12.08.2022
Bundesliga

Adlercheck: Die Alte Dame und der Prinz

Mit Sandro Schwarz hat Hertha BSC seit diesem Sommer einen neuen Trainer, der neben Offensive auf einen altbekannten Leader setzt.

Taktiktafel

Sandro Schwarz ist zurück in der Bundesliga. Der 43-Jährige, der im Sommer 2017 beim 1. FSV Mainz 05 zum Cheftrainer aufstieg und sich in etwas mehr als zwei Jahren einen Namen im deutschen Fußballoberhaus machte. Nach einem Engagement bei Dynamo Moskau heuerte Schwarz in diesem Sommer an der Spree an.

Neuer Cheftrainer von Hertha BSC: Sandro Schwarz.

Bei seinen ersten beiden Pflichtspielen setzte der neue Mann auf ein 4-3-3. Wie bei der Pokalniederlage gegen Braunschweig (5:6 im Elfmeterschießen) vertraute Schwarz auch eine Woche später im Derby gegen Union Berlin nahezu derselben Startelf – lediglich Innenverteidiger Filip Uremovic, der im Sommer aus Kazan nach Berlin wechselte, ersetzte Dedryck Boyata, der nicht im Kader stand. Auf den Außenbahnen arbeiteten indes Marvin Plattenhardt und Jonjoe Kenny, in der Schaltzentrale zogen Suat Serdar, Ivan Sunjic sowie Routinier Kevin-Prince Boateng die Hebel. Davor: Myziane Maolida, Dodi Lukébakio und Davie Selke.

Ein Automatismus lässt sich daraus nicht ableiten, wie die Vergangenheit lehrt: Bevorzugte Schwarz in Mainz öfters ein 4-3-1-2 oder auch mal 4-4-2, stellte er in Moskau meist auf einen Zielspieler in der Spitze um und sortierte seine Mannschaft oft in einem 4-1-4-1. Doch auch in Russland streute er immer mal wieder ein offensives 4-3-3 ein – so wie nun bei der Hertha.

Diese Spieler fehlen

Nach seiner Knie-OP fällt Aurélio Buta weiterhin aus. Jérôme Onguéné laboriert an einer Muskelzerrung.

Bei der Hertha werden voraussichtlich Omar Alderete (freigestellt für Vereinssuche), Marco Richter (Trainingsrückstand), Dong-jun Lee, Jessic Ngankam (beide Knieverletzung) und Kelian Nsona (Kreuzbandriss) fehlen. Ob Neuzugang Jean-Paul Boëtius schon eine Option ist, ließ Sandro Schwarz offen.

Spieler im Fokus: Kevin-Prince Boateng

„Bruder, schlag den Ball lang!“ – eine Aufforderung von Ante Rebic, der Kevin-Prince Boateng folgte. Eine legendäre Anekdote vom DFB-Pokalsieg der Frankfurter 2018 gegen den FC Bayern München. Mit Kampfgeist, Wille und Leidenschaft spielte sich der 35-Jährige in die Frankfurter Fanherzen. Es folgten einige weitere Stationen, bevor es Boateng vergangenes Jahr an den Ort zurückzog, wo er zum einen mit Frankfurt den Pokaltriumph feierte, zum anderen aber auch 1994 in der Hertha-Jugend seine Fußballkarriere begann.

  • Bundesliga, Serie A, Premier League, La Liga: Boateng stand in den vier großen europäischen Ligen insgesamt 372 Mal auf dem Feld.
  • Internationales Parkett: 35 Champions-League-Partien (inklusive Qualifikation), neun Einsätze in der Europa League und 15 Länderspiele für Ghana.
  • Neben dem DFB-Pokal mit der Eintracht stemmte Boateng noch weitere Trophäen in die Luft: Englischer, Spanischer und Italienischer Meister sowie englischer Ligapokal- und italienischer Supercup-Sieger.
  • Große Namen in seiner Vita: Unter anderem kickte er neben Eintracht noch für Borussia Dortmund, FC Barcelona, AC Milan, Tottenham Hotspur, Schalke 04, AC Florenz oder Besiktas Istanbul.
  • Traf in bislang zehn Bundesligaspielen gegen die Eintracht zwei Mal, jeweils im Dress der Hertha.
  • Hat sein Karriereende angekündigt, die Spielzeit 2022/23 sei „definitiv seine letzte Saison“, so Boateng.

Statistiken und Serien

Ihren bisher letzten Auswärtssieg in der Bundesliga feierten die Frankfurter am 5. März 2022: ein 4:1 gegen Hertha BSC.

Die Herthaner erzielten in ihren letzten neun Bundesligaspielen immer mindestens ein Tor, dies ist für die Blau-Weißen die längste Serie seit Winter 2018/19. Eine längere Torserie legte die Alte Dame einzig saisonübergreifend zwischen April und September 2018 hin, damals waren es zwölf Spiele in Folge.

Historische Duellbilanz

In der Bundesliga standen sich die Hertha und Eintracht Frankfurt bislang 68 Mal gegenüber. 30 Siege sicherten sich dabei die Berliner, davon 21 zu Hause. Gegen keine Mannschaft gewannen die Hauptstädter im Oberhaus übrigens häufiger.

Schlüsselduell: Ansgar Knauff gegen Marvin Plattenhardt

Im Winter 2022 sicherte sich die Eintracht die Dienste des Dortmunders Ansgar Knauff, und nur wenige Monate später stand der lauf- und offensivstarke deutsche U21-Nationalspieler auf dem Rasen in Sevilla und reckte den Europa-League-Pokal in den spanischen Nachthimmel. Schnell fügte sich der 20-Jährige in der abgelaufenen Saison in seiner neuen Heimat am Main ein, bearbeitete die rechte Außenbahn und stand in zwölf Bundesliga- sowie sieben Europapokalpartien auf dem Platz. Auch in den drei Pflichtspielen der neuen Runde gehörte Knauff zur Frankfurter Startelf. Der Youngster hat an die Hauptstadt gute Erinnerungen, gelang ihm doch beim 4:1-Sieg in der vergangenen Rückrunde sein Premierentreffer mit dem Adler auf der Brust.

Neuer Spielführer an der Spree: Marvin Plattenhardt (r.).

Im Berliner Olympiastadion heißt sein Gegenüber auf der linken Abwehrseite wahrscheinlich Marvin Plattenhardt. Der Confederations-Cup-Gewinner von 2017 steht seit 2014 im Hertha-Kader. Der 30-Jährige wechselte vom 1. FC Nürnberg in die Hauptstadt. Insgesamt bestritt er bislang 248 Bundesligaspiele – Erfahrung pur also. Es kam also nicht allzu überraschend, dass Trainer Sandro Schwarz den Verteidiger in dieser Saison zu seinem Kapitän machte.