01.05.2020
Interview

Frederik Rönnow exklusiv

Der dänische Torwart verrät viel Privates und äußert sich auch zur sportlichen Situation sowie der veränderten Rolle seines „besten Freundes“ Jan Zimmermann.

Freddy, wie gehst du mit der momentanen Situation um?
Es ist natürlich sehr schwer, aber nicht nur für mich, sondern auch die anderen Spieler, die Fans und überhaupt alle Menschen der Welt. Es ist nicht einfach, mit der unsicheren Zukunft umzugehen.

Was kannst du uns aus deiner Heimat Dänemark berichten?
Ich habe natürlich Kontakt nach Hause, wobei ich das Glück habe, meine Familie in Deutschland um mich zu wissen. Unter den aktuellen Einschränkungen bräuchten wir mit dem Auto zehn Stunden nach Dänemark, was mit meinem kleinen Sohn nicht möglich ist. Ich habe meine Eltern seit zwei Monaten nicht gesehen, das ist nicht einfach. Aber es ist wie gesagt alles kein Einzelschicksal.

Du hast dein Kind angesprochen, also langweilig dürfte es zu Hause nicht werden. Wie macht sich der Kleine?
Er entwickelt sich gut, auch wenn es für meine Frau und mich viel Arbeit mit sich bringt. Dennoch ist es das schönste Gefühl, nach dem Training nach Hause zu kommen und meinem Sohn in die Augen blicken zu können.

Konntest du weiter an deinen Koch- und Klavierkünsten feilen?
Mit dem Kochen klappt es besser und besser. Ich habe auch ausreichend Zeit, mich regelmäßig um die Zubereitung des Abendessens zu kümmern und neue Dinge auszuprobieren. Die Klavierstunden kommen zwar etwas zu kurz, aber ich probiere es, wann immer es möglich ist.

Konntest du dahingehend deinem Torwartkollegen Kevin Trapp ein paar Tipps geben?
(Lacht) Nein, nein. Wir haben zwar vorher ein bisschen darüber gesprochen, als er ebenfalls mit Klavierspielen angefangen hatte. Aber ich gebe jetzt keinen Unterricht oder Ähnliches.

Kommen wir zum Sportlichen: Gestaltet sich das Torwarttraining eigentlich grundlegend anders?
Nein, nicht wirklich. Natürlich sind die Spielformen nicht mit denen zuvor vergleichbar, weil wir in sehr kleinen Gruppen arbeiten. Dafür gibt es mehr Torschüsse, was uns Torhütern entgegenkommt. Meistens üben die Torhüter 15 bis 20 Minuten unter sich, dann begeben wir uns zu den Feldspielern. Eine Stunde Vollgas, das tut gut!

Torwarttrainer Jan Zimmermann lässt euch ordentlich schwitzen, oder täuscht der Eindruck?
Ja, das stimmt! Aber zum Glück erhalten wir auch ausreichend Pausen, weil er viele Sachen ausführlich erklärt und lange spricht (schmunzelt).

Was hat sich mit dem Wechsel Zimbos vom Kollegen zum Trainer verändert?
Am Anfang war es etwas ungewohnt, weil Zimbo in der Mannschaft mein bester Freund war und nun eine andere Rolle einnimmt. Nichtsdestotrotz helfen uns seine Ideen, weil er viele moderne Elemente einfließen lässt.

Darf er als Trainer eigentlich noch in eurer Skatrunde mitspielen?
Nein, sein Niveau hat leider etwas gelitten. Mit Bas Dost haben wir nun ein neues Mitglied gefunden. Jetzt gibt es nur noch ihn, Seppl [Rode; Anm. d. Red.] und mich – Zimbo ist raus (lacht).

Wie bewertest du deine persönliche Situation, auch mit Blick auf die verschobene Europameisterschaft?
Schwer zu sagen. Ich gehe davon aus, dass ich als Nummer zwei der Nationalmannschaft wahrscheinlich mitgefahren wäre, aber das ist nur Spekulation. Aktuell ist alles sehr unübersichtlich, keiner weiß etwas Genaues. Wir müssen einfach sehen, wie sich die Lage entwickelt.

Und im Verein?
Es ist für niemanden einfach, wenn er nicht spielt. Ich denke, dass ich im Herbst eine Phase hatte, in der ich viel und gut gespielt habe. Aber die Konkurrenz ist stark. Ich versuche, jeden Tag hart zu arbeiten, das ist das beste Mittel. Aber aktuell stellt sich die Frage nach Einsätzen ohnehin nicht, das gilt für jeden Einzelnen.