021
Bundesliga

Wie Dirk Nowitzki und Michael Jordan

Die Eintracht schlägt auch gegen Union spät zu und sichert damit Punkte. Dabei spielt sich die entscheidende Szene erneut in der Luft ab.

Einordnung: Schritt für Schritt

Auch wenn Oliver Glasner bei den Pressekonferenzen nach dem Spiel in schöner Regelmäßigkeit nach einzelnen Spielern befragt wird, so liegt es ihm fern, einzelne Akteure hervorzuheben. Nach dem 2:1 (1:0)-Erfolg gegen den 1. FC Union Berlin betonte der Österreicher demnach erneut, dass der Sieg „ein Mannschaftserfolg“ war. Kaum verwunderlich, denn für einen Dreier in der Fußballbundesliga müssen sehr viele Spieler ihr Potential abrufen. Dazu müssen auch viele einzelne Elemente zusammenpassen, damit ein Innenverteidiger aus dem Spiel heraus in der fünften Minute der Nachspielzeit beim Stand von 1:1 – mitnichten ein unbefriedigendes Resultat gegen eine zuvor in der Bundesliga nur vom aktuellen Topduo besiegte Mannschaft – zu einem Torerfolg kommt.

Die letzte von 13 Flanken von Filip Kostic saß – der Serbe jubelt entsprechend ausgelassen.

Und so gelang es Evan Ndicka, das Leder nach der Frankfurter Hereingabe Nummer 31 (!) in diesem Spiel in die Maschen zu köpfen, Filip Kostic war der Absender. Auch das Führungstor des erstmals nach fast 25 Monaten wieder treffsicheren Djibril Sow entstand nach einer energischen Hereingabe des Serben, der alleine 13 Mal flankte und neun (!) Torschüsse vorbereitete. Doch nicht nur Kostic überzeugte, spielerisch machte die Eintracht wieder einen Schritt nach vorne und erspielte sich mit zumeist kontrollierter Offensive zahlreiche Möglichkeiten.

Geschichte des Spiels: NBA lässt grüßen

Beim spielentscheidenden Treffer stand Evan Ndicka perfekt in der Luft wie einst Michael „Air“ Jordan. Diesen Vergleich hatte zumindest Cheftrainer Oliver Glasner bemüht, und ein Blick auf die besten Basketballer der Welt ist sicherlich beim Blick auf die Kopfballtore der Adlerträger nicht verkehrt. Erst am vergangenen Donnerstag hatte Goncalo Paciencia mit dem Schädel eingenickt, die Flugkurven der vom Portugiesen geköpften Bälle könnten auch in einem Basketballlehrbuch verzeichnet sein. Von der Wichtigkeit war Paciencias Treffer vom Donnerstag fast auf einer Stufe mit seinem 2:4-Anschlusstreffer in Lissabon im April 2019, als er in bester Nowitzki-Manier im Rückwärtsfallen getroffen hatte. Natürlich per Kopf.

Comeback des Spiels: Die Eintracht

Zwar nicht in letzter Minute, aber persönlich erstmals seit 25 Monaten wieder vor dem Tor erfolgreich: Djibril Sow.

Frei nach der Devise von Oliver Glasner, keinen Spieler hervorzuheben, sei hier die ganze Mannschaft als Comeback-Experte bezeichnet. In fünf der vergangenen sechs Partien netzte die Eintracht in der Nachspielzeit ein. Alle Treffer waren spielentscheidend, gleich drei Mal machten sie aus einem drei Punkte, zwei Mal (Fürth, Anderlecht) hatten die Adlerträger kurz nach einem Gegentreffer die prompte Antwort parat, und sie wurden von fünf verschiedenen Spielern erzielt. Mehr Comeback geht kaum. Was der Eintracht einen fast überall bemühten Spitznamen einbringt, siehe nächster Absatz.

Das schreiben die Medien: Last Minute

Last-Minute-Eintracht (BILD) hier, Last-Minute-Spezialisten (FAZ) dort, und erzielt wurde mal wieder ein Last-Minute-Tor (Frankfurter Rundschau). Last Minute ist modern in Frankfurt. Gab’s einst zu Zeiten von Armin Veh in der 86. Minute spielentscheidende Gegentreffer in Serie, hagelt es nun späte Tore auf der richtigen Seite. Womit sich die Eintracht im jüngsten Fall für „eine der besten Saisonleistungen“ (BILD) belohnte.

Ausblick: Und plötzlich mittendrin

Nach dem goldenen November mit voller Ausbeute aus den drei Bundesligapartien ist der tabellarische Fortschritt zwar gering gewesen, doch die Lücke ans vordere Mittelfeld ist zumindest vorerst geschlossen. Nur zwei Zähler trennen die Adlerträger vom Rangfünften TSG Hoffenheim, die am Samstag, 4. Dezember, 15.30 Uhr, Gastgeber der Eintracht sein werden. Zunächst lässt Coach Glasner seine Mannen nach dem Auslaufen am Montag am Dienstag durchschnaufen, ehe am Mittwoch die Vorbereitung auf die Partie im Kraichgau beginnt. Und das nach aktuellem Stand mit dem gesamten Kader. Denn außer des bis dato noch nicht spielfitten Christopher Lenz konnte Glasner am Sonntag aus dem Vollen schöpfen. Und entschied sich im dritten Pflichtspiel in Folge für dieselbe Startaufstellung. Das war bei der Eintracht letztmals vor fast genau sieben Jahren der Fall. Drei Mann standen damals ebenso wie am Sonntag auf dem Platz: Makoto Hasebe, Timothy Chandler und Bastian Oczipka – Letztgenannter jedoch beim Gegner 1. FC Union Berlin. Nach diesen drei Pflichtspielen folgte im Herbst 2014 für die Eintracht übrigens ein Gastspiel in Sinsheim.