08.11.2021
Bundesliga

Irgendwie, irgendwer, irgendwann

Zum zweiten Mal binnen vier Tagen bringt Frankfurt drei Punkte auf dem letzten Drücker über die Ziellinie. Für die einen ein Qualitätsmerkmal, für die anderen noch etwas zu holprig.

Einordnung des Spiels: Unergründlich...

In der Einordnung des zweiten Bundesligasiegs dieser Saison waren sich alle Beteiligten einig. „Die erste Halbzeit war schlecht“ bewertete Oliver Glasner die ersten 45 Minuten bei der SpVgg Greuther Fürth, Timothy Chandler sah „kein gutes Spiel von uns“, Djibril Sow „eine sehr schlechte erste Halbzeit“ und Sebastian Rode „ein sehr schwieriges Spiel, in dem wir uns vor allem in der ersten Halbzeit sehr schwergetan haben“. Denn auch wenn allzu große Chancen für die Kleeblätter lange ausblieben, hatte der Aufsteiger gerade vor der Pause mehr vom Spiel, das eigentlich viel mehr einem Abnutzungskampf glich. Weshalb nicht nur Rode angesichts der eigenen Harmlosigkeit mahnte: „Wir müssen uns im Spiel mit dem Ball verbessern und mehr Torchancen kreieren“. Sow benannte die gleichen Mängel, weil es die Gäste „viel zu kompliziert versuchen, von hinten heraus zu spielen“.

...und unberechenbar

Soweit, so unbestritten drei Tage nach dem Kraftakt beim Olympiacos FC. Auf der anderen Seite besserte sich nach dem Seitenwechsel nicht nur in dieser Hinsicht vieles, sondern in der Schlussviertelstunde auch der Zwischenstand. 1:0 durch den unmittelbar eingewechselten Sebastian Rode, der damit als bereits achter verschiedener Schütze von zwölf Ligatreffern in Erscheinung trat. Nicht nur in dieser Hinsicht erwiesen sich die Hessen auf ihren Wegen nach vorne zwar bisweilen unergründlich, in jedem Fall aber unberechenbar.

Der achte Torschütze dieser Bundesligasaison für Eintracht Frankfurt: Sebastian Rode.

Denn nachdem „wir uns noch einmal gesammelt und die Dinge angesprochen“ haben, wie Sow von der Halbzeitpause berichtete, fanden die Hessen nicht nur häufiger, sondern auch variantenreicher den Weg nach vorne. Während in den ersten 45 Minuten rund die Hälfte aller Vorstöße im letzten Drittel über links liefen, verteilten sich die Offensivaktionen danach nahezu gleichmäßig auf beide Außenbahnen und das Zentrum. Dass mit diesen Frankfurter Jungs wiederum immer zu rechnen ist, untermauerten diese am Sonntagabend abermals auf ultimative Weise. Oder wie Cheftrainer Glasner nach dem Showdown am Ronhof festhielt: „Wir bekommen in der 92. Minute den Nackenschlag und ich behaupte, dass sich 99 von 100 Mannschaften davon nicht mehr erholen.“

Zahl des Tages: 90 + X

Was die einen immer noch als Glück abtun mögen, ließe sich für andere als Muster interpretieren. Sechs ihrer zwölf Saisontore erzielten die Adlerträger nun nach der 75. Minute, davon zwei in der Nachspielzeit, wie zuvor zum 1:1 gegen Leipzig. Noch gar nicht mitgezählt sind hierbei die Siegtreffer zum 1:0 in Antwerpen und 2:1 unlängst in Piräus. Kevin Trapps gehaltener Elfmeter gegen Fenerbahce nach Ablauf der regulären Spielzeit sei an dieser Stelle ebenso wenig unterschlagen.

Das schreiben die Medien

Dennoch: Vergleichen lassen sich die Punktelandungen der nahen Vergangenheit mit diesem Szenario nur schwer. „Der Dreier tut uns allen sehr gut und ist auch tabellarisch ein Schritt in die richtige Richtung. Damit können wir beruhigt in die Länderspielpause gehen“, fiel nicht nur Siegtorschütze Rafael Santos Borré ein Stein vom Herzen. Auch Coach Glasner gab zu, dass „richtig viel Druck von uns“ abfalle.

Dem schloss sich die Frankfurter Rundschau mit dem Titel „Erlösender Lucky Punch“ nahtlos an. Der kicker umschrieb es mit „Borré sorgt für späte Erlösung“ gleichermaßen. Und die Bild eröffnete die chronologische Abfolge mit „LAST-MINUTE EINTRACHT schlägt wieder zu!“

Ausblick: Kleine Gruppe, viele Einheiten

Nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen ließe sich daraus sicher eine Art Qualitätsmerkmal ableiten. Eines, das hinsichtlich Mentalität alle Beteiligten sicher gerne bewahren, sich aber keineswegs darauf verlassen möchten. Im Gegenteil, wie Kapitän Rode spielerische Fortschritte forciert: „Unsere Stürmer arbeiten unheimlich viel, kommen aber zu selten in die entscheidenden Zonen. Daran gilt es zu arbeiten, auch wenn in der Länderspielpause viele Spieler“ – insgesamt 14 – „unterwegs sind. Ich hoffe, dass uns diese beiden Siege viel Kraft und Selbstvertrauen gegeben haben und wir gegen Freiburg deutlich besser spielen.“

Noch perspektivischer denkt Glasner und nimmt die Spieler wie sich selbst in die Pflicht, indem er erwartet, „im Januar und Februar deutlich erkennbare Schritte nach vorne“ zu machen, denn dann sei angesichts von kompletten Trainingswochen die Gelegenheit günstig. Die nächsten kleinen Schritte in überschaubarer Gruppengröße möchten die Kicker vom Main an den nächsten vier Tagen gehen. Bis einschließlich Donnerstag stehen sechs Einheiten auf dem Programm, darunter je zwei am Mittwoch und Donnerstag. Von Freitag bis Montag erhalten alle frei.