Zehn Vereine, sieben Sprachen, vier große Turniere, zwei Pokalsiege. Gelson Fernandes: Laufwunder, Globetrotter, Anführer und von Adi Hütter respektvoll „Spielertrainer“ getauft. Ein Akteur, der die eigenen Kollegen auf und neben dem Platz zusammenhält, seinen Vorderleuten den Rücken freihält und die Gegenspieler regelmäßig zur Verzweiflung treibt. Kurzum: Einer derjenigen, deren Wert womöglich erst sichtbar wird, wenn er fehlt. Im Sommer ist es für den 33-Jährigen so weit. Endgültig.
„Ich wollte den Zeitpunkt und die Umstände immer selbst bestimmen und nicht aufhören, weil es nicht mehr anders ging“, begründet die Frohnatur den Schritt, der bis vor kurzem nicht so offensichtlich schien: „Ich habe lange darüber nachgedacht und muss ehrlich zu mir, meinen Kollegen und dem Klub sein. Ich war immer ehrlich zum Fußball.“ Zumal auch die Fortsetzung bei einem anderen Klub nicht zur Debatte stand: „Ich bin glücklich, das hier tun zu können. Es ist der richtige Zeitpunkt. Die Eintracht hat mir viel gegeben.“ Und umgekehrt Fernandes der Eintracht.
Rechtzeitig fit geworden
In seit 2017 bislang 79 Pflichtspielen hat der defensive Mittelfeldspieler seine Knochen für die Hessen hingehalten, von insgesamt zehn Vereinen war er nur für seinen Heimatverein FC Sion und Stade Rennes häufiger am Ball. Die meisten Einsätze mit dem Adler auf der Brust absolvierte der Routinier 2018/19, als er in der Bundesliga und UEFA Europa League 37 Mal die Fußballstiefel schnürte und selten unter zwölf Kilometer pro Partie abspulte. In der laufenden Spielzeit stehen 20 Partien zu Buche, auch weil sich Fernandes im Wintertrainingslager einen Sehnenriss im Hüftbeuger zuzog, der eine mehrmonatige Zwangspause nach sich zog, die sich durch die Coronakrise zwangsläufig verlängerte.
Als positiver Nebeneffekt ist der multilinguale sieben Sprachen beherrschende Fernandes rechtzeitig zur Saisonfortsetzung am Samstag wieder fit und bereit, sich auf der Zielgeraden der Spielzeit wie seiner persönlichen Karriere in den Dienst der Mannschaft zu stellen. So wie er es in 17 Jahren in 518 Vereins- und 67 Länderspielen getan hat, darunter während vier Welt- oder Europameisterschaften sowie auf dem Weg zum Schweizer Cup 2006 und dem DFB-Pokal 2018.
Sportvorstand Fredi Bobic wünscht nur das Beste: „Mit Gelson Fernandes verlässt uns am Ende der Saison ein Musterprofi und eine großartige Persönlichkeit. Er hat in seinen drei Jahren in Frankfurt seinen Wert nicht nur sportlich auf dem Platz, sondern auch als kommunikativer und aufgeschlossener Mensch abseits des Rasens zu jeder Zeit unter Beweis gestellt und seine Spuren hinterlassen. Es ist bemerkenswert, dass ein Profi obwohl er noch spielen könnte, diesen Schritt macht. Er ist viel in der Fußballwelt herumgekommen - in Frankfurt wird er immer mit offenen Armen empfangen. Wir wünschen ihm alles Gute für die nächsten Spiele und alles Gute für die Zukunft.“