18.10.2024
Team

„Wir wuppen alles gemeinsam“

Christoph Preuß gibt Einblicke in seinen Alltag als Leiter der Lizenzspielerabteilung, erinnert sich an das Training unter Klaus Toppmöller und blickt auf das Duell mit seinem Ex-Klub Leverkusen.

Christoph, die zweite Länderspielpause der noch jungen Saison liegt hinter uns, elf Spieler waren unterwegs. Freust du dich denn, wenn wieder richtig Leben im ProfiCamp einkehrt?
Natürlich. Es immer schöner, wenn in unserem tollen ProfiCamp Leben drin ist. Wir hatten im Training zwischenzeitlich aber auch den einen oder anderen jungen Spieler dabei, also war es nicht ganz so leer.

Du bist seit Sommer 2023 Leiter der Lizenzspielerabteilung. Welche Themenfelder bearbeitest du? Und was fällt für dich in der Vorbereitung auf und während einer Länderspielpause alles an?
Bei mir laufen viele organisatorischen Themen wie Trainingslager, Testspiele, Bundesligaalltag oder die europäischen Spiele inklusive der Auslandreisen zusammen. Beispielsweise haben wir uns in dieser Länderspielpause kurzfristig dazu entschieden, noch ein Testspiel einzubauen [gegen Racing FC Union Luxembourg; Anm. d. Red.], das es ordentlich umzusetzen galt. Unser Trainer Dino Toppmöller möchte gerne umfangreich über seine Nationalspieler informiert sein, also sind wir im Austausch mit den verschiedenen Nationalverbänden. Aktuell bin ich mit Blick auf unser Europa-League-Spiel zur sogenannten Vorreise in Rom. Natürlich nutze ich ein spielfreies Wochenende dann auch, um die Akkus für die Phase bis zur nächsten Länderspielpause aufzuladen.

Ist das eine Match abgehakt, geht der Blick schon auf die nächste Partie: Christoph Preuß mag es, wenn es im Spielplan Schlag auf Schlag geht.

Du bist Teilnehmer des vierten Jahrgangs des Zertifikatsprogramms „Management im Profifußball“ der Deutschen Fußball Liga. Insgesamt sind 18 Monate dafür vorgesehen. Wie läuft es? Wo liegen die Schwerpunkte?
Es läuft gut, wir sind mittendrin. Es gibt regelmäßige Präsenzphasen, zwischendurch werden wir mit Hausaufgaben versorgt. Im November kommen wir wieder zusammen. Wir werden durch ausgewählte Experten mit vielen Hintergründen vertraut gemacht, um uns so ein besseres Bild über die Aufgaben eines Sportdirektors verschaffen zu können. Ich finde es sehr spannend und sauge das Wissen auf. Es gibt Vorträge, Austausch und Gespräche, aber auch praktische Teile. Theorie sowie Learning by doing.

Kam die Länderspielpause nach dem 3:3 gegen den FC Bayern etwas zur Unzeit, da der Flow gegebenenfalls unterbrochen wurde?
Im Prinzip ist es für alle gleich, man weiß, wann die Pausen kommen. Wir wollten bis zur Länderspielpause alles raushauen, das haben wir gemacht – und das Spiel gegen die Bayern hat viel Energie gekostet, gerade hinten raus die letzten zehn Minuten, in denen wir nochmal richtig Gas gegeben haben. Mit den Spielern, die weniger gespielt haben und während der Länderspielpause hier waren, nutzen wir die Zeit, um zu trainieren oder ihnen – wie diesmal – durch ein Testspiel einen Rhythmus und Spielminuten zu geben.

Ich finde es gut, wenn man in einen gewissen Flow kommt. Man muss funktionieren.

Christoph Preuß, Leiter der Lizenzspielerabteilung

Zwei Englische Wochen vor der Länderspielpause, jetzt geht es nach dem Spiel in Leverkusen direkt mit drei Englischen Wochen weiter: Um was kümmern du und dein Team dich während der Vorbereitung auf eine Trainings- und Spieltagswoche?
Das eine Spiel ist abgehakt und schon muss man sich auf das nächste Spiel vorbereiten beziehungsweise vorbereitet sein. Man ist in einem Flow. Entsprechend ist es wichtig, gut vorgearbeitet zu haben, um dann direkt in die Details für die jeweiligen Spieltage gehen zu können. Je besser man in der Struktur vorbereitet ist, umso einfacher ist es. Erst am Mittwoch hatten wir ein Meeting in großer Runde, in der wir die Spiele bis zur nächsten Länderspielpause durchgesprochen haben. Aus jedem Bereich war jemand dabei und wir haben den Fahrplan vorgestellt. Wie sind die Reisen geplant, in welchen Hotels sind wir, was müssen wir alles mitnehmen, welche Kisten müssen gepackt werden, wie verläuft die Rückreise nach Auswärtsspielen, wie stellen wir uns das alles vor – das haben wir präsentiert und sind ans Feintuning gegangen. Es ist unheimlich wichtig, sich regelmäßig gegenseitig abzuholen.

Magst du es, wenn es Schlag auf Schlag geht?
Ja! Ich finde es gut, wenn man in einen gewissen Flow kommt. Man muss funktionieren. Und das klappt bei uns auch sehr gut, wir stehen zusammen und wuppen alles gemeinsam. Das spricht seit Jahren für unseren Staff hinter dem Team, der eine tolle Arbeit abliefert.

Nach dem Remis gegen die Bayern wartet am siebten Spieltag auswärts der amtierende Meister Leverkusen: Lautet das Motto nach dem bisherigen Saisonverlauf „Mit breiter Brust zum Bayer-Kreuz“?
Wir sollten auf jeden Fall mit großem Selbstvertrauen dorthin fahren. Verstecken müssen wir uns nicht; das haben wir bewiesen. Es wird aber kein Selbstläufer gegen diese Bayer-Truppe.

Was macht die Werkself für dich aus?
Xabi Alonso [Trainer; Anm. d. Red.] prägt Leverkusen. Er hat Zeit bekommen, hat das Spiel verfeinert uns ist schließlich durchgestartet. Vielleicht sind wir gerade an einem ähnlichen Punkt.

Für Leverkusen steht Christoph Preuß auch in der UEFA Champions League auf dem Platz, unter anderem im Old Trafford in Manchester. Oder wie in dieser Szene gegen Newcastle United.

Apropos Leverkusen: Du hast als 21-Jähriger sieben Spiele – darunter auch Champions League – für Leverkusen absolviert. Unter anderem im Old Trafford gegen Manchester United. Etwas, das dich als junger Spieler geprägt hat?
Ja. Ich bin unheimlich dankbar, dass ich die Erfahrung machen durfte, ein Teil davon zu sein. Diese Erfahrung als junger Spieler machen zu können, hat letztlich auch nach meiner Rückkehr nach Frankfurt geholfen. Allein, täglich überwiegend mit Nationalspielern zu trainieren und sich auf höchstem Niveau zu messen. Lucio, Bernd Schneider, Berbatov – um nur ein paar zu nennen. Es waren viele große Namen da. Es war sehr, sehr schön, wichtig und gut für mich, all das mitnehmen zu können.

Dein Trainer damals in Leverkusen war Klaus Toppmöller. Inzwischen arbeitest du eng mit dessen Sohn Dino zusammen. Erkennst du Ähnlichkeiten oder Parallelen?
Beide sind auf jeden Fall sehr detailverliebt. Damals im Training wurde immer wieder die eine oder andere Gruppe beiseite genommen, um Details mit uns zu besprechen. Das ist bei Dino genauso und vielleicht noch ein wenig mehr ausgeprägt.

Verstehen sich sehr gut: Dino Toppmöller und Christoph Preuß.

Du hast als Spieler zwei Mal gegen Dino Toppmöller gespielt. Erinnerst du dich?
Ja, aber leider haben wir nie zusammengespielt. Ich glaube, als ich damals wieder nach Frankfurt gekommen bin, ist er schon weitergezogen. Es ist sehr schade, dass wir das nie geschafft haben. Aber nun arbeiten wir in anderer Funktion zusammen. Wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden und haben eine gute Basis. Wir ergänzen uns gut, mir macht es einen Riesenspaß. Wir alle wollen am Ende erfolgreich sein.

Um es zu ergänzen: Deine persönliche Bilanz als Spieler gegen Dino liegt bei zwei Siegen und 4:0 Toren. Nun aber zurück in die Gegenwart. Die vergangenen neun Bundesligaauswärtsspiele – mit DFB Pokal zehn – gegen Leverkusen haben wir verloren. Warum ändert sich das am Samstag?
Wir haben trotz unserer jungen Mannschaft inzwischen eine gewisse Reife und sind im Vergleich zum vergangenen Jahr ein Stück weiter. Wir haben Spieler hinzubekommen, die das Team super ergänzen. Das hat man in den ersten Spielen der Saison gesehen. Ich bin unterm Strich optimistisch, dass wir aus Leverkusen diesmal etwas mitnehmen.