27.05.2024
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Big in Japan – Makoto Hasebe überall

Kurz nach Ende seiner beeindruckenden Spielerkarriere reist der Adlerträger in seine Heimat. Zahlreiche Termine warten, Aufmerksamkeit wie auch Wertschätzung sind riesig.

Das Saitama Stadium. Gelegen nördlich von Tokio. Vom Zentrum der pulsierenden und hektischen Hauptstadt Japans mit ihren knapp 14 Millionen Einwohnern ist es gut eine Stunde Fahrt zur sportlichen Heimat der Urawa Red Diamonds. Der Klub, bei dem für Makoto Hasebe, zehn Jahre für Eintracht Frankfurt am Ball, am 12. Mai 2002 das Abenteuer Profifußball begann. Im J League Cup. Beinahe auf den Tag genau 22 Jahre später, am 26. Mai 2024, steht Hasebe auf der Tribüne der anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 errichteten Arena. Sein ehemaliger Verein, für den der 40-Jährige insgesamt 215 Pflichtspiele bestritt, trifft an diesem Sonntag auf Spitzenreiter Machida Zelvia. Lange dauert es nicht, bis die Fans ihn entdecken – sie winken ihm zu, lautstarker Jubel, die Begeisterung ist zu spüren.

Makoto Hasebe beim Spiel der Urawa Red Diamonds, für die er insgesamt 215 Pflichtspiele bestritt.

Begeisterung. Eines der passenden Stichworte, um zu umschreiben, wie der ewig junge Adlerträger die Rückkehr in seine Heimat im Anschluss an die jüngst abgelaufene Saison 2023/24 erlebt. Wenige Tage zuvor hatte er seine beeindruckende Profikarriere mit dem 2:2 gegen Leipzig am 34. Spieltag beendet. Mit einer Delegation von Eintracht Frankfurt flog er ins Land der aufgehenden Sonne, gab gemeinsam mit Sportvorstand Markus Krösche eine große Abschlusspressekonferenz und spulte ein Programm voller Medien- und Marketingtermine ab. „Wenig schlafen, aber es ist mir eine Ehre“, sagt er – selbstverständlich, wie gewohnt, verbunden mit aller Höflichkeit. Makoto überall. Big in Japan.

„Er ist eine große Persönlichkeit. Nicht nur des Fußballs, sondern eine große Persönlichkeit Japans. Es ist unglaublich, welche Wertschätzung ihm entgegengebracht wird“, unterstreicht Markus Krösche.

Hasebes Karriere in Zahlen

  • 2002 – Dezember 2007: Urawa Red Diamonds, 215 Spiele
  • Januar 2008 – September 2013: VfL Wolfsburg, 159 Spiele
  • 2013 – Juni 2014: 1. FC Nürnberg, 14 Spiele
  • ab Juli 2014: Eintracht Frankfurt, 304 Spiele
  • Erfolge: Asien-Meister (1x), Deutscher Meister (1x), Europa-League-Sieger (1x), Deutscher Pokalsieger (1x), Japanischer Meister (1x), Sieger AFC Champions League (1x), Japanischer Pokalsieger (2x), Japanischer Ligapokalsieger (1x), Japanischer Superpokalsieger (1x)
  • 114 Länderspiele für Japan

Präfektur Saitama. Einige Stunden vor dem J-League-Spiel der Reds sitzt Hasebe mit Vertretern seines einstigen Klubs zusammen, mit dem er sechs Titel holte. Zwischen der Eintracht und dem japanischen Erstligist besteht im Übrigen seit 2022 eine Vereinspartnerschaft. Gemeinsames Mittagessen in acht kleinen Gängen, Netzwerken und Gespräche über große japanische wie auch Frankfurter Fußballer. Hasebe darf sich beides nennen. Mit der 17 und 20 auf dem Rücken, die beim anschließenden Trikottausch vorstehen, hinterließ er bei den Reds und der Eintracht seine Spuren – und große Fußstapfen.

Guido Buchwald erinnert sich

„Ich habe Makoto als sensationellen Profi kennengelernt und habe ihn sehr geschätzt. Man hat früh gesehen, dass er sich abhebt von anderen, von seiner Disziplin und seinem Können. Er hat sich stetig weiterentwickelt und sich immer professionell verhalten – Extraschichten und Dehnübungen nach dem Training, als alle anderen schon in der Kabine waren“, erinnert sich Guido Buchwald, drei Jahre lang Hasebes Vereinstrainer in Japan: „Es war klar, dass er seinen Weg geht, und das ist auch der Grund, warum er mit 40 Jahren noch in der Bundesliga gespielt hat. Das kannst du nur machen, wenn du nach dem Fußball lebst“, so der Weltmeister von 1990, der einst Felix Magath, damals Trainer des VfL Wolfsburg, den Ratschlag gab, Hasebe in die Bundesliga zu holen. So kam es. Eine wunderbare Karriere, davon ein Jahrzehnt im Herzen von Europa inklusive DFB-Pokal- und Europa-League-Triumph, folgte.

Ein Trikot mit seiner Nummer 17 auf dem Trikot der Urawa Red Diamonds.

Eine Karriere, auf die der 114-malige Nationalspieler Japans Ende Mai bei zahlreichen Terminen zurückblickt. Am Tag nach der Ankunft am Flughafen Tokio-Narita, 13 Stunden Flug liegen hinter ihm, sitzt Hasebe schlicht und elegant ganz in Schwarz gekleidet bei der DWS Group, Strategischer Partner der Eintracht. Beim „DWS Japan Meet & Greet“, bei dem auch Tamio Honma, Chief Country Officer bei der Deutsche Bank Group in Japan, mit dabei ist, lauschen etwa 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Ausführungen Hasebes. Gegenseitige Geschenke, Autogramme, Gruppen- und Einzelfotos – viele glückliche Gesichter. So auch später am Tag in der Zentrale der Japanese Football Association (JFA), als Asiens internationaler Fußballer des Jahres 2018 durch die Gänge geführt wird. Und einen ehemaligen Mitspieler aus der Nationalelf trifft: Tsuneyasu Miyamoto, 47, seit März diesen Jahres JFA-Präsident. Die Stimmung ist locker, alles wirkt sehr vertraut. Man kennt sich.

Jeder in Japan – gefühlt – kennt Makoto Hasebe. Sinnbildlich dafür ist die offizielle Abschiedspressekonferenz am Folgetag im Palace Hotel Tokyo. Liveübertragungen, rund 150 akkreditierte Journalisten, darunter 40 Fotografen und 15 Kamerateams. „Ein großer Spieler ist abgetreten und hat den großen Bahnhof bekommen, den er verdient hat. Das war beeindruckend zu sehen, welchen Stellenwert Makoto in Japan hat“, sagte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche, ebenfalls während der PK auf dem Podium, im Nachgang.

Hasebe, vor Spielen in den seltensten Fällen nervös – Vorbereitung sei der Schlüssel –, spürt das Ausmaß dieser Medienrunde. Er sei „etwas aufgeregt“. Beinahe zwei Stunden dauert die Pressekonferenz. Wahnsinn. „Ich bin unheimlich stolz, dass so viele Medien gekommen sind und wir über 100 Minuten miteinander gesprochen haben“, freut sich der zweifache Familienvater. Eine außergewöhnliche Bühne für einen außergewöhnlichen Menschen und Fußballer. Und zweifelsohne auch ein wichtiger Tag für die Bundesliga, extrem gut für die Präsenz in Japan.

Die Präsenz in den japanischen Medien dieser Tage ist fortlaufend hoch. Die außergewöhnliche Pressekonferenz in Tokios Geschäftsviertel Marunouchi war an diesem Freitag erst der Anfang. Hasebe, im Januar 1984 in Fujieda, etwa zweieinhalb Autostunden entfernt von Tokio, geboren, muss weiter. Zuerst geht es zu TV Nippon, „News every“ als Livesendung. Im Anschluss daran sitzt er bei Nippon Hōsō Kyōkai (NHK) im Studiosessel. Studiowechsel, der nächste Stopp ist bei TV Asahi, live on air. Die Garderobe ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Fotos, die an große Momente in Hasebes Karriere erinnern, sind aufgehängt und aufgestellt. Eines davon ist von der Wand gefallen. Hasebe hängt es akkurat wieder hin. Natürlich.

Im TV-Studio liegen sechs Trikots aus seiner langen Laufbahn vor dem gebogenen Moderatorentisch, dahinter die Karriere mit all ihren Titeln in Bildern. Makoto Hasebe überall. Als Moderator an seiner Seite in der News-Show „hodo station“ ist ein einstiger Weggefährte aus der Zeit bei den Samurai Blue, Japans Nationalmannschaft: Atsuto Uchida, 36, sieben Jahre bei Schalke und eine Saison bei Union Berlin in der Ersten und Zweiten Bundesliga aktiv.

Über die Bundesliga wird gesprochen. Viel. Auch beim Interview mit FujiTV sowie auch, und dort ganz besonders, bei Hasebes Gastauftritt bei Sky Perfect, Broadcast-Partner der DFL Deutsche Fußball Liga in Japan. Themen sind unter anderem die besten Spieler und Trainer während seiner Zeit in der Beletage, die aktuelle Lage in der Bundesliga, seine Karriere sowie Zeit im Oberhaus und natürlich seine Zeit nach der Spielerlaufbahn. Seine Zukunft.

Er bringt alle Voraussetzungen mit, als Trainer erfolgreich zu sein.

Sportvorstand Markus Krösche über Makoto Hasebes Zukunft als Trainer

Diese führt Hasebe zurück nach Frankfurt, seine „zweite Heimat“, wie er sagt: „Die Eintracht bedeutet für mich alles“, hob er kurz nach seinem letzten Spiel im Trikot mit dem Adler auf der Brust hervor. Und sie führt ihn an die Seitenlinie, Hasebe wird Trainer. „Er bringt alle Voraussetzungen mit, als Trainer erfolgreich zu sein. Er ist ein intelligenter Fußballer, hat das Spiel sehr gut verstanden und war immer der verlängerte Arm eines Trainers auf dem Platz. Er hat eine große Karriere als Trainer vor sich“, so Markus Krösche. Als Co-Trainer im Nachwuchsbereich der Eintracht, so dass er in Ruhe seine Trainerlizenzen machen kann. „Mein Traum ist es natürlich, mal Trainer der Eintracht zu sein. Aber über Träume und Ziele will ich jetzt nicht reden, ich gehe Schritt für Schritt und sammle so viele Erfahrungen als Trainer wie möglich“, sagt der 40-Jährige. Schritt für Schritt, besonnen und überlegt.

Medientermin mit Ausblick in Tokio.

Für den passionierten Teetrinker, am liebsten Grüner Tee aus seiner Heimat, folgen zahlreiche weitere Termine in Japan. Darunter selbstverständlich ein Besuch der Eintracht Frankfurt Academy Japan in seiner Geburtsstadt Fujieda – diese führt er unter dem Label „Makoto Hasebe Sports Club“ gemeinsam mit den Hessen. Die Schritte danach: Urlaub machen, Zeit mit Familie genießen, etwas Abstand vom Fußball bekommen – und dann im Herzen von Europa frisch durchstarten. In neuer Rolle. Ein neues Kapitel.

Wir freuen uns darauf, Makoto!