18.09.2017
Klubmagazin

Zimbo trifft Silber-Caro: Auszug vom Adlerträger-Interview

Jan Zimmermann greift zum Speer, Siebenkämpferin Carolin Schäfer trägt die Torwarthandschuhe. Im Rahmen des Adlerträgers traf der Eintracht-Keeper seine Vereinskollegin. Ein Auszug.

Was haben wir mitgefiebert, als unsere Siebenkämpferin Carolin Schäfer Anfang August bei der Leichtathletik-WM in London angetreten ist. Die 25-Jährige hat ihre unglaublichen Leistungen mit der Silbermedaille gekrönt, was im Frankfurter Adlerhorst zu einem kollektiven Jubel geführt hat. Einer, der ganz fest die Daumen gedrückt hat, ist unser Torhüter Jan Zimmermann. Auf der Leichtathletik-Anlage in Niederrad haben sich die beiden Adlerträger getroffen - und über die WM, ihre Sportkarrieren und frenetische Fans gesprochen. Wir veröffentlichen hier einen Teil des Interviews. Das vollständige Gespräch gibt's in der aktuellen "Eintracht vom Main" - sowohl im Print als auch im E-Magazin.

Zimmermann: Glückwunsch, Caro, zu Deiner Silbermedaille. Ich habe das sehr intensiv verfolgt. Was mich interessieren würde - wie groß war der Trubel nach dem Gewinn der Medaille? Wir Fußballer kennen uns mit den Medien ja ein bisschen aus, aber ich kann mir vorstellen, dass da einiges über dich hineingestürzt ist.

Schäfer: Der Trubel war schon sehr, sehr groß. In der Mixed Zone gehst du in Schlangenlinien an einer Masse von Fotografen und Journalisten durch. Ich habe sehr viele Interviews gegeben. Auch danach habe ich viele Medientermine wahrgenommen. Wie du sagst, sind wir das nicht gewohnt und ich musste auch erst mal meinen Weg finden. Aber ich empfand es als Wertschätzung und Anerkennung für die Leistung. Das genieße ich, nehme es mit und freue mich eigentlich sehr darüber.

Zimmermann: Wie waren denn die Gefühle nach Wettkampfende? Kannst du die beschreiben?

Schäfer: Es waren natürlich viele Gänsehautmomente, einzigartige Momente, Freude pur, Erleichterung, vor allem aber auch eine innere Zufriedenheit. Wir kennen es als Leistungssportler ja: wenn man so lange auf einen bestimmten Punkt hinarbeitet. Ich habe ja auch sehr lange auf meine erste Medaille warten müssen, zehn Jahre insgesamt seit meiner ersten Juniorenmedaille. Da fällt einfach der Ballast ab, das ist dieses Gefühl des endlich angekommen sein. Die Erkenntnis, dass sie sich ausgezahlt hat, die harte Arbeit, die vielen Opfer, die man gebracht hat, die Entbehrungen. Dieses Gefühl, viel investiert zu haben und dann endlich auch etwas zurück zu bekommen.

Schäfer: Der Trubel war schon sehr groß.

Zimmermann: Wie bist du eigentlich zum Siebenkampf gekommen?

Schäfer: Man lernt ja schon in der Kinder-Leichtathletik alle Disziplinen von Grund auf kennen. Da liegen dann schon die Grundlagen des Mehrkampfs. Man entscheidet dann mit 15, 16 Jahren, was kann ich besonders gut. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nichts herausragend gut, konnte alle Disziplinen etwa gleich gut. Dann war es die Vielseitigkeit des Siebenkampfes, die mich so gefesselt hat, Perfektion in sieben Disziplinen anzustreben. Da bin ich dann hängen geblieben und es hat sich jetzt ja auch ausgezahlt.

Zimmermann: Ich habe mit dir jetzt vor dem TV mitgefiebert. Kommst du eigentlich zu unseren Spielen? Bist du manchmal im Stadion?

Schäfer: Generell interessiere ich mich schon für Fußball und klar, Eintracht Frankfurt ist mein Verein. Das verfolge ich natürlich und schaue auch auf die Tabelle. Natürlich fiebere ich auch mit. Die Zeit für einen Besuch im Stadion ist aber leider nicht sehr häufig da. Hast Du eigentlich einen konkreten Bezug zur Leichtathletik?

Zimmermann: Zu meinen Jugend- und Amateurzeiten hatten wir einen Leichtathletiktrainer, der uns die korrekte Lauftechnik beigebracht hat, denn da gibt es im Fußball viel Potential, weil wir das korrekte Laufen eben nicht beigebracht bekommen. Das hört sich jetzt lustig an, aber jeder Leichtathlet weiß, was ich meine, dass man da an der Technik viel machen kann, um ökonomischer und vor allem schneller laufen zu können.

Schäfer: Dann kannst Du ja auch beurteilen: gibt es Parallelen des Trainings beider Sportarten?

Zimmermann: Grundsätzlich bewegen wir uns ja beide im Leistungssport. Da gibt es natürlich sehr
viele Parallelen. Das beginnt damit, dass man eine gehörige Portion Selbstdisziplin und Ehrgeiz an den Tag legen muss und jeden Tag versuchen sollte, sich zu verbessern. Der zweite große Aspekt, der auch identisch ist, ist der mentale Bereich, sich eben auf seine Aufgabe konzentrieren zu können, dabei aber nicht überdrehen zu dürfen und die richtige Portion Anspannung und Entspannung zu erlernen. Dann heißt es bei uns einmal die Woche - bei dir eben zum jeweiligen Wettkampf - auf den Punkt da zu sein. Da muss zum einen der Körper mitspielen, zum anderen der Kopf. Da hat jeder Leistungssportler gleiche Anforderungen. Da ist es nur die Disziplin, die sich unterscheidet.

Nach dem intensiven Austausch folgte ein spannender Praxisteil: Carolin Schäfer ist in den Genuss eines Torhüter-Trainings mit Jan Zimmermann gekommen - der Keeper wiederum hat Carolins Parade-Disziplin Speerwurf kennengelernt. Wie sich die beiden geschlagen haben, seht Ihr auf www.eintracht.tv und www.eintracht.de/youtube.