05.06.2023
Historie

Yeboahs spannendes Rennen um die Torjägerkanone

Vor genau 30 Jahren, am 5. Juni 1993, kürt sich Frankfurts Anthony Yeboah zum Torschützenkönig. Dabei muss der Ghanaer zwei Wochen zuvor zittern – ausgerechnet nach einem Viererpack.

Mai 1993, 32. Spieltag in der Bundesliga, Grotenburg-Stadion in Krefeld: Die Frankfurter Eintracht, zu diesem Zeitpunkt Tabellenvierter, gastierte bei Bayer 05 Uerdingen, kurz vor Saisonende auf dem 18. Rang. Zwar konnten die Hausherren die frühe Führung der Hessen zwischenzeitlich ausgleichen, doch letztlich lief das Spiel zugunsten des Favoriten. Mit 5:2 setzten sich die Adlerträger durch. Einer, der an diesem Tag – und an so vielen anderen für die Eintracht – herausstach, war Anthony Yeboah. Vier Tore schenkte der Stürmer Uerdingens Keeper Bernd Dreher ein – seine Saisontreffer 15 bis 18. Ein großer Schritt im Kampf um die Torschützenliste gegen Ulf Kirsten von Bayer 04 Leverkusen. Das zwischenzeitliche 3:1 für Frankfurt erzielte Michael Anicic. 

Doch würden diese auch im Rennen um die Torjägerkanone zählen? Nach dem Schlusspfiff wendete sich das Blatt zugunsten der Bayer-05-Elf von Trainer Friedhelm Funkel, am Grünen Tisch wurde die Partie mit 2:0 für Uerdingen gewertet. Der Grund: Frankfurts Trainer Horst Heese unterlief ein Wechselfehler, mit Marek Penksa spielte kurzzeitig ein damals noch nicht erlaubter vierter Ausländer.

Anthony im Kopfballduell mit Uerdingens Stephan Paßlack.

Ende gut, alles gut hieß es für Yeboah. Die vier Treffer hatten in der Statistik Bestand. Mit je einem Tor gegen den 1. FC Kaiserslautern am 33. sowie gegen den Hamburger SV am 34. Spieltag schraubte der Ghanaer sein Tor-Konto auf 20. Damit durfte er sich am 5. Juni 1993, vor genau 30 Jahren, zum Torschützenkönig der Saison 1992/93 küren lassen. Allerdings nicht allein, auch Kirsten verbuchte 20 Treffer – der Leverkusener hatte im Übrigen in den letzten zwei Saisonspielen ebenfalls je einmal getroffen. 

Yeboah hatte zwar in der Hin- und Rückrunde jeweils zehn Tore erzielt, schaffte dies nach der Winterpause aber verletzungsbedingt in lediglich zwölf Einsätzen. In den sieben Partien, in denen Yeboah nicht spielte, gewann die Eintracht nur zweimal (2:1 und 4:1 jeweils gegen Wattenscheid). Saisonübergreifend traf Yeboah in sieben Partien in Folge, vom 32. Spieltag 1992/93 bis einschließlich des vierten Spieltags 1993/94. Seine überragende Torquote in der Bundesliga (0,55 Treffer pro Spiel) ist bei den Adlerträgern mit zehn oder mehr Treffern nur von André Silva (0,70) übertroffen.

Yeboah verteidigt seine Torjägerkanone

Ein Jahr später verteidigte Yeboah im Eintracht-Dress seinen Titel, in der Bundesligaspielzeit 1993/94 gelangen ihm 18 Treffer – ebenso viele wie Stefan Kuntz vom 1. FC Kaiserslautern. Der Eintracht bescherte Yeboah damit die Torschützenkanonen zwei und drei, Nummer eins hatte 1989/90 Jörn Andersen (18 Tore) eingefahren. Der bis dato letzte Top-Torjäger einer Saison mit dem Adler auf der Brust war 2014/15 Alex Meier (19 Tore).

Frankfurt ist für mich wie ein zu Hause. Immer, wenn ich hierherkomme, werde ich großartig empfangen – das erwärmt mein Herz.

Anthony Yeboah

Und beim Abschiedsspiel von AMFG14 im August 2022 stand dann auch Yeboah auf dem Rasen im ausverkauften Deutsche Bank Park. „Frankfurt ist für mich wie ein zu Hause. Immer, wenn ich hierherkomme, werde ich großartig empfangen – das erwärmt mein Herz“, sagte er am EintrachtTV-Mikrofon.

89 Tore in 156 Pflichtspielen für die Eintracht

Insgesamt lief der bullige Stürmer zwischen 1990 und 1995 in 156 Pflichtspielen für die SGE auf und verbuchte dabei wettbewerbsübergreifend 89 Tore. 20 davon in der Bundesligaspielzeit 1992/93, als er sich vor 30 Jahren zum Torschützenkönig aufschwang.