21.04.2025
Bundesliga

Wie verwandelt

Eine Nullnummer, die mehr dem Augsburger als dem Frankfurter Schema entspricht, Trapps Rückkehr nach Maß und eine Halbzeitansprache mit Wirkung.

Erst Brett vorm Kopf, dann Brett gebohrt. Das 0:0 zwischen dem FC Augsburg und Eintracht Frankfurt glich vor der Pause einer Nullnummer der folgerichtigen und nach dem Seitenwechsel einem der unterhaltsameren Art. Folgerichtig, weil die Hessen zum ersten Mal seit neun Jahren keinen Abschluss in den ersten 45 Minuten verzeichneten und zugleich so wenig zuließen, dass FCA-Coach Jess Thorup einräumte: „Die erste Halbzeit gehörte uns. Das Einzige, das gefehlt hat, war eine große Chance.“ Das änderte sich, nachdem die Kontrahenten in der ausverkauften WWK ARENA die Spielrichtung änderten – mit dann leichten Vorteilen für die SGE.

Die schlussendliche Nullnummer schien rückblickend hausgemacht aus Sicht der Hausherren und mehr als ungewohnt für die Gäste, die erstmals seit über einem Jahr 0:0 spielten; am Karsamstag 2024 gegen Union Berlin. Seinerzeit am 27. Spieltag bewegten sich Frankfurt und Berlin gemessen an der Rückrundentabelle mit einem Punkt Differenz nahezu auf Augenhöhe; kein Vergleich zum Aufeinandertreffen am Ostersonntag, wie Dino Toppmöller sowohl auf der Pressekonferenz vor als auch auf Rückfrage nach dem Spiel betonte: „Wir spielen gegen den FC Augsburg, der von den vergangenen 14 Bundesligaspielen eines verloren hat – gegen den FC Bayern München in Unterzahl. Das ist keine Entschuldigung, dass wir eine schlechte erste Halbzeit gespielt haben. Aber wir sind auf einen Gegner getroffen, der eine Sensationsrückrunde spielt und top drauf ist.“

Augsburgs Alleinstellungsmerkmal

Tatsache: Die bayerischen Schwaben stellen mit sieben Gegentreffern in 13 Partien der zweiten Saisonhälfte die sicherste Defensive der Liga, stellten mit der elften Weißen Weste 2024/25 ihren eigenen Vereinsrekord ein, spielten zum fünften (!) Mal in dieser Spielzeit 0:0 und, jetzt kommt’s, gestatteten unter allen Klubs aus Europas Top-Fünf-Ligen in diesem Kalenderjahr dem Gegner am häufigsten keinen Treffer: neun Mal an der Zahl. Schema F wie Fuggerstadt sozusagen.

Gleichwohl ließen die Beteiligten die eigene mangelnde Durchschlagskraft, vor allem im ersten Spielabschnitt, in der Bestandsaufnahme nicht außer Acht. Speziell die Spieler sparten nicht mit Selbstkritik. „Die erste Halbzeit haben wir hergeschenkt“, konstatierte Nathaniel Brown, der zugab: „Auch ich selbst habe mit mir gehadert, weil Dinge nicht geklappt haben, die normalerweise klappen.“ Gleichzeitig äußerten die Verantwortlichen zu Teilen Verständnis für das zuweilen lethargische Auftreten, das Marc Hindelang und Lars Weingärtner bei „Aufstehen mit der Eintracht“ treffend mit „Hangover-Halbzeit“ umschreiben.

„Es war für die Jungs nicht ganz einfach in der ersten Halbzeit, weil wir alle nicht wirklich frisch im Kopf waren und kein gutes Spiel gemacht haben“, meinte Markus Krösche und verwies im Zusammenhang mit dem Aus in der Europa League auf „eine sehr junge Mannschaft. Für uns ist es sehr enttäuschend gewesen, dass wir nicht weitergekommen sind. Wir müssen den Jungs dann auch mal zugestehen, dass sie etwas länger brauchen“.

Ansgar Knauff bestätigte die Auffassung des Sportvorstands, „eine gute Reaktion“ gezeigt zu haben: „Es war keine einfache Situation für uns. Aber es war für uns wichtig, dass wir gerade in der zweiten Halbzeit eine Reaktion gezeigt haben mit der Art und Weise.“ Konkret veranschaulichte Chefcoach Toppmöller: „Wir haben am Donnerstag extrem viel investiert, alles auf dem Platz gelassen und nicht mal 72 Stunden Regenerationszeit gehabt. Wir hatten so viele einfache Ballverluste und technische Fehler, was in meinen Augen mit Konzentrationsmangel zusammenhängt. Ich will es nicht immer nur auf die Müdigkeit schieben, aber ich glaube schon, dass das eine große Rolle gespielt hat.“

Männer, wir haben eine schlechte erste Halbzeit gespielt. Es steht trotzdem 0:0. In der zweiten Halbzeit zeigen wir, was wir draufhaben.

Cheftrainer Dino Toppmöllers Worte in der Halbzeitpause

Eine große Rolle, wie Brown erklärte, habe auch die Halbzeitansprache des Fußballlehrers gespielt: „Der Trainer hat uns gesagt, dass wir positiv bleiben sollen. Wir haben ein paar taktische Dinge besprochen und sollten rausgehen und unser Herz auf dem Platz lassen.“ Toppmöller dazu: „Wir waren alle unzufrieden. Wir im Trainerteam und die Jungs total mit sich selbst. Deshalb ging es darum, eine Positivität reinzubringen, indem wir sagen: Männer, wir haben eine schlechte erste Halbzeit gespielt. Es steht trotzdem 0:0. In der zweiten Halbzeit zeigen wir, was wir draufhaben.“

Gesagt, getan. Auch wenn das Runde letztendlich nicht ins Eckige wollte, was einer Mischung aus Unvermögen und Torwartkönnen geschuldet war. Auf beiden Seiten: Hier Finn Dahmen mit der stärksten Abwehrquote aller Bundesligatorhüter. Dort der nach eineinhalb Monaten Verletzungspause zwischen die Pfosten zurückgekehrte Kevin Trapp, dem die mitgereisten Eintracht-Fans zum einen nach dessen Monsterreflex gegen Phillip Tietz und zum anderen nach Schlusspfiff mit „Kevin Trapp, Kevin Trapp“-Sprechchören huldigten.

379: Trapp zieht mit Meier gleich

„Kevin hatte zu Wochenbeginn angefangen, mit der Mannschaft zu trainieren und war schmerzfrei. Durch die Verletzung von Kaua musste er früher rein als geplant und hat das sehr gut gemacht“, lobte Krösche den Rückkehrer, der mit seinem 379. Pflichtspiel für Eintracht Frankfurt nach Einsätzen mit Alexander Meier gleichgezogen und dahingehend in die Top Elf der Klubgeschichte eingezogen ist. Gegen Augsburg blieb er in der Bundesliga zum fünften Mal ohne Gegentor, nur gegen Bremen (6) gelang ihm das öfter. 

„Kevin hat uns einen super Rückhalt gegeben und den Punkt festgehalten“, sah es Brown wie Knauff: „Wenn Kevin den Ball am Ende nicht hält, können wir das Spiel sogar noch verlieren. Er hat ein super Spiel gemacht dafür, dass er mehrere Wochen so gut wie gar nicht mit der Mannschaft auf dem Platz stand. Er war sofort wieder da und hat uns einen guten Rückhalt gegeben. Es ist sehr wichtig, dass er wieder fit ist für die kommenden Spiele.“

Ausblick: Verfolgerduell um die Top Vier

Das nächste hat es direkt in sich, am Samstag empfängt Frankfurt als Tabellendritter den unmittelbaren Verfolger aus Leipzig. „Wir werden alles daransetzen, dieses Spiel zu gewinnen und einen Riesenschritt Richtung Top Vier zu machen“, blickt Knauff auf das nächste dicke Brett. Dieses bohren zu können, traut Toppmöller seinen Mannen unverändert zu: „Jetzt freuen wir uns, dass wir einfach mal zwei Tage abschalten, ein bisschen regenerieren können, eine normale Trainingswoche haben. Dann werden wir ein gutes Spiel gegen Leipzig machen.“