Armin, wie hast du in der Nacht vor dem großen Showdown geschlafen?
Ich muss sagen, dass ich sehr ruhig, aber nicht lange geschlafen habe, weil ich immer noch auf die mitteleuropäische Zeit eingestellt bin. Umso früher konnte ich mich dafür mit dem heutigen Gegner beschäftigen. Eine wichtige Rolle haben die Standardsituationen eingenommen.
Wie sah der heutige Tagesablauf bis zum Spiel aus?
Nach dem Frühstück stand für die Spieler Prävention auf dem Programm, Mobilisationsübungen, Bewegung, Kräftigung, um in den Tag reinzukommen. Nach dem Mittagessen durften sie sich nochmal ausruhen, dann stand auch schon die Mannschaftsbesprechung an, ehe es in Richtung Stadion ging.
Klingt nach einem straffen Zeitplan.
Allzu viel Zeit haben wir nicht, das stimmt. Aber die Spieler sind permanent fokussiert, beschäftigen sich mit dem Gegner und brennen darauf, heute Abend in diesem altehrwürdigen Stadion aufzulaufen.
Wie habt ihr die Schlappe in Leverkusen verarbeitet?
Der Eindruck beim Abschlusstraining war sehr gut. Wir haben das Spiel direkt am Tag darauf analysiert, die Fehler aufgezeigt, dann aber wieder direkt den Blick nach vorne gerichtet. Das ist ein anderer Wettbewerb, wir sind einen weiten Weg miteinander gegangen und kurz vor dem Ziel. Das heißt, wir wollen gegen Chelsea weiterkommen!
Was war im Hinspiel taktisch gut, was müsst ihr anders machen?
Natürlich kann ich jetzt nicht ins Detail gehen. Wir haben viel Gutes gesehen, aber auch, wozu Chelsea in der Lage ist, wenn sie zu viel Raum erhalten, etwa bei Standardsituationen. Erst am Sonntag gegen Watford haben sie auf diese Weise wieder zwei Tore erzielt. Dafür haben sie viele große Spieler mit David Luiz, Andreas Christensen, Ruben Loftus-Cheek, Olivier Giroud oder Gonzalo Higuain. Aber auch spielerisch verfügen sie über hervorragende Qualität. Deswegen müssen wir in jeder Phase des Spiels konzentriert sein. Nichtsdestotrotz verfügen auch wir über unsere Möglichkeiten. Oder wer hätte gedacht, dass wir gegen Donetsk oder Mailand so überzeugend weiterkommen oder überhaupt die Gruppenphase überstehen? Doch jetzt stehen wir hier, haben gute Voraussetzungen und möchten – auch für unsere Fans – nach Baku!
Ante Rebic kehrt nach seiner Sperre zurück. Wie wichtig kann er heute werden?
Ante kann sehr gefährlich werden. Das haben alle gesehen, wenn er gespielt hat. Es ist kein Geheimnis, dass wir über vier hervorragende Stürmer verfügen und immer für ein Tor gut sind. Deswegen ist Ante wie alle Akteure ein wichtiger Teil des Teams.
Ein Tor würde unter Umständen reichen. Inwieweit kann es heute auch ein Geduldsspiel werden?
Wir müssen clever spielen und nicht früher als nötig Räume öffnen, die einen Rückstand begünstigen würden. Wir müssen kontrolliert, aber immer auch zielgerichtet nach vorne spielen. So wie in allen anderen Spielen zuvor. Wir haben auswärts immer getroffen, das möchten wir heute natürlich auch.
Das Szenario Eintracht Frankfurt an der Stamford Bridge hättest du dir wahrscheinlich auch nicht erträumt?
Nein, vor allem nicht nach den Anfängen der Hinrunde, als wir Probleme hatten. Damals hatte sicher keiner damit rechnen können, zu diesem Zeitpunkt im Halbfinale der Europa League zu stehen und die Möglichkeit aufs Endspiel haben. Aber wir sind zusammengewachsen, haben wir eine großartige Runde gespielt, tolle Spiele gezeigt und viele Tore geschossen. Deshalb sind wir nicht zu Unrecht aktuell Vierter. Trotzdem wissen wir, dass Chelsea einer der besten englischen Klubs der vergangenen zehn Jahre ist und viele Titel eingefahren hat – auch auf internationaler Ebene.
Abschließend: Dein Gefühl ist gut, das Finale also in greifbarer Nähe?
Vorausgesetzt natürlich, wir bleiben hochkonzentriert, anders als gegen Leverkusen. Aber das wird die Mannschaft auch sein, das hat jeder gestern gespürt. Von Verunsicherung war keine Spur, alle sind sehr fokussiert. Die Mannschaft wird von der ersten Sekunde an ihr bestes Gesicht zeigen.