26.10.2023
Europapokal

Adlercheck: Skandinavische Schule

Ein Kader mit überwiegend einheimischen Spielern, ein Coach in Doppelfunktion, der „klassische Torjäger“ Radulovic und das „Schweizer Taschenmesser“ Peltola. HJK unter der Lupe.

Taktiktafel

Toni Korkeakunnas kann sich nicht gerade über Unterbeschäftigung beklagen. Mit HJK Helsinki, bei dem er im Sommer vom Co- zum Cheftrainer aufstieg, geht es nach der beendeten Ligasaison quasi in die internationale Verlängerung und Länderspielpausen kennt der Ex-Profi auch nur. Immerhin fungiert er auch als Assistenzcoach der finnischen Nationalmannschaft.

Die HJK-Pressekonferenz zum Nachhören

Entsprechend stolz berichtete der 55-Jährige auf der Pressekonferenz am Mittwochabend, dass zuletzt fünf HJK-Profis für die A-Mannschaft berufen worden waren. Überhaupt finden sich im für die UEFA Europa Conference gemeldeten Aufgebot hauptsächlich Akteure aus dem Herkunftsland. Abzüglich der Schweden Kristopher Da Graca und Rogic Filip finden sich vier Spieler, die nicht in Skandinavien beheimatet sind: Der Grieche Georgios Kanellopoulos, Hassane Bandé aus Burkino Faso, der Japaner Atomu Tanaka, zweitältester Feldspieler im Kader, und der Serbe Bojan Radulovic.

Der 1,92-Meter-Mann mit Wurzeln in Spanien gilt im 3-4-3-System der Blau-Weißen als gesetzt, ist in der Liga mit 15 Saisontoren wie in der Gruppenphase mit zwei Treffern in zwei Spielen der gefährlichste Knipser. Zudem gelangen ihm in der mit dem 33. Titel gekrönten Meisterrunde drei Tore.

Entsprechend bezeichnete ihn Eintracht-Coach Dino Toppmöller unlängst als „klassischen Torjäger“ eines Gegners, der „gerne mitspielt“ und „ein sehr gutes Positionsspiel hat“. Dies trifft nicht nur, aber gerade auf Matti Peltola zu. Den nach Verletzung wieder fitten Innenverteidiger bezeichnen sie in Helsinki als „Schweizer Taschenmesser“, wie Korkeakunnas erklärte: „Ein sehr interessanter Spieler, er kann alles spielen, ist sehr talentiert und vielseitig einsetzbar“.

Diese Spieler fehlen

Von den für die Gruppenphase gemeldeten Eintracht-Profis stehen der rotgesperrte Kevin Trapp und der nach Wadenverletzung in dieser Woche individuell trainierende Sebastian Rode nicht zur Verfügung.

Ein Fragezeichen steht hinter Helsinkis 38-jährigem Torwart Niki Mäenpää, der seit rund einem Monat wegen einer Wadenverletzung nicht mehr zur Verfügung stand.

Spieler im Fokus: Bojan Radulovic

Seit sich Bojan Radulovic im Februar 2022 dem HJK Helsinki angeschlossen hat, mischt er den finnischen Fußball auf. In 75 Pflichtspielen verzeichnet der im spanischen Lleida geborene zweimalige serbische U19-Nationalspieler 35 Tore, netzt also im Schnitt in ungefähr jedem zweiten Match. Die Nummer neun des HJK ...

Brecher in vorderster Front: Bojan Radulovic.
  • ... ist der Sohn des ehemaligen Profis Radoslav Radulovic, der seinerzeit in Serbien, Spanien, Schweden und Israel aktiv war.
  • ... debütierte für UE Lleida im Männerbereich.
  • ... war unter anderem für die zweiten Mannschaften von Brighton & Hove Albion und Espanyol Barcelona am Ball.
  • ... schaffte 2020 in Schweden bei AIK Solna den Durchbruch im Profibereich.
  • ... verhalf HJK in der UECL-Quali mit zwei Toren zum Einzug in die Gruppenphase.
  • ... traf jeweils gegen PAOK (zum 2:3-Endstand) und Aberdeen (zur 1:0-Führung; Endstand 1:1).
  • ... könnte nun zum ersten HJK-Spieler werden, der in drei aufeinanderfolgenden Spielen in einem europäischen Wettbewerb trifft.

Topstatistiken

Von 33 internationalen Auswärtsspielen verlor HJK 29 und gewann zwei. Der letzte Sieg auf fremdem europäischem Terrain gelang in der Gruppenphase 2021/22 beim 4:2 gegen Alashkert.

Die vier Partien auf deutschem Boden endeten alle mit einer Niederlage und im Schnitt 5,5 Gegentoren (Hertha/1:4, Dresden/2:7, Kaiserslautern/2:5, Schalke/1:6).

Aber Vorsicht: Zwar verlor Frankfurt von den vergangenen elf internationalen Heimspielen zwei, konnte in den vergangenen 17 internationalen Auftritten im Stadtwald aber nur zwei ohne Gegentor bewältigen.

Wiedersehen

Helsinkis Defensivallrounder Jukka Raitala und Frankfurts Torwart Jens Grahl, beide 35 Jahre, kennen sich aus gemeinsamen Zeiten bei der TSG Hoffenheim.