06.02.2022
Bundesliga

Geistesblitz in der Halbzeitpause

Ausgeklügelte Idee von Co-Trainer Angerschmid, perfekte Umsetzung von Hrustic und Lenz: Die Rezeptliste für ein Traumtor kann manchmal sehr kurz sein.

Einordnung des Spiels: Mit Moral und dreifacher Führung

Langweilig kann die Eintracht im Kalenderjahr 2022 definitiv nicht – dafür seit Samstag auch wieder erfolgreich. Markus Krösche brachte es auf den Punkt: „Wir haben gekämpft, auswärts drei Tore geschossen und gewonnen.“ Der sachlichen Analyse des Sportvorstands ging allerdings ein teils wilder Ritt beim 3:2 (1:1) in Stuttgart voraus, bei dem die Mannschaft die nötige Moral zeigte, um zwei Mal nach dem gegnerischen Ausgleich wieder in Führung zu gehen.

Ein weiterer entscheidender Faktor: Das goldene Händchen von Cheftrainer Oliver Glasner, der mit dem Doppeltorschützen Ajdin Hrustic und Vorlagengeber Jens Petter Hauge genau die richtigen Impulse setzte. Glasner hob jedoch weniger sein Händchen als vielmehr die Einstellung seiner Joker hervor: „Die Jungs, die reingekommen sind, waren direkt für die Mannschaft da. Wir hatten vorher besprochen, dass wir eine großartige Teamleistung brauchen, um den Bock umzustoßen.“ Und genau diese Teamleistung brachte seine Mannschaft auf den Platz.

Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung besiegte die Eintracht den VfB schlussendlich mit 3:2.

Geschichte des Spiels: Einstudierte Variante

Dass die Grundlagen für eine solche Teamleistung in den täglichen Trainingseinheiten liegen, wird Glasner nicht müde zu betonen. Dass Ausnahmen die Regel bestätigen, zeigte sich gegen Stuttgart: Die einstudierte Eckenvariante vor Hrustics Traumtor zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung war nämlich keineswegs von langer Hand geplant. „Kompliment an meinen Co-Trainer Michael Angerschmid. Er hat noch in der Halbzeit die Eckbälle analysiert und gesagt, es gibt die Möglichkeit, in den Rückraum zu spielen. Dann hat er sich die Jungs geschnappt – also, das haben wir nicht vor dem Spiel trainiert, sondern ist während der Halbzeitanalyse entstanden. Dass das unmittelbar nach der Pause so aufgeht, ist toll und spricht für mein gesamtes Trainerteam, das ich um mich habe“, erklärte Glasner im Nachgang auf der Pressekonferenz.

Der nach dem Test im Sommer gegen Strasbourg zum zweiten Mal im Eintracht-Dress doppelt erfolgreiche Schütze sagte selbst zu seinem Treffer: „Die Variante vor dem 2:1 haben wir schon mal gegen Leipzig versucht, damals hat es nicht ganz geklappt. Wir haben gesehen, dass etwas Platz ist. Ich hätte es ehrlich gesagt nicht erwartet – aber Tor ist Tor!“ Vorlagengeber Christopher Lenz, mit dessen Standards der VfB nicht nur in dieser Situation große Probleme hatte, lobte ebenfalls die Rolle von Co-Trainer Michael Angerschmid: „Die Idee kam von unserem Co-Trainer, es war so geplant.“

Zahlen des Spiels: 34,24 und 33,49

Duell des Tages: Christopher Lenz gegen Silas.

Diese Rubrik könnte auch „Duell des Spiels“ heißen. Denn Christopher Lenz und Silas Katompa Mvumpa – beide nach langwierigen Verletzungsproblemen erstmals seit dem 12. September beziehungsweise 20. März 2021 in der Startelf – lieferten sich einen erbitterten Fight auf der linken Seite der Eintracht. Bezeichnend, dass beide auch die schnellsten Spieler ihrer Mannschaft waren. Hatte Silas mit 34,24 Kilometern pro Stunde in puncto Geschwindigkeit knapp die Nase vorne, überzeugte Lenz bei seinem Startelf-Comeback neben seiner ebenfalls hohen Endgeschwindigkeit (33,49 km/h) vor allem mit 60 Prozent gewonnenen Zweikämpfen. Silas entschied 41 Prozent seiner direkten Duelle für sich. Dass der hoch veranlagte Kongolese zudem keinen Torschuss und auch keine Torschussvorlage zu verzeichnen hatte, darf sich gerne der linke Abwehrverbund der Eintracht, bestehend aus Lenz und Evan Ndicka, zuschreiben.

Das schreiben die Medien

Während der kicker auf das „glückliche Händchen“ von Glasner sowie das „glückliche Füßchen“ von Hrustic verweist, schreibt die Frankfurter Rundschau von einem „packenden Fight“, den sich die Eintracht und der VfB lieferten. Laut hessenschau überrumpelte Frankfurt die Schwaben, inklusive „aggressivem Pressing und ausgefuchstem Ecken-Plan“.

Ausblick

Nach dem Auslaufen am Sonntag gibt Oliver Glasner wie gewohnt seinen Spielern einen Tag frei, bevor am Dienstag mit einer Doppelschicht die Vorbereitung auf das kommende Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg im Deutsche Bank Park ansteht. In den weiteren drei Trainingseinheiten soll der Grundstein dafür gelegt werden, um nach dem ersten Dreier 2022 direkt den nächsten folgen lassen. Dass mit den Wölfen ein unangenehm zu bespielender Gegner nach Frankfurt kommt, weiß nicht nur Rafael Santos Borré, der aber auch auf das Spiel gegen Stuttgart verweist: „Jetzt geht es gegen den VfL Wolfsburg, gegen den das Hinspiel sehr eng war. Der Sieg gegen Stuttgart wird uns und unserer Moral aber helfen, um den nächsten Schritt zu gehen.“