26.10.2018
UEFA Europa League

Wort gehalten

Die Eintracht-Familie hatte im Vorfeld Vollgas auf allen Ebenen versprochen. Und den Ankündigungen am Donnerstagabend eindrucksvoll Taten folgen lassen.

Was mit geschlossenen Augen klang wie das Rascheln im Blätterwald, entpuppte sich in Wirklichkeit als nahezu alle Ränge bedeckende glitzernde Transparente, welche den Stadtwald in ein rot-schwarz-weißes Farbenmeer hüllten. Den goldenen Herbst würde für die nächsten 90 Minuten die fußballspielende Belegschaft fortführen.

2:0 gegen Apollon Limassol in der UEFA Europa League, dritter Sieg im dritten Gruppenspiel, unangefochtener Tabellenführer. Überhaupt der fünfte Pflichtspielsieg in Serie, zuletzt geschehen im Frühjahr 2012, damals noch als Zweitligist. Zeiten ändern sich. Gegner auch. Das Aufeinandertreffen mit den Zyprioten hatte es zuvor noch nie gegeben, wenngleich bei der Betrachtung des Start-Ziel-Sieges vor allem die eigene Vorstellung entscheidend war, wie Adi Hütter im Nachgang lobte. „Großes Kompliment an das Team, wie es in dieses Spiel gegangen ist“, sah sich der Cheftrainer in seiner zuvor geäußerten Forderung, nicht nachzulassen, bestätigt. In dasselbe Horn hatte auch Jonathan de Guzman geblasen, der die forsche Marschroute treffend zusammenfasste: „Wir haben hoch gepresst und den Gegner zu Fehlern gezwungen.“

Zuverlässig zugestellt

Tatsächlich schienen die als spielstark geltenden Gäste mit zunehmender Spieldauer vom permanenten, intelligenten und aggressiven Zustellverhaltens der Hessen durchaus eingeschüchtert, was sich in leichtfertigen Abspielfehlern in der Hintermannschaft niederschlug. Der Gegner von der Mittelmeerinsel konnte weder mit Athletik noch Finesse noch Galligkeit des Gastgebers mithalten. Einem Kontrahenten wie Frankfurt in der aktuellen Verfassung waren diese erfahrenen Haudegen zuvor wohl eher selten begegnet. Einem vergleichbaren Tollhaus womöglich noch nie. Exemplarisch festzumachen an der Torhüterposition.

Entbehrt es doch einer gewissen Ironie, dass bis zuletzt die Besetzung zwischen den Pfosten aufgrund des ungewissen Zustandes von Kevin Trapp zumindest ein Teilaspekt der Personaldiskussion war – und dann ausgerechnet Limassols Torwart Bruno Vale mit dem begünstigten 1:0 durch Filip Kostic die Aufmerksamkeit unfreiwillig auf sich lenkte. Fortan befand sich der nicht gerade bedingungslos souverän auftretende Schlussmann im vierdimensionalen Kreuzfeuer. Einerseits von den teilweise bis zur Grundlinie dauerpressenden Hausherren, andererseits von den lautstarken Beeinflussungsversuchen des Publikums. Dauerdruck als Gesamtkunstwerk auf Rasen und Rängen, das nach einer halben Stunde mit dem 2:0 durch Sébastien Haller aus ergebnismäßig immer mehr an Feinschliff gewann. Auf der anderen Seite durfte der komplett beschäftigungslose Frederik Rönnow vom Glück sagen, kältere Gefilde bereits aus seiner dänischen Heimat gewohnt gewesen zu sein.

Frankfurter Festung

Was in der zweiten Halbzeit folgte, ließe sich mit der phrasenschweinverdächtigen Devise „Angriff ist die beste Verteidigung“ umschreiben – ohne die Vorzüge weiterer Treffer, die zweifellos möglich gewesen wären, jedoch bisweilen versagt blieben, weil der unermüdliche Spieltrieb in manchen Situation schleichend in Verspieltheit überging. „Wenn man die Nadel im Heuhaufen suchen möchte, haben wir insgesamt etwas zu wenig aus unseren Chancen gemacht. So hätte es am Ende fast noch brenzlig werden können“, meinte entsprechend auch Hütter und spielte damit auf die Sequenz in der Schlussphase an, als nacheinander Pfosten, Latte und Marco Russ retteten. Es war fast schon etwas unheimlich: Rönnow, bis zur 88. Minute ohne Parade geblieben, konnte an diesem Abend gar nicht anders, als ohne Gegentor zu bleiben.

Die weiße Weste ist seit jeher die sicherste Variante, um nicht zu verlieren, was der Eintracht nun schon seit dem 1. September gelingt. Wobei das weit untertrieben wäre. Dem 1:1 gegen Leipzig folgten drei Schützenfeste mit insgesamt 15 Buden, nun das 2:0 auf internationalem Parkett. Nachdem sich in der ersten Halbzeit bereits der nächste Rausch angekündigt hatte, beließen es die durchweg souveränen Adlerträger am Ende bei einem sportlichen Schwips. Darf auch mal reichen.