Markus, die 0:4-Niederlage bei Borussia Dortmund war bitter. Wie blickst Du mit etwas Abstand darauf zurück?
Es ist nicht sinnvoll zurückzuschauen, denn wir können es nicht mehr ändern. Was aus den letzten Wochen resultiert, ist, dass wir in der Pflicht stehen. Und wir formulieren eine klare Erwartungshaltung: Wir müssen alle einen Schritt mehr gehen, in jeder Situation. Das gilt für die restlichen Spiele und uns alle Angestellten bei Eintracht Frankfurt. Es ist nicht die Zeit, herumzureden. Jetzt ist die Zeit zu handeln. Wir können noch Großes erreichen und müssen auch zeigen, dass wir das unbedingt wollen. Jeden Tag und in jeder Situation.
Was macht Dir Hoffnung nach zuletzt acht sieglosen Spielen in der Liga?
Ich weiß, was diese Mannschaft kann, und wir haben es auch in dieser Saison schon gesehen. Wir haben Grenzen verschoben und das Achtelfinale in der Champions League erreicht. Das war ein großartiger Erfolg. Wir haben mitreißenden Fußball gezeigt. Auch zuletzt zu Hause im Pokalviertelfinale gegen Union Berlin. Gefühlt sind wir da diesen Schritt mehr gegangen, haben diesen einen Zweikampf mehr gemacht oder auch einen Schuss mehr abgegeben. Das erwarten wir jetzt auch in den restlichen Spielen. Denn ich weiß: Wir entscheiden in diesen Spielen selbst über unser Schicksal.
Ich möchte keine Ausreden und keine Alibis mehr hören.
Sportvorstand Markus Krösche
Aber es gab auch viel Pech: verletzte Spieler, zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen, vergebene Großchancen…
Alles irrelevant. Ich möchte keine Ausreden und keine Alibis mehr hören. Für die letzten Spiele gilt es, alles rauszuhauen, was möglich ist. Unser Kader ist breit genug und wir haben verschiedene Möglichkeiten. Unsere Erwartungshaltung ist, dass sich die Mannschaft und auch das Trainerteam auf die Chancen konzentrieren, nicht auf vermeintliche Probleme. Wir gehen gemeinsam durch dieses Tal. Aber es muss klar sein, dass wir ab jetzt den Fokus nicht auf persönliche Themen legen, sondern ausschließlich auf den Erfolg von Eintracht Frankfurt.
Daichi Kamada hat bereits seinen Abschied erklärt, bei anderen Spielern ist es nicht klar, ob sie nächste Saison für Eintracht Frankfurt spielen. Welchen Einfluss hat das auf die Leistung?
Wenn man den Verein verlässt, ist es legitim. Aber es gibt ein Vorbild für einen gelungenen Abgang: Filip Kostic. Er hat die entscheidenden Spiele mitgeprägt und mit einem Pokal den Klub durch das große Tor verlassen. Daichi hat nach fünf Jahren Eintracht Frankfurt die Chance, den Klub ebenfalls mit einem weiteren Titel zu verlassen. Er kann maßgeblich dazu beitragen. Das gilt für jeden Spieler. Die Spieler entscheiden durch ihr Verhalten und durch ihre Leistung, ob sie den Klub durch das große Tor oder den Hinterausgang verlassen.
Ich bin sicher, [die Fans] werden im Endspurt wieder unser Antrieb sein.
Sportvorstand Markus Krösche
Welche Rolle spielen die Fans in der Schlussphase?
Sie können so etwas wie die Lokomotive sein. Wenn ich höre, dass wir für Dortmund 18.000 Ticketanfragen hatten und mit 30.000 Fans nach Stuttgart hätten fahren können, dann ist das beeindruckend. Wir werden in Hoffenheim ein Heimspiel haben. Das zeigt, dass sie an uns glauben und bereit sind, diesen einen Schritt mehr zu gehen. Sie wollen den maximalen Erfolg. Und ich bin sicher, sie werden im Endspurt wieder unser Antrieb sein. An ihnen lag es jedenfalls nicht, dass wir zuletzt unsere Spiele in der Bundesliga nicht gewonnen haben.
Dario Gebuhr hat in Dortmund sein Bundesligadebüt gefeiert, Paxten Aaronson, Junior Dina Ebimbe und Faride Alidou in den vergangenen Spielen frischen Schwung gebracht. Welche Rolle spielen sie im Endspurt?
Ich freue mich für die Jungs. Dass Dario Gebuhr in den letzten 20 Minuten in Dortmund Bundesligaluft schnuppern durfte, gibt ihm, aber auch den Spielern in unseren Jugendmannschaften das Gefühl, es schaffen zu können. Das ist sehr wichtig für unsere Arbeit. Paxten hat es vor allem gegen Gladbach sehr stark gemacht und auch in Dortmund nach seiner Einwechslung nochmal für frischen Wind gesorgt. Junior ist ein toller Spieler mit Fähigkeiten, die sehr wichtig sind für uns. Faride hat Tempo und Tiefgang – er kann im Saisonendspurt wichtig werden.
Zuletzt sind Hrvoje Smolcic (Außenmeniskus), Kristijan Jakic (Wade), Philipp Max (Oberschenkel), Evan Ndicka (Hüfte) und Jesper Lindström (Sprunggelenk) ausgefallen. Wie ist die Lage bei den verletzten Spielern?
Jesper Lindström macht große Fortschritte und soll nun wieder an die Mannschaft herangeführt werden. Wir gehen aber behutsam vor. Wir hoffen sehr, dass er vor allem in Stuttgart wieder ein Faktor sein kann. Bei Evan hoffen wir auf eine baldige Rückkehr. Bei allen anderen wird es leider noch etwas dauern.