19.05.2021
Bundesliga

In Lauerstellung

Am letzten Spieltag hat der SC Freiburg noch ein großes Ziel vor Augen: Die erste Qualifikation für den Europapokal seit acht Jahren.

Situation: Restchance auf Europa

Vor dem Duell mit der Eintracht rangiert der Sport-Club Freiburg auf Platz zehn. Ein Sieg in Frankfurt und Punktverluste der Konkurrenz vorausgesetzt wäre allerdings noch Platz sieben und die damit verbundene Teilnahme an den Play-offs der in der kommenden Spielzeit erstmals ausgetragenen UEFA Europa Conference League möglich. Dafür müssten die Breisgauer, die aktuell bei 45 Zählern stehen, auf der Zielgeraden noch Union Berlin (47), Borussia Mönchengladbach (46) und den VfB Stuttgart (45) überholen. Letztmals spielten die Schwarzwälder in der Saison 2013/14 international, als der SCF nach der Gruppenphase aus der UEFA der Europa League ausschied.

Von den jüngsten fünf Ligaspielen verlor die Mannschaft von Christian Streich einzig die Nachholpartie vom 30. Spieltags auswärts bei Hertha BSC (0:3). Zuvor hatten die Freiburger Schalke 04 geschlagen (4:0) und sich 1:1 von der TSG Hoffenheim getrennt. Anschließend gab es einen 4:1-Auswärtserfolg in Köln und am vergangenen Wochenende ein 2:2 gegen den FC Bayern München. In der aktuellen Spielzeit zeigt sich der Sport-Club sehr treffsicher, 51 erzielte Tore sind drei mehr als in der kompletten Vorsaison.

SC Freiburg 2020/21
Kompakt12 Siege, 9 Unentschieden, 12 Niederlagen, 51:49 Tore, 45 Punkte, Tabellenplatz 10
FormkurveS-U-N-S-U
TorschützenGrifo (9), Petersen (8), Sallai (8), Demirovic (5), Höler (4), Lienhart (4), Günter (3), Jeong (3), Gulde (2), Schmid (2), Höfler (1), Santamaria (1)

Die Motivation vor dem letzten Saisonspiel 2020/21 ist bei allen Beteiligten groß: „Unser Ziel ist auf jeden Fall, zu kämpfen und alles für die drei Punkte zu geben. Wenn wir selbst ein gutes Spiel machen und alles optimal für uns läuft, ist noch einiges drin in Richtung internationaler Wettbewerb. Ob es am Ende reicht, hängt von den anderen Mannschaften vor uns, die es noch selbst in der Hand haben, ab“, erklärte Keeper Mark Flekken nach dem Remis gegen die Bayern. Sollten die Badener die Saison nicht als Tabellensiebter beenden, könnten sie dennoch erstmals in ihrer Bundesligageschichte zwei Spielzeiten in Serie auf einem einstelligen Tabellenplatz abschließen.

Trainer: Freiburger Identifikationsfigur

Seit fast neuneinhalb Jahren steht Christian Streich bereits bei den Profis des SC Freiburg an der Seitenlinie und ist damit aktuell der Bundesligatrainer mit der längsten Amtszeit. Schon vor seiner Rolle als Chefcoach war der 55-Jährige ausschließlich für die Breisgauer tätig. Seit 1995 ist Streich im Verein. Die Anfänge machte er als Nachwuchstrainer sowie Assistenzcoach der Lizenzspieler, ehe er im Dezember 2011 den Posten als Cheftrainer von Marcus Sorg übernahm. Zuvor war der Fußballlehrer bereits als Profi beim SC tätig, damals stand er allerdings einzig während der Saison 1987/88 unter Vertrag.

Der dienstälteste Trainer der Bundesliga: Christian Streich.

Im Verein genießt Streich seit Jahren uneingeschränkten Rückhalt. Im Anschluss an Tabellenplatz 17 im Jahr 2015 und den damit verbundenen Abstieg ging Freiburg mit dem Metzgerssohn in die Zweite Liga. Dieses Vertrauen zahlte das Urgestein mit dem direkten Wiederaufstieg zurück. Seitdem gelingt es Streich stetig, seine Mannschaft von den Abstiegsrängen fernzuhalten und den Verlust von Leistungsträgern zu kompensieren. Der siebte Tabellenplatz in der ersten Saison nach dem Wiederaufstieg berechtigte die Breisgauer sogar zur Teilnahme an der Qualifikation für die UEFA Europa League.

Die menschlichen Qualitäten, um dauerhaft eine verschworene Einheit zu bilden und in all der Zeit authentisch zu bleiben, veranlasste den kicker 2017 dazu, Streich zur Persönlichkeit des Jahres zu küren. Im Februar diesen Jahres verlängerte der 55-Jährige seinen Vertrag.

Taktik: Stark bei Standards, defensiv gastfreundlich

Coach Streich schickt seine Jungs vorzugsweise in einem 4-4-2- oder 5-4-1-System auf den Rasen. In dieser Saison zeigen sich die Breisgauer sehr flexibel und suchen ihre Chancen vor allem nach Umschaltmomenten. Während den Freiburger Kasten in den ersten 31 Saisonspielen Florian Müller hütete, stand in den jüngsten beiden Partien Mark Flekken zwischen den Pfosten, der seit Beginn der Saison verletzungsbedingt ausgefallen war. Die Viererkette besetzten zuletzt Kapitän Christian Günter, Manuel Gulde, Philipp Lienhart und Lukas Kübler. Im Mittelfeld kamen gegen den FC Bayern Nicolas Höfler, Baptiste Santamaria, Vincenzo Grifo und Roland Sallai zum Einsatz. Letztgenannter sah am vergangenen Wochenende die fünfte Gelbe Karte, damit fehlt der zweitbeste Torschütze seiner Mannschaft im letzten Saisonspiel gesperrt. Als möglicher Ersatz stehen unter anderem Janik Haberer, Jonathan Schmid und Yannik Keitel zur Verfügung. In der Doppelspitze stürmten zuletzt Ermedin Demirovic und Nils Petersen. Der 32-Jährige erzielte in seiner Karriere bereits acht Tore in den Duellen mit der Eintracht, so viele wie gegen keinen anderen Verein.

Vincenzo Grifo ist in dieser Saison der torgefährlichste Spieler des SC Freiburg.

In dieser Saison brilliert vor allem Teamkollege Vincenzo Grifo, der zumeist auf der linken Außenbahn zum Einsatz kommt. Der gebürtige Pforzheimer stellte mit seinen zwei Assists gegen die Bayern eine neue Bestmarke auf: Zehn Torvorlagen sind es in dieser Bundesligasaison, zuvor gelangen ihm nie mehr als acht. Zudem war der italienische Nationalspieler an den jüngsten fünf Treffern direkt beteiligt (ein Tor, vier Assists).

Besonders gefährlich ist der Sport-Club nach ruhenden Bällen. 16 Standardtore sind der sechst-, sieben Treffer nach Ecken gemeinsam mit der Eintracht der viertbeste Wert im Oberhaus. Auf der anderen Seite gestatten die Freiburger ihren Gegnern viele Chancen, 490 zugelassene Schüsse überbietet ligaweit nur Schalke (573). Trotz zahlreicher Schüsse auf das eigene Tor steht die Defensive meist stabil, mit 49 Gegentreffern liegt Freiburg in dieser Kategorie auf Rang sieben.

Spieler im Fokus: Christian Günter

Christian Günter ist die Freiburger Konstante auf dem Feld. Der Linksverteidiger ist seit 2006 im Verein, durchlief sämtliche Jugendabteilungen und rückte 2012 zu den Profis auf. Seitdem bestritt der 1,85 Meter große Defensivmann 292 Pflichtspiele für die Breisgauer. In dieser Saison ist der 28-Jährige einer von nur drei Feldspielern, die in jedem Spiel über 90 Minuten zum Einsatz kamen. Zudem ist der Abwehrspieler der laufstärkste Akteur seines Teams, mit 350,80 zurückgelegten Kilometern liegt Günter im ligaweiten Ranking auf Platz acht.

Christian Günter ist der Dauerbrenner schlechthin für den Sport-Club, bislang verpasste er in dieser Spielzeit keine Minute.

Diese Topwerte würdigt auch das Fachmagazin kicker mit einer Durchschnittsnote von 3,17. Vereinsintern liegt der Verteidiger damit auf Rang zwei, lediglich Torhüter Florian Müller (2,92) erhält eine bessere Bewertung. Zur Verlässlichkeit des Freiburger Kapitäns zählt in der aktuellen Spielzeit auch seine Treffsicherheit: Am vergangenen Spieltag netzte das Eigengewächs gegen den FC Bayern nicht nur zum wichtigen 2:2-Endstand, sondern erzielte damit auch sein drittes Saisontor – damit stellte er einen persönlichen Saisonrekord auf. Überhaupt gelangen ihm in seinen ersten sieben Erstligaspielzeiten insgesamt vier Treffer.

Günters Leistungen bleiben nicht unbeachtet, der Linksverteidiger steht im Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft für die anstehende Europameisterschaft. „Christian Günter hat eine tolle Entwicklung genommen in den vergangenen drei Jahren. Er ist sehr dynamisch und bringt sowohl in der Defensive als auch in der Offensive Energie ins Spiel“, so Bundestrainer Joachim Löw. Bisher kam der SCF-Kapitän in einem Länderspiel zum Einsatz, im Mai 2014 gab er sein Debüt in einem Freundschaftsspiel gegen Polen.

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19.05.2021 / Bundesliga
Mit Konterstärke aber ohne Leistungsträger I Deutsche Bank Gegnercheck Frankfurt - SC Freiburg

Der SC Freiburg kann sich noch für die internationalen Plätze qualifizieren. Was Freiburg diese Saison gut macht und warum die linke Seite der Breisgauer so stark ist, erfahrt ihr im Deutsche Bank Gegnercheck.