16.02.2024
Europapokal

Zwischen Dominanz und Domino

Einer halben Stunde wie aus einem Guss folgt eine Unachtsamkeit mit nachhaltiger Wirkung. Dafür ragt Kalajdzic bei seiner Europapokalpremiere doppelt heraus.

Dass der 19-malige österreichische Nationalspieler am Donnerstagabend sein Debüt auf internationaler Vereinsebene gefeiert hat, hatte auch nicht jeder auf dem Radar. „Es war das erste Europapokalspiel in meiner Karriere. Das war richtig cool“, bekannte Sasa Kalajdzic in der Flashzone des Lotto Parks. Zumal dem 26-Jährigen in der zehnten Minute selbst das 2:0 gelungen war, was der Zwei-Meter-Mann vor allem seinen Offensivkollegen zuschreiben wollte: „Das Tor war sehr schön herausgespielt. Ballgewinn in der eigenen Hälfte, dann ging es relativ schnell. Farès Chaibi war sehr uneigennützig, hat mich gesehen und ich habe versucht, ruhig vorm Tor zu bleiben“, schilderte Kalajdzic den Gegenangriff im Gespräch mit EintrachtTV.

Es war eine von mehreren lehrbuchreifen Vertikalmanövern der Eintracht bei der Royale Union Saint-Gilloise in Brüssel. Bis zum selbstverschuldeten Anschlusstreffer zum 1:2, den die Verantwortlichen wahlweise als „Schnitzer“, „Geschenk“ oder einfach „Fehler“ einordneten – ohne dabei Einzelkritik üben zu wollen, weil Ellyes Skhiri ausnahmsweise einmal unachtsam war. Nein, das Fehlverhalten ging für Dino Toppmöller wie für Markus Krösche in den Sekunden zuvor los und setzte sich in der Stunde danach fort. Eine Art Dominoeffekt.

Zum einen „geht es darum, dass wir in so einer Situation auch mal einfach nach vorne longline spielen und nicht den Rückpass suchen. Öfter in die Tiefe passen. Tiefe Läufe anbieten“, zeichnete der Cheftrainer mit Worten nach. Und überhaupt: „Gegentore passieren“ (Toppmöller), „Fehler passieren“ (Krösche), „im Leben wie im Fußball“ (Kalajdzic). „Entscheidend“ sei für den Sportvorstand, „auch wenn es einen Rückschlag gibt, unser Spiel durchzudrücken und über 90 Minuten konstant umzusetzen und uns nicht aus dem Takt bringen zu lassen“.

Entsprechend „nervt es, wenn du 35 Minuten ein top Spiel machst…“, wirkte Toppmöller auf der Pressekonferenz gleichermaßen angefressen wie ambitioniert: „Ich wünsche mir, dass wir da eine andere Stabilität haben, kühlen Kopf bewahren, unseren Plan weiterverfolgen. Da bleiben wir dran!“

Zur Wahrheit gehört freilich auch, dass das schlussendliche 2:2 im Hinspiel der Knockout Round Play-offs ergebnismäßig nicht gerade ein Rückschlag ist vor dem Rückspiel in einer Woche im heimischen Deutsche Bank Park. „Zu Hause wird es noch einmal eine Spur mehr besonders“, ist sich Kalajdzic sicher.

Kalajdzic: Abschlussfreudig und zweikampfstark

Der Winterneuzugang gab schon mal Empfehlungsschreiben für einen Einsatz. Nicht allein wegen seiner Torpremiere. Sechs Abschlüsse waren die meisten aller Adlerträger überhaupt in einer Partie dieser Europa-Conference-League-Saison. „Es wird ihm sicherlich guttun, gibt Selbstvertrauen und ist die Bestätigung für seine Trainings- und Spielleistung“, lobte Sportdirektor Timmo Hardung.

Kalajdzics zehn gewonnene Zweikämpfe waren die meisten aller Adlerträger gemeinsam mit Niels Nkounkou, der das 1:0 durch Chaibi maßgeblich auf den Weg gebracht hatte. Die Führung durch den Algerier nach zwei Minuten und zwölf Sekunden war nebenbei das drittschnellste Europapokaltor in der Geschichte von Eintracht Frankfurt seit detaillierter Datenerhebung.

Ausblick: Fokus Freiburg

So weit zurück reicht der Rückblick im Herzen von Europa beileibe nicht. Um möglichst wenig Regenerations- und Vorbereitungszeit zu verlieren, flogen die die Adler noch in der Nacht zurück nach Hessen. „Voller Fokus auf das schwere Spiel am Sonntag in Freiburg“, fordert Toppmöller für das Verfolgerduell im Breisgau. Nach der Hauptstadt Europas gastiert die SGE ab 15.30 Uhr im Europa-Park Stadion. Der Europapokal wird erst danach wieder wichtig.