Wie die Schicksale zweier Menschen doch verwoben sein können. Nachdem Urs Fischer, heute Trainer des 1. FC Union Berlin, 2017 trotz zwei Meisterschaften und einem Pokalsieg seinen Hut in Basel nehmen und Raphael Wicky nicht die acht Titel in Folge währende Ära anknüpfen konnte, übernahm Marcel Koller im Sommer 2018 die Geschicke am Rhein. Der Mann, der seinerzeit die Vormachtstellung im Schweizer Profifußball durchbrochen hatte, wechselte im selben Jahr zur Frankfurter Eintracht: Adi Hütter.Mit den Folgen hat der Zürcher Koller, der als Profi nie für einen anderen Verein als den Grasshopper Club Zürich und insgesamt 25 Jahre tätig war, bis heute zu kämpfen. Nachdem im ersten Jahr zwar der Pokalsieg, nicht aber die Rückkehr an die nationale Spitze gelang, verlor der 59-Jährige nacheinander mit Albian Ajeti an West Ham United und Ricky van Wolfswinkel an den Krankenstand seine zwei besten Stürmer. Geblieben ist das Selbstverständnis und der Traum der Verantwortlichen von der nächsten Ära.
Besser geht’s nicht
In der Realität liegt der FC Basel aktuell auf Platz drei der Super League. Dadurch wird sich durch den vom Verband im März eingestellten Spielbetrieb so schnell nichts ändern. Was auf der einen Seite am Selbstverständnis des 20-maligen Schweizer Meisters nagt. Immerhin gilt der amtierende Pokalsieger nach Titeln als erfolgreichster Schweizer Verein nach der Jahrtausendwende. Erst ein gewisser Adi Hütter vermochte dessen Vormachtstellung zu durchbrechen, als er den Abonnementchampion 2018 mit dem BSC Young Boys nach acht Meisterschaften in Folge, darunter drei mit David Abraham, vom Thron stieß.Auf der anderen Seite, und das ist durchaus eine Erwähnung wert, hat außer den Rot-Blauen noch kein Schweizer Vertreter jemals das Achtelfinale der UEFA Europa League erreicht, wohingegen sich der FCB in vier von fünf Fällen der Round of 32 durchsetzen konnte.Wintereinbruch
So auch im Februar gegen APOEL Nikosia, als die Zyprer beim 0:3 zuhause ebenso chancenlos blieben wie im Rückspiel im St. Jakob-Park in Basel, als der Gastgeber beim 1:0 seine Weste abermals sauber hielt, international insgesamt zum dritten Mal am Stück. Auch in der Vorrunde gingen die Bebbi aus jedem Heimspiel als Sieger hervor, in der Liga belegen sie in der imaginären Heimtabelle Rang zwei. Eine weitere Selektivbetrachtung ist wiederum gar nicht im Sinne des Traditionsvereins. In der Hinrunde mit im Schnitt zwei Punkten pro Spiel voll im Soll, ist nach der Winterpause der Wurm drin. Sieben Punkte aus fünf Partien und fünf Zähler Rückstand auf die Doppelspitze aus St. Gallen und Bern liegen unter den eigenen Erwartungen.Alpiner Dominoeffekt
Der Tiefflug ist sicher nicht ausschließlich am Winterverkauf von Noah Okafor festzumachen, schließlich kam der Außenstürmer wettbewerbsübergreifend in den vergangenen anderthalb Spielzeiten auf 53 Einsätze, davon aber lediglich sieben über die volle Distanz. Der Wechsel zum FC Salzburg ist als indirekte Folge des Ausverkaufs beim vorangegangenen Zwischenrundengegner der Eintracht zu werten. Nichtsdestotrotz ergibt sich durch den Abgang des Eigengewächses eine Kaderlücke auf der offensiven Außenbahn oder andersrum interpretiert: Den verbliebenen Flügelstürmern wird eine noch größere Verantwortung zuteil. Allen voran Valentin Stocker, der einst über die eigene U21 zum Baseler Profi wurde, zwischen 2014 und Anfang 2018 bei Hertha BSC sein Glück suchte und nach dreieinhalb Jahren in die Schweiz zurückkehrte, wo er täglich 100 Kilometer zwischen Heimatstadt Luzern und Arbeitgeber Basel pendelt.Antastbar und unverwüstlich
Deswegen sind mit dem Rückkehrer teilweise ebenso ambivalente Gefühle verbunden wie die Vorwürfe, der Eidgenosse hätte seine Emotionen zu wenig im Griff, was dieser schon mal mit der treffenden Erklärung zurückwies, wenn er das Gefühl habe, einer möchte ihm ein Bein brechen, dürfe er sich das nicht gefallen lassen. Dabei könnte der 30-Jährige allein die aktuellen Zahlen sprechen lassen: In der bisherigen Europa-League-Saison beging Stocker einerseits die meisten Fouls (19), andererseits musste er aber auch die mit Abstand meisten Vergehen einstecken (16). Dass er von acht möglichen Partien lediglich eine wegen einer Sperre verpasste, lässt den Wert des Kapitäns mehr als erahnen. Die größten Schlagzeilen schrieb Stocker mit dem FC Basel zwischen 2008 und 2014, als er sechs Mal Meister und drei Mal Pokalsieger wurde.Der Kapitän ist wahlweise auf der linken oder rechten Seite gesetzt, ebenso Fabian Frei, ehemals Mainz 05, und Taulant Xhaka, Bruder von Granit Xhaka, im defensiven Mittelfeld. Dabei lassen sich aktuell durchaus Vergleiche zur Handhabe der Eintracht feststellen, die ihrerseits wahlweise im 4-2-3-1 oder 4-3-3 auflaufen. Namentlich sind die unterschiedlichen Anordnungen an Samuele Campo festzumachen, sofern dieser auf der Zehn aufläuft, wo alternativ aber auch Frei zum Einsatz kommen kann wie Xhaka als alleiniger Abräumer. In der Abwehr sind Rechtsverteidiger Silvan Widmer sowie die Innenverteidiger Eray Cömert und Omar Alderete die großen Konstanten. Vergleichbar mit der Rolle des FC Basel als nationales Flaggschiff in der UEFA Europa League – Formdelle hin oder her.