27.08.2021
Europapokal

Zwei Premieren und ein Wiedersehen

Sportvorstand Markus Krösche sprach unmittelbar nach der Auslosung von „emotionalen Teams“. Das hat es mit dem Olympiacos FC, Fenerbahce SK und Royal Antwerp FC genau auf sich.

Griechische Großmacht

Der Olympiacos FC hat auf nationaler Ebene so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt: 46 Meisterschaften und 28 Pokalsiege sprechen eine deutliche Sprache. Auch in der vergangenen Saison beendete Piräus die Liga auf Platz eins. Der Titel berechtigte die Griechen zur Teilnahme an der Qualifikation zur UEFA Champions League. Gegen Ludogorets zog das Team von Trainer Pedros Martins allerdings nach Elfmeterschießen den Kürzeren. In der darauffolgenden Qualifikation zur UEFA Europa League gab sich Piräus dann keine Blöße. Gegen Slovan Bratislava standen die Hafenstädter schon nach dem Hinspiel (3:0) mit einem Bein in der Gruppenphase, das 2:2 im Rückspiel genügte entsprechend.

Im eigenen Land war Piräus zuletzt konkurrenzlos und verlor nur eine Partie in der gesamten Saison 2020/21. Es war die 17. Meisterschaft in den vergangenen 21 Jahren, nie war Piräus schlechter als Rang drei. International waren die Griechen in der Champions League gestartet, mussten dort aber nach fünf Niederlagen aus sechs Gruppenspielen den Abstieg in die Europa League hinnehmen. Dort war nach dem Zwischenrundenerfolg über Eindhoven gegen den Arsenal FC Endstation, wie schon im Jahr zuvor in derselben Runde ebenso gegen einen englischen Vertreter (Wolverhampton). In der Königsklasse erreichte der Klub letztmals 2013/14 die K.-o.-Runde. 

Einer der Leistungsträger der Griechen ist Youssef El Arabi. Der marokkanische Mittelstürmer traf in der zurückliegenden Saison inklusive Play-offs 22 Mal. Mit zwei Toren in der Qualifikationsphase zeigt er sich zudem auch in dieser Spielzeit schon wieder zielsicher.

Die beiden Spiele werden zugleich die ersten Duelle beider Mannschaften in deren Historie sein.

Ein Weltmeister in Istanbul

Fenerbahce SK konnte sich in der Qualifikationsrunde souverän durchsetzen. Das 5:2 im Rückspiel gegen HJK Helsinki ebnete dem Traditionsklub aus der türkischen Metropole den Weg in die Gruppenphase. Überragender Akteur auf Seiten von Fenerbahce: Enner Valencia. Der 31-jährige Stürmer erzielte gegen Helsinki drei Tore und ist auch sonst einer der Leistungsträger der Sari Kanaryalar, der gelben Kanarienvögel. Der hierzulande wohl bekannteste Akteur ist indes Weltmeister Mesut Özil, der seit Januar dieses Jahres für Fener aufläuft und auch das Kapitänsamt übernommen hat.

Erinnerungen werden wach: Die UEFA-Cup-Reise nach Istanbul 2006 bleibt vielen Eintrachtlern unvergessen.

Mit dem dritten Platz in der vergangenen Saison war die Klubführung um Ali Koc nicht vollends zufrieden. Trainer Emre Belözoglu musste für Vito Pereira Platz machen. Unter dem Portugiesen glückte der Saisonstart, neben des Erreichens der Europa-League-Gruppenphase startete Fenerbahce mit zwei Siegen aus zwei Spielen in die Süper Lig. Dass ein dritter Platz für einen solchen Klub einen Trainerwechsel zur Folge haben kann, zeigt die imposante Trophäensammlung: 19 türkische Meisterschaften sowie sechs Pokalsiege stehen auf dem Briefkopf.

Die Eintracht traf indessen bislang ein Mal auf Fenerbahce: Beim 2:2 im UEFA-Cup 2006 sahen die Zuschauer in Istanbul ein absolutes Spektakel. Das Unentschieden war damals gleichbedeutend mit dem Frankfurter Ausscheiden aus der damals noch ohne Rückspiel absolvierten Gruppenphase.

Royal reloaded

Der Royal Antwerp FC war der letzte der 32 Klubs, der sich für die Gruppenphase qualifizierte. Nach dem 2:4 im Hinspiel gegen Omonia Nikosia wären die Belgier nach der bisher gängigen Auswärtstorregel durch das 2:0 nach regulärer Spielzeit bereits qualifiziert gewesen. Doch nun mussten sie nachsitzen und konnten erst nach dem Elfmeterschießen jubeln. Nach Platz zwei in der vergangenen Saison in der Jupiler Pro League mit deutlichem Rückstand auf den Club Brügge musste Royal nur diese eine letzte Qualifikationsrunde überstehen.

Der Klub aus der Region Flandern kehrte nach starken 1990er Jahren mit einem verlorenen Finale im Europapokal der Pokalsieger 1993 als Höhepunkt erst 2017 wieder in die höchste belgische Spielklasse zurück. 13 Jahre gab’s zwischenzeitlich nur Zweitligafußball bei den Königlichen. Seitdem geht es mit den Rängen acht, sechs, vier und zwei in dieser Reihenfolge stetig aufwärts. In der vergangenen Saison konnte sich Antwerpen erstmals nach langer Zeit wieder für die Hauptrunde eines internationalen Wettbewerbs qualifizieren. Endstation in der Europa League war in der Zwischenrunde durch zwei Niederlagen gegen die Glasgow Rangers.

Daichi Kamada bekam es bereits während seines Leihjahrs nach Belgien mit Antwerpen zu tun.

Vor der Saison übernahm der Däne Brian Priske das Traineramt, der aus der Heimat vom FC Midtjylland gekommen war und dort die Meisterschaft gewonnen hatte. Bei der Pressekonferenz am späten Donnerstagabend nach der Nikosia-Partie war er halbnackt aufgetreten und hatte damit sein Versprechen gegenüber der Mannschaft eingelöst, falls diese das Weiterkommen doch noch realisieren sollte. Ebenfalls im Sommer stieß der vom FC Internazionale Milano gekommene Radja Nainggolan zum FC-Kader. Der ehemalige belgische Nationalspieler kehrte damit nach 16 Jahren in Italien in seine Geburtsstadt zurück. Ein weiterer Zugang war der ehemalige Bremer Johannes Eggestein. Neben Nainggolan (33) ist nur Kapitän Faris Haroun (35) älter als 30 Jahre.

Auf internationaler Ebene werden sich beide Klubs erstmals begegnen. Nach Royal Standard Club de Liège in der Gruppenphase 2019/20 trifft die Eintracht zum zweiten Mal in Folge auf einen belgischen Vertreter. Die Autofahrt in die Hafenstadt zum Auswärtsspiel ist mit knapp 400 Kilometer von Frankfurt aus allerdings etwas länger.