05.03.2024
Team

„Würde nichts anders machen“

Sebastian Rode und Sportvorstand Markus Krösche sprechen über die Verletzung des Kapitäns, blicken zurück und voraus und haben ein großes Saisonziel gemein.

Kurz vor Beginn der Pressekonferenz im ProfiCamp im Deutsche Bank Park flimmerte ein Clip über die LED-Tafel des Medienraums. Ein Clip mit einprägsamen Szenen aus der Laufbahn von Sebastian Rode. Das Ausscheiden in der UEFA Europa Conference League gegen Royale Union Saint-Gilloise war für den 33-Jährigen gleichbedeutend mit dem letzten internationalen Pflichtspiel seiner Karriere, die er nach der Saison 2023/24 beenden wird

Einige Tage später folgte ein operativer Eingriff am Knie des Eintracht-Kapitäns, in Folge dessen er der Mannschaft vorerst nicht zur Verfügung stehen kann. Am Dienstagnachmittag nahmen Rode sowie Sportvorstand Markus Krösche nun in einer Presserunde am Mikrofon Platz und sprachen unter anderem über ...

… die Partie gegen Saint-Gilloise und die Tage danach:

Sebastian Rode: Das Spiel in der Europa Conference League war sehr emotional, und es war sehr bitter, wie wir ausgeschieden sind. Als ich vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, dass es das letzte internationale Spiel für mich war, sind die Emotionen aus mir herausgebrochen. Im Unterbewusstsein hatte ich schon das Gefühl, dass es mit dem Knie schwierig werden würde. In den Tagen nach dem Ausscheiden inklusive der Diagnose sind natürlich Tränen geflossen, ich habe mir viele Gedanken gemacht. Ich will positiv in die Zukunft schauen, an diesem Punkt bin ich jetzt. Das Knie hat sich bislang gut entwickelt und ich hoffe, dass es so weitergeht. Ich hoffe, dass ich der Mannschaft nochmal helfen kann – das ist mein großes Ziel. Vor allem am letzten Spieltag, sofern es die sportliche Ausgangslage zulässt, will ich mich auf dem Platz verabschieden.

Die gesamte Pressekonferenz zum Nachhören

Markus Krösche: Das Aus in der Europa Conference League war ein Schock für uns. Dann habe ich die Tränen bei Seppl gesehen. Zwei Tage später haben wir miteinander gesprochen, da hat er mir mitgeteilt, dass er so starke Schmerzen habe, dass er der Mannschaft nicht helfen könne. Er ist ein extrem wichtiger Spieler für uns, der Kapitän und hat großen Anteil daran, dass die Eintracht so erfolgreich in vergangenen Jahren war. Er ist auch ein wichtiger Teil des Umbruchs, einer der Leader in der Kabine. Nachdem er vor der Saison angekündigt hat, dass er aufhören wird, wünscht man ihm natürlich viel Spielzeit und Erfolge. Entsprechend hat es mir gerade für ihn sehr leidgetan, dass wir international ausgeschieden sind. In Verbindung mit der Nachricht der Verletzung ist das sehr bitter. Ich hoffe, dass seine Genesung schnell vorangeht und er noch zu dem einen oder anderen Einsatz kommt.

… die Reha:

Sebastian Rode: Die Möglichkeiten und Bedingungen, die ich hier habe, sind perfekt, um mich fit zu machen – auch für das Leben danach. Ich werde im wahrsten Sinne des Wortes nichts übers Knie brechen, ich gehe die Reha mit voller Motivation und großem Ehrgeiz an.

… den Umgang mit Verletzungen:

Sebastian Rode: Es ist das einzige in meiner Karriere, worauf ich gerne verzichtet hätte. Ich hätte gerne mehr Spiele gemacht. Ich hatte durch meine Frau, Familie und Freunde immer einen großen Rückhalt, sie haben mir immer geholfen und mich unterstützt. Alles in allem geht es uns als Fußballprofis sehr, sehr gut. Es ist ein Privileg und eine Ehre, das Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Es gibt viele Leute, denen es schlechter geht, und meine sozialen Engagements helfen mir dabei, immer wieder down to earth zu kommen. Solche Verletzungen sind im Vergleich dazu Lappalien, auch wenn es für einen selbst anfangs nicht so einfach ist. Es gab sicher Momente, in denen ich gedacht habe, dass ich gerne ein Länderspiel gemacht hätte, wenn meine Knie gesund geblieben wären. Doch die glücklichen Sachen des Lebens sind andere: Gesundheit, Familie und Freunde. Man muss auch mal mit dem zufrieden sein, was man hat – nicht immer nach Höherem streben oder Neid entwickeln. Ich bin sehr, sehr zufrieden mit meiner Karriere und würde nichts anders machen.

… die kommenden Monate:

Sebastian Rode: Ich will bei der Mannschaft sein, das war in der Vergangenheit auch immer so. Ich möchte außen bestmöglich unterstützen, an Spieltagen bin ich sowieso hier – ob neben der Bank oder auf der Tribüne. Ich versuche, die Zeit mit den Jungs zu genießen. Mit Blick auf meine Zukunft sind wir in Gesprächen, aber ich will mindestens ein Jahr mit der Familie Zeit verbringen und reisen – Abstand vom Fußball gewinnen. Seit ich vier Jahre alt bin, hat sich bei mir alles um Fußball gedreht. Der Cut wird sicherlich nicht einfach, aber ich werde die Zeit danach auch sehr genießen.

Solche Spieler wie Seppl gibt es nur noch ganz selten.

Sportvorstand Markus Krösche

Markus Krösche: Es ist sicherlich so, dass wir ihn gerne nach seiner aktiven Karriere bei uns behalten wollen. Als Botschafter von Eintracht Frankfurt ist er prädestiniert. Wir wollen ihn mit seiner Erfahrung und seinem Know-how. Es ist seine Entscheidung. Wir wollen, dass er bei uns bleibt. Solche Typen und Identifikationsfiguren sind wichtig für uns, aber wir wollen die Jungs auch nach der Zeit auf dem Rasen begleiten und seine Expertise nutzen.

… künftige Führungsspieler:

Sebastian Rode: Allen voran denke ich da an Kevin Trapp und Robin Koch. Trappo geht schon Jahre lang vorweg und gibt sein Herz für die Eintracht. Die neuen Spieler müssen schnellstmöglich reinwachsen und sich entwickeln. Omar Marmoush macht einen guten Job, er kann die Fans mitreißen. Über all die Jahre haben wir immer wieder größere Umbrüche gehabt, diesmal ist es sicherlich einer der größten und es nicht einfach, alles so schnell umzusetzen. Das braucht Zeit. Die Fans hatten dafür zuletzt ein gutes Gespür und haben uns immer unterstützt. Wenn mal Unmut von den Rängen kommt, ist das legitim und wir müssen es akzeptieren.

Markus Krösche: Solche Spieler wie Seppl gibt es nur noch ganz selten. Die fußballerische Qualität, die Persönlichkeit und die Identifikation mit der Sache und dem Klub. Es wird ein großer Verlust für uns sein, den wir auch ein Stück weit im Kollektiv auffangen müssen. Das gilt auch für Timmy und Makoto, wenn sie irgendwann mal aufhören sollten – das kann man nicht sofort ersetzen, unmöglich. So etwas muss sich entwickeln. Wir müssen es schaffen, dass Spieler langfristig für uns spielen und sich eine Identifikation entwickelt. Ich hoffe, dass wir auch in Zukunft Spieler haben, die fünf, sechs Jahre hier spielen, denn das würde bedeuten, dass wir erfolgreich sind. Ich wünsche mir, dass wir zehn Spieler haben, die einige Jahre bei uns bleiben.

Ich will der Eintracht in irgendeiner Form erhalten bleiben.

Sebastian Rode

… die schönste Zeit und das schönste Erlebnis:

Sebastian Rode: Es waren viele schöne Zeiten dabei, vor allem dann, wenn ich fit war. Zum Beispiel die erste Zeit in Frankfurt, vom Aufstieg direkt ins internationale Geschäft – das war eine überwältigende Reise mit unseren Fans. Dann die Titel mit Bayern und Dortmund. Ich hatte viel Glück und bin unglaublich stolz, dass ich zurück zur Eintracht kommen konnte. Die Zeit war sportlich sicherlich herausragend: einmal im Europapokalhalbfinale, den Titel in der Europa League geholt – das ist sicherlich mein Karrierehöhepunkt. Es sind Erfolge mit der Eintracht, die nicht selbstverständlich und planbar sind; sie sind außergewöhnlich.

… die nächste Eintracht-Generation:

Sebastian Rode: Ich halte den neuen Spielern keine Vorträge, und das Teammanagement ist ja auch auch da. Auch andere Spieler, die schon länger da sind, vor allem Timmy. Wir wollen ihnen aufzeigen, welche Emotionen hier seitens der Fans entstehen können, wenn wir bestmöglich alles rausholen; nicht immer alles richtig machen, aber kämpfen und arbeiten. Schöner Fußball kommt dann mit dem Selbstvertrauen. Wenn man als Mannschaft gemeinsam Erfolg hat, strahlt jeder Einzelne auch mehr.

… einen möglichen Trainerjob:

Sebastian Rode: Ich bin mir noch nicht ganz im Klaren, wo die Reise hinführt. Ich erhoffe mir aus den ein, zwei Jahren auch, dass ich dann weiß, in welche Richtung es gehen soll. Zuletzt habe ich mit Timothy Chandler und Jens Grahl den B+-Trainerschein gemacht und man merkt schon, dass es kribbelt und Spaß macht. Es wird sich zeigen, ich lasse alles auf mich zukommen. Kommt Zeit, kommt Rat.

… ein Leben ohne Fußball:

Sebastian Rode: Das kann ich mir kaum vorstellen, mein ganzes Leben hat sich immer alles um Fußball gedreht. Ich will der Eintracht in irgendeiner Form erhalten bleiben. Ich denke nicht, dass es mich komplett vom Fußball wegziehen wird. Mit Charly Körbel war ich schon über die Traditionsmannschaft im Austausch. Ich wünsche mir, dass es mit meinen Knien funktioniert und ich Teil von „Eintracht in der Region“ sein kann.