22.01.2025
Europapokal

Adlerticker: Auf K.-o.-Kurs

Eindrücke vom Abschlusstraining, PK-Stimmen von Toppmöller und Theate, Keane „wünschte, ich könnte selbst noch spielen“, Dina Ebimbe fällt aus und weitere Entwicklungen des Tages vor #SGEFTC.

+++ Keane: „Mehr Motivation geht nicht“ +++

Training in Budapest, Abflug, Pitch Walk im Deutsche Bank Park. Als das Gros des Ferencvárosi Torna Club um 17 Uhr Feierabend hat, hat Robbie Keane einen letzten Dienst zu verrichten. Pressekonferenz vor dem siebten Europa-League-Spieltag in Frankfurt. Für den mit 146 Einsätzen irischen Rekordnationalspieler ist die Begegnung mit dem Bundesligisten nicht nur ein Kampf um Punkte um die K.-o.-Phase, sondern gleichbedeutend mit seiner persönlichen Premiere als Chefcoach der Ungarn.

Anderes Budget, andere Spieler, andere Spielweise.

Robbie Keane über Eintracht Frankfurt

„Ideal wäre es natürlich gewesen, im Sommer sechs Wochen Vorbereitung gehabt zu haben“, räumte Keane, seit dem 6. Januar in Amt und Würden, ein. Nichtsdestotrotz habe er „versucht, meinen Spielern so viele Infos und Ideen wie möglich zu vermitteln“. Um diese in Vollendung umzusetzen, fehle freilich schlichtweg die Zeit. „Aber ich sehe Fortschritte“, so der 44-Jährige, der mit seinem neuen Klub Anfang Februar wieder den Ligabetrieb aufnimmt.

Nach über einem Monat ohne Pflichtspiel sind dem früheren England-Profi deshalb Parolen fremd: „Wir sind realistisch.“ Auch was den Gegner angeht: „Anderes Budget, andere Spieler, andere Spielweise, als wir sie in der Liga kennen. Frankfurt hat drei Spiele in den Beinen, ist daher auch, was Fitness angeht, vor uns.“

Keane stellt seine Schützlinge deshalb darauf ein, „dass wir sicher ein bisschen leiden müssen. Aber solange die Intensität in der Defensivarbeit gegeben ist, bin ich zufrieden“. Die Vorfreude lässt sich der Ire nicht nehmen, betont: „Ich habe den Jungs gesagt, ich wünschte, ich könnte selbst noch spielen – hier vor über 50.000 Leuten. Mehr Motivation geht nicht. Das gilt auch für mich als Trainer.“

Als Trainer, besser Assistenzcoach, hat Keane 2023 zwei Monate beim Leeds United FC verbracht. „Ich habe Robin Koch und Rasmus Kristensen gecoacht und kenne sie sehr gut. Die Eintracht hat viele Spieler, die uns Probleme machen können“, warnt Keane und schickt zum Abschluss doch einen Fußballklassiker hinterher: „Wir spielen elf gegen elf, es kann alles passieren.“

+++ Theate: „Wird kein einfaches Spiel“ +++

Neben Cheftrainer Dino Toppmöller auf der Pressekonferenz saß Arthur Theate. „Es wird kein einfaches Spiel, Budapest hatte gute Resultate“, so der Belgier und spielt wie sein Coach auf die bisherige UEL-Reise des Ferencvárosi TC an. Aber: „Wir haben die Qualität, wir spielen zu Hause mit unseren Fans – wir müssen alles dafür tun, um das letzte Heimspiel der Ligaphase zu gewinnen.“

Mit Blick auf den bisherigen Saisonverlauf sagte der 24-jährige Verteidiger, der bislang in fünf der sechs Frankfurter Europa-League-Matches in der Startelf stand und vier Mal über die komplette Distanz ging: „Unsere erste Saisonhälfte war sehr gut, nun sind wir auch sehr gut in die zweite Hälfte gestartet. Wo wir jetzt stehen, haben wir uns vom ersten Saisonspiel an aufgebaut – schon am ersten Spieltag in Dortmund [0:2; Anm. d. Red.] – mein erstes Spiel für die Eintracht – hätten wir nicht verlieren dürfen. Man konnte direkt sehen, welche Mentalität in uns steckt. Jeder Spieler gibt immer sein absolutes Maximum, und das müssen wir beibehalten, wenn wir Großes erreichen wollen.“

+++ Toppmöller: „Große europäische Nacht feiern“ +++

Ginge es nach seinen Spielern, so könne es „direkt losgehen“ gegen den Ferencvárosi TC aus Budapest, sagte Dino Toppmöller am Mittwochnachmittag im Presseraum des Deutsche Bank Park: „Das Training war sehr gut, die Jungs haben eine große Spielfreude und Energie gezeigt – das müssen wir mitnehmen ins Spiel am Donnerstag. Wenn wir unsere Leistung und Energie auf den Platz bringen, dann ist es für jeden Gegner schwer, etwas mitzunehmen – das haben wir in den letzten Partien eindrucksvoll bewiesen.“ 4:1 gegen Freiburg und 2:0 gegen Dortmund lauteten die jüngsten Ergebnisse im Stadtwald.

Nun geht es zurück auf die Europa-League-Bühne. Zum nächsten Gegner sagt Frankfurts Cheftrainer: „Wir haben großen Respekt vor dem Gegner, vor allem zu Hause haben sie beeindruckende Ergebnisse erzielt – sie haben nicht umsonst neun Punkte [u.a. Heimsiege gegen Nizza und Malmö; Anm. d. Red.]. Sie haben gute Fußballer; ein spielstarkes zentrales Mittelfeld, mit Varga einen sehr guten Stürmer sowie Flügelspieler, die stark im Eins-gegen-eins sind. Es wird eine interessante Partie.“

Seit Jahresbeginn neu auf der Trainerbank beim FTC sitzt der Ire Robbie Keane, ein Pflichtspiel unter dem neuen Coach gab es bislang noch nicht. „Wir haben uns ihre Spiele aus der Europa League angeschaut, zudem ihre jüngsten zwei Testspiele. Wichtig dabei ist: Welche Spielidee haben sie, welche Spieler füllen diese aus. Die Mannschaft ist personell gut zusammengestellt für das, was Robbie auf seinen vorherigen Stationen gemacht hat. Man kann sich aber nicht 100 Prozent sicher sein, vielleicht hat der Gegner noch andere Ideen. Unsere Jungs sind auf alle Eventualitäten vorbereitet“, so Toppmöller, unterstreicht aber auch: „Es geht in erster Linie um uns.“

Die tabellarische Konstellation ist klar (siehe weiter unten), die Aussage Toppmöllers ebenfalls: „Wir wollen zu Hause unbedingt einen großen Schritt machen, vielleicht sogar schon den entscheidenden – doch letzteres ist abhängig von anderen Ergebnissen. Wir wollen gemeinsam mit unseren Fans eine große europäische Nacht feiern.“

+++ Re-Live der Pressekonferenz mit Dino Toppmöller und Arthur Theate +++

+++ Impressionen vom Abschlusstraining +++

+++ Vier Torhüter, 20 Feldspieler +++

Für den Feinschliff für Ferencváros stehen dem Trainerteam vier Torhüter und 20 Feldspieler zur Verfügung. Neben dem Torwartquartett um Kevin Trapp, Kaua Santos, Jens Grahl und Amil Siljevic sowie den Übungsleitern sind die Eigengewächse Noah Fenyö und Ebu Bekir Is die Ersten auf dem Platz neben der Wintersporthalle im Deutsche Bank Park.

+++ Diagnose Dina Ebimbe +++

Personal-Updates, bevor das Abschlusstraining startet: Neben den erkälteten Mo Dahoud und Oscar Højlund fehlt zudem Junior Dina Ebimbe. Der Mittelfeldspieler hat im Training am Dienstag einen Schlag auf die Wade abbekommen. Der 24-Jährige fällt somit für das Europa-League-Spiel gegen Ferencvárosi TC und das kommende Bundesligaauswärtsspiel gegen die TSG Hoffenheim aus.

+++ Das Programm am Mittwoch +++

  • 11 Uhr: Abschlusstraining Budapest
  • 11.30 Uhr: Abschlusstraining Frankfurt
  • 14 Uhr: Pressekonferenz Frankfurt
  • 17 Uhr: Pressekonferenz Budapest

+++ Fießer übernimmt +++

Nach der Roten Karte in Lyon fehlt Dino Toppmöller international für ein Spiel – gegen Ferencváros. Schade irgendwie, so verzögert sich ein Jubiläum im weitesten Sinne. Denn bisher hat Toppmöller 99 Mal den Adler auf der Brust getragen: 74 Mal als Cheftrainer, 16 Mal als Spieler in der Zweiten Bundesliga, neun Mal für die zweite Mannschaft in der Regionalliga. Dann eben am Sonntag auswärts gegen die TSG Hoffenheim, immerhin vom angegebenen Gründungsjahr identisch mit Budapest und so gesehen auch mit der SGE.

Die Rolle von Toppmöller wird Jan Fießer übernehmen. Der Vertreter blickt ebenso auf eine Eintracht-Vergangenheit als Spieler zurück, im Jugendbereich. Zudem begann der 38-Jährige seine Trainerlaufbahn im Nachwuchsleistungszentrum am Riederwald, überwiegend als Assistenzcoach der U17.

„What’s in the Box?!“ mit Dino Toppmöller und Jan Fießer

Sidefact: Der aktuelle U17-Co-Trainer der Eintracht ist am Donnerstag für EintrachtFM im Einsatz: André Hahn.

Die B-Jugend leitete Fießer außerdem von März 2019 bis Juni 2020 in verantwortlicher Funktion. Nach Stationen in Arnheim und Bochum kehrte der gebürtige Heidelberger im vergangenen Sommer ins Herz von Europa zurück und hat seit Januar vergangenen Jahres an der Ausbildung zum Fußballlehrer gearbeitet.

Übrigens: der 71. DFB Pro Lizenz-Lehrgang ist kürzlich mit doppelter Eintracht-Beteiligung gestartet: Frauen- und U21-Cheftrainer Niko Arnautis und Dennis Schmitt büffeln an der DFB-Akademie.

+++ Status und Szenario +++

Sechs Spieltage. Bis zur vergangenen Saison wäre hinter der Gruppenphase bereits ein Haken. In der reformierten Ligaphase sind die 36 Teilnehmer aber bekanntermaßen acht Mal gefragt. Die Top Acht stehen im Frühjahr fest im Achtelfinale, die Klubs auf den Plätzen neun bis 24 nehmen eine Extrarunde über die Play-offs. Vor Jahresfrist sind die ersten kleinen Entscheidungen gefallen. Folgende sieben Vereine stehen sicher in der K.-o.-Runde.

Den Anfang hat mit dem Athletic Club aus dem Bilbao ausgerechnet der Gastgeber des diesjährigen Europa-League-Endspiels gemacht. Es folgten Anderlecht, Galatasaray, Lazio, Lyon, Manchester United und nicht zuletzt Eintracht Frankfurt.

Schwenk am Rande, wäre die Tabelle final. Dann würde die Eintracht in der Runde der letzten 16 auf Fenerbahçe Istanbul, PAOK Thessaloniki, Ajax Amsterdam oder Real Sociedad San Sebastián treffen. Konjunktiv hin oder her, da wären ein paar Kaliber dabei.

+++ Zugabe, die Erste +++

Sechs plus zwei lautet die neue (Zeit-)Rechnung im Europapokal. Bonusspiele für die Fans und Freunde internationaler Nächte, eine willkommene Zugabe für Klubs, die sich ohnehin im Soll befinden. Eintracht Frankfurt grüßt nach sechs Runden von Platz fünf und möchte gegen den 16. Ferencvárosi TC aus Budapest weiter klettern und auf Kurs bleiben.

Apropos: Im Deutsche Bank Park eröffnet im März ein Kletterwald. Also just in jenem Monat, wenn in der UEFA Europa League die Achtelfinals steigen.