06.05.2024
Bundesliga

Zwei Schlüsselmomente und ein roter Faden

Spielverlauf und Endstand im Duell mit Leverkusen erzählen unterschiedliche Geschichten. Das hat Gründe. Die Eintracht muss sich schütteln, hat aber noch alles in der eigenen Hand.

Wenn die im heimischen Stadion mit 1:5 unterlegene Mannschaft vor der Kurve mit aufmunternden und anstachelnden Gesängen und gänzlich ohne vernehmbare Unmutsbekundungen vom Platz verabschiedet wird, liegt der Verdacht nahe, dass das nicht wegzudiskutierende Ergebnis den Spielverlauf nicht in Gesamtheit widerspiegelt. „Das ist ein absurdes Ergebnis, wenn man den Spielverlauf sieht“, sagte Sportvorstand Markus Krösche nach der Partie gegen Bayer 04 Leverkusen am Sonntagabend. 

Ein Blick auf die nackten Zahlen, abseits des nicht wegzudiskutierenden Ergebnisses, lässt im ersten Anlauf nicht vermuten, dass die Werkself auch nach 48 Pflichtspielen in 2023/24 noch ungeschlagen ist:

  • 17:9 Torschüsse
  • 55,4 Prozent Ballbesitz
  • 10:5 Schüsse von innerhalb des Strafraums
  • 35:21 Ballaktionen im gegnerischen Strafraum

„Wir waren phasenweise sehr mutig. Vor allem Ende der ersten und Anfang der zweiten Halbzeit. Wir waren aggressiv nach vorne, haben Leverkusen Bälle abgenommen. Wir spielen aber leider gegen eine Mannschaft, die nun seit 48 Spielen ungeschlagen ist und ihre Klasse zeigt“, sagte später Markenbotschafter und der als Trainer am NLZ angestellte Ervin Skela, der das Spiel im Deutsche Bank Park als Experte bei EintrachtFM gesehen hatte.

„Drüber gebabbelt – die Spieltagsanalyse aus dem Deutsche Bank Park“

Das große Aber an diesem frühen Sonntagabend, das bei einem Endstand wie diesem unweigerlich dazugehört, fußte auf zwei Punkten: mangelhafte Effektivität vor dem gegnerischen Tor und teils zu einfache Fehler vor dem eigenen Gehäuse. „Die Fehler machen mich verrückt, das nervt uns brutal, aber ich werde nicht über den ein oder anderen Spieler herziehen. Wir müssen endlich aus den Fehlern lernen“, sagte Cheftrainer Dino Toppmöller und bilanzierte hinsichtlich der Chancenverwertung: „In den entscheidenden Momenten waren wir nicht da.“

Zwei Schlüsselmomente vor der Pause

„Wenn man sich fragt, weshalb das Spiel 1:5 ausgegangen ist, dann kann man in diese Minute zurückspulen“, bilanzierte im Nachgang Thiemo Müller vom kicker Sportmagazin am EintrachtTV-Mikrofon bei „Drüber gebabbelt – die Spieltagsanalyse aus dem Deutsche Bank Park“. Diese Minute, das waren die 113 Sekunden zwischen der 42. und 44. Spielminute. Auf der einen Seite eine dicke Möglichkeit für die Eintracht, das Blatt nach 0:1-Rückstand (12.), Bayer-Drangphase und Ausgleich (32.) von Hugo Ekitiké nach Ecke – sein drittes Tor im dritten Spiel in Folge – zu wenden. Und das Momentum komplett auf ihre Seite zu ziehen. Auf der anderen Seite im Gegenzug der wuchtige Nackenschlag zum 1:2 (44.) – Folge einer nicht ausreichend robusten Zweikampfführung.

Wir haben zu einfache Gegentore bekommen.

Sportvorstand Markus Krösche

In der Phase zwischen dem zwischenzeitlichen 1:1 und dem Pausenpfiff von Christian Dingert lag der Expected-Goals-Wert beider Mannschaften gleichauf. Der Unterschied auf dem Rasen: Tore und ein brutal effektiver Gegner.

„Wir haben zu einfache Gegentore bekommen“, monierte Sportvorstand Markus Krösche: „Unsere Fehler wurden eiskalt bestraft, wir haben die gegnerischen Fehler nicht genutzt.“ Frankfurt stellte in der Pause um, lief in der Folge Mann gegen Mann an und hatte zwischen der 45. und 60. Minute den deutlich höheren XG-Wert (1,2:0,5). Aber: Kein erneuter Ausgleich, dafür das 1:3 (58.) durch einen „unnötigen Elfmeter“, wie es die Verantwortlichen später unisono beschrieben.

Leverkusen nutzt seine Chancen in Frankfurt eiskalt.

Aber niemand mit dem Adler auf der Brust schwenkte die Weiße Fahne, im Gegenteil. Weitere Chancen, weiteres Anrennen, aber keine erneute Tormusik im Deutsche Bank Park, doch dafür die Gegentreffer vier (77.) und fünf (89.) – der rote Faden des Spiels.

Ausblick: Noch einmal auf Reisen

„Dass wir nach diesem Ergebnis, das absurd ist, erst einmal enttäuscht und niedergeschlagen sind, ist normal. So ist es im Fußball. Wir müssen uns regenerieren und die Dinge in der Analyse aufarbeiten und knallhart ansprechen. Dann bereiten wir uns auf ein schwieriges Auswärtsspiel vor, in dem es für den Gegner auch um sehr viel geht“, so Dino Toppmöller. Das Ticket für die UEFA Europa League liegt für die Eintracht nun am Niederrhein, am 33. Spieltag wartet das Auswärtsspiel gegen die Borussia aus Mönchengladbach – ihrerseits noch mittendrin um Kampf um den Klassenerhalt.

„Wenn man fünf Tore kassiert, dann ist das natürlich schwierig für den Kopf. Aber wir haben noch zwei Spiele und wissen, was wir brauchen. Wir wollen diese drei Punkte in Gladbach“, sagt Ellyes Skhiri vor dem letzten Auswärtsspiel der Saison am Samstag, 11. Mai, 15.30 Uhr, im Borussia-Park.