02.07.2020
Eintracht

„Wir werden diese Krise meistern“

Fredi Bobic zieht nicht nur ein sportliches Fazit, sondern auch wirtschaftlich Bilanz. Gleichzeitig blickt der Sportvorstand auf die Herausforderungen der Zukunft.

Fredi Bobic über...

...die finanziellen Folgen der Coronapandemie bis zum 30. Juni: Ich habe die Situation wirtschaftlich als positiv empfunden. Dass wir nicht unser klares Ziel, die Umsatzmarke von 300 Millionen Euro zu knacken, ist der Tatsache geschuldet, dass wir es auf einmal mit einem unerwarteten Gegner namens COVID-19 zu tun bekommen haben, der uns während des dreimonatigen Lockdowns rund 20 Millionen Euro an Einnahmen gekostet hat, weshalb wir bei 280 Millionen Euro stehengeblieben sind. Entsprechend haben wir mit den Spielern die weiteren Schritte besprochen und uns ohne zu murren auf 20 Prozent Gehaltsverzicht verständigt. Deshalb bin ich stolz auf die Jungs.

...die bevorstehenden Herausforderungen: Wir werden 2020/21 wie fast alle Profivereine eine Vollbremsung hinlegen müssen. Wenn wir annehmen, dass die Hinrunde ohne oder nur teilweise mit Zuschauern sowie in der Rückrunde mit Vollauslastung stattfinden, werden wir einen Umsatz von 140 Millionen Euro haben. Das hat gravierende Auswirkungen auf den Sport. Wir haben wirtschaftlich in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht und ein gewisses Polster. Wir verlieren nicht den Mut und werden sicher mögliche Gegenmaßnahmen besprechen. Dabei geht es nicht nur um den Profibereich, sondern um alle Mitarbeiter von Eintracht Frankfurt. Ich bleibe positiv, dass wir gemeinsam die Krise meistern und, wann auch immer, gestärkt aus ihr hervorgehen werden.

...die Auswirkungen auf den Sport: Betriebswirtschaftlich gesehen stellen wir alles auf Null: Keiner wird ver- oder gekauft – anders geht es nicht. Ich bin mir mit dem Trainer einig, dass wir mit dem bestehenden Kader in der Bundesliga konkurrenzfähig sind, zumal wir im Sommer viele langfristige Verträge abgeschlossen haben. Meinem Team und mir ist bewusst, dass wir, um die Verluste auszugleichen, auch Transferüberschüsse erzielen müssen. Gleichzeitig möchten wir uns natürlich punktuell verstärken, aber dafür müssen wir in der kommenden Transferperiode, die sich bis zum 5. Oktober ziehen wird, geduldig sein. Viele Topligen spielen noch bis Ende des Monats. Der Juli wird zäh.

Adi hat vieles bewältigt und weiß Bescheid, dass wir gerne mit ihm verlängern wollen. Ich gebe ihm aber auch die Zeit, sich während des Urlaubs in Ruhe Gedanken zu machen.

Fredi Bobic

...sein Saisonfazit: Vor der Saison habe ich gesagt, ich bin mit einem einstelligen Tabellenplatz und einem guten Abschneiden in den Cupwettbewerben zufrieden. Daran gemessen haben wir unsere Ziele erreicht. Gerade in Anbetracht der Umstände: Auf der einen Seite haben wir über zwölf Monate 54 Spiele bestritten, so viele wie noch nie in der Geschichte von Eintracht Frankfurt. Auf der anderen Seite hatten wir im Sommer auch einen Umbruch zu bewältigen. Insgesamt hatten wir während der Saison zwei schwache Phasen. Gerade die Negativserie vor der Winterpause war zu lange und hat uns den einen oder anderen Platz gekostet. Aber so geht es allen meiner Kollegen. Deshalb steht nach 34 Spieltagen jeder dort, wo er hingehört.

...Fluch und Segen der UEFA Europa League: Es kann uns sicher guttun, vielleicht mal eine Jahr eine vergleichsweise normale Runde zu spielen. Wenn ich mir den geplanten Rahmenterminkalender ansehe, hätten international vertretene Teams bis in den Mai permanent Englische Wochen, weil wir auch in der Bundesliga öfters unter der Woche spielen und keine Winterpause haben werden. Andererseits möchte man als Sportler natürlich diese Art von Stress haben und alle drei Tage in einem anderen Stadion sein. Es könnte insgesamt ein Vorteil sein, uns auf einen Wettbewerb konzentrieren und unter der Woche sauber arbeiten zu können. Dafür bedarf es wiederum der passenden Kadergröße, was wir unter anderem mit Leihgeschäften lösen können. Beispielsweise in die Zweite Liga oder nach Belgien, wo wir mit Tuta und Kamada zuletzt gute Erfahrungen gemacht haben.

...Adi Hütter: Zwischen Adi und mir passt es, wir unterhalten uns regelmäßig, natürlich auch über eine vorzeitige Vertragsverlängerung. Er ist glücklich bei der Eintracht, weiß was er an ihr hat und wir wissen, was wir an ihm haben. Adi hat mit seinem Trainerteam in den vergangenen zwei Jahren einen tollen Job gemacht. Wir haben jeweils einen einstelligen Tabellenplatz erreicht und sind in zwei Halbfinals eingezogen. Adi hat vieles bewältigt und weiß Bescheid, dass wir gerne mit ihm verlängern wollen. Ich gebe ihm aber auch die Zeit, sich während des Urlaubs in Ruhe Gedanken zu machen.

...Daichi Kamada: Es gibt nur wenige Spieler, die in der Vorwärtsbewegung diese Qualität haben und diese Haken schlagen können. Es liegt alles auf dem Tisch, ich bin zuversichtlich, dass wir das im Juli klären können und Daichi hier einen längerfristigen Vertrag unterschreibt.