08.09.2022
Europapokal

Willkommen in der Königsklasse

Acht Adler debütieren in der Champions League, Christopher Lenz verletzt sich, die Eintracht präsentiert sich angriffslustig und ganz Frankfurt hinterlässt trotz der Niederlage Eindruck.

In Hessen endeten die Sommerferien und in Fußballeuropa das Transferfenster. Und auch in dieser Woche liegen Vergleiche nahe: dem ersten Schultag hier, dem ersten Abend in der UEFA Champions League da. Viel gehört, viel gesagt bekommen, und wenn es so weit ist, sieht die Realität wahlweise noch schöner oder doch anders aus. Am Mittwochabend im in Frankfurt haben sich viel Dinge bewahrheitet, manche Dinge blieben fürs Erste unerfüllt. Und zwar diese.

Geschichte des Spiels: Frankfurter Werte

Die geringste Überraschung war das erstmalige Erklingen der Hymne drei Minuten vor dem ersten Gruppenspiel zwischen Eintracht Frankfurt und Sporting Clube de Portugal. Doch auch bevor und nachdem die prominente UEFA-Melodie durch den Stadtwald donnerte, sorgte der Traditionsverein selbst für mehrere Gänsehautmomente.

Erst präsentierte der verletzte Kapitän Sebastian Rode dem begeisterten Publikum die Europa-League-Trophäe, später spannten die Legenden um Karl-Heinz Körbel den Bogen zur Vergangenheit, als den Helden von 1959 und 1960 die Aufmerksamkeit von Zuschauern und Kameras gewiss war. Immerhin war es nicht nur der erste Abend in diesem Wettbewerb überhaupt, sondern den Pokal der Landesmeister inbegriffen der erste überhaupt auf dieser höchsten europäischen Vereinsebene.

Auch die Fans ließen sich nicht bitten und zelebrierten mit einer mehrminütigen Choreografie, die sich, flankiert von schwarzen und weißen Fahnen im weiten Rund, in die Köpfe und Herzen einbrannte. Dank der Rückkehr der Stehplätze konnten so viele Besucher wie nie in diesem Stadion Eintracht Frankfurt International genießen: 50.500 an der Zahl. Die, die sich nicht selbst in der Kurve befanden, lasen auf riesigen Transparenten „Net viel Gebabbel – Frankfurt makes trouble“.

Die Gründe dafür, dass die Fußballer auf dem Rasen in der letzten halben Stunde selbst Probleme bekamen, lässt sich zum einen an den selbstkritischen Stimmen danach, zum anderen an den statistischen Werten ablesen.

Bei 44 zu 56 Prozent Ballbesitz gelangen den Hausherren trotzdem zwei Angriffsaktionen mehr (35 zu 33). Das Chancenverhältnis ging letztlich dennoch an die Gäste aus Lissabon, die aus fünf zu sechs Hochkarätern den Endstand von 0:3 produzierten.

Zahl des Spiels: 81

Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass die Adlerträger Erfahrung mit Emotionen kompensiert hätten. Letztlich musste aber etwa Djibril Sow einräumen: „Der Abend ist bitter gelaufen. Wir haben auch einige junge Spieler drin, die dürfen auch Fehler machen und kennen diesen Druck noch nicht. Das soll aber gar kein Vorwurf sein. Wir hatten viele Situationen, in denen wir die falsche Entscheidung treffen. Dass wir daraus lernen können, haben wir in der Bundesliga gezeigt.“

Zusammenspiel der Gegensätze: Mario Götze hat sein 63., Jesper Lindström sein erstes Champions-League-Spiel absolviert.

Auch dafür gibt es Belege: Insgesamt standen vor dem Anpfiff aufseiten Frankfurts 81 Einsätze in der Königsklasse auf dem Platz, die wiederum Mario Götze (62), Kevin Trapp (12), Sow (6) und Éric Junior Dina Ebimbe (1) unter sich aufteilten. Inklusive des eingewechselten Rafael Santos Borré gaben somit acht Akteure ihr Debüt in diesem Wettbewerb.

Darunter auch Christopher Lenz, den nach der Pause Luca Pellegrini ersetzte. „Chris Lenz haben wir mit Verletzung verloren, er hat einen Stich im Oberschenkel gespürt“, erklärte Oliver Glasner die Maßnahme. Dafür stand nebenbei mit Jérôme Onguéné ein Mann im Kader, der nicht nur wiedergenesen ist, sondern in Salzburg 13 Mal Champions League gespielt hat.

Das schreiben die Medien

  • Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Die Frankfurter legen in der Königsklasse mutig los und werden von Sporting Lissabon gnadenlos ausgekontert.“
  • Rhein-Main-Zeitung: „Der erste Auftritt der Frankfurter Eintracht in der Königsklasse des europäischen Vereinsfußballs gegen Sporting Lissabon war ein rauschender Festtag und emotionaler Höhepunkt für die Fangemeinde.“
  • hessenschau: „Bei Eintracht Frankfurts Debüt in der Champions League liegt alles bereit für einen unvergesslichen Abend. Die Stimmung ist magisch, aber die Sternstunde bleibt aus.“

Das sagt das Netz

  • „Die Sterne hängen hoch in der #ChampionsLeague, aber das ist vollkommen ok, weider geht's in der Liga, Eintracht!“ (@einwurf_org)
  • „Müde nach nur 4 Stunden Schlaf, ein bisschen traurig wegen den verpassten Chancen in Hz1... aber insgesamt so glücklich, begeistert, elektrisiert und noch immer mit Gänsehaut, diesen Moment im #Waldstadion miterlebt haben zu dürfen. Mund abbuzze, weiter geht's!“ (@chillNbissl)
  • „Dankbar, völlig fertig und trotz leichter Enttäuschung zuversichtlich! Was die Mannschaft heute aus dieser Niederlage mitnimmt, könnte noch entscheidend für den weiteren Verlauf sein. Der Abstand ist nicht so groß, aber Kleinigkeiten können große Wirkung zeigen. Weitermachen #SGE“ (@Team_Ramenman)

Ausblick: Nach den Löwen die Wölfe

Vor dem Mammutprogramm bis November ist der Cheftrainer um jede personelle Option dankbar, wie er durchblicken ließ: „Junior war am Anschlag am Ende. Jetzt gibt’s viel Regeneration und ein bisschen Videoanalyse.“ Am Freitag bleibt eine Einheit, schon wartet im Deutsche Bank Park mit dem gastierenden VfL Wolfsburg die nächste Aufgabe. Ihre Hausaufgaben sehen die Hessen gemacht, ist Sow sicher: „Der Spirit stimmt, wir können in den kommenden Spielen darauf durchaus aufbauen. Fußball ist schnelllebig. In wenigen Tagen kann es schon wieder anders aussehen.“ Sportvorstand Markus Krösche ist in jeder Hinsicht überzeugt: „Wolfsburg wird ein richtig schwieriges, ekliges Spiel. Wir müssen an unsere Leistungsgrenze kommen. Die Fans haben nach dem Spiel ein tolles Gespür bewiesen und werden uns wieder pushen.“